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Mariana

Mariana

Titel: Mariana Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monica Dickens
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gaben ihm aber keine Gelegenheit, sie zu beantworten. Mary war ebenso gesprächig wie ihre Mutter. Es lag ihr daran, das Thema Schauspielschule, solange es irgend ging, zu vermeiden. Sie wußte aus Onkel Geoffreys Briefen, daß er nicht viel davon hielt. Allzu eingehende Fragen nach den Fortschritten in ihrer Theaterkarriere konnten ihn, so fürchtete sie, in dieser Ansicht nur bestärken.
    «Na, mein Kleines», sagte er, als sie in die Elisabeth Street einbogen, «noch nicht verlobt?»
    «I bewahre», sagte sie, bestrebt, die Unterhaltung schnell wieder von sich abzulenken, «du vielleicht?»
    «Mein Herz, ich bin zu alt für solche Scherze.»
    «Und was war mit der Blonden aus Springfield in Illinois?»
    «Ach, das ist eine traurige Geschichte. Es stellte sich heraus, daß sie schon einen väterlichen Freund in Salt Lake City hatte.»
    «Geoff, du dummer Kerl, rede nicht so, als ob du ein alter Mann wärst», sagte seine Schwester, «schließlich bist du ja mein kleiner Bruder, vergiß das nicht.»
    «Na ja, aber heute komme ich mir alt vor, Schwester», sagte er. «Es gab zu viele Bars auf dem verdammten Schiff. Aber ich möchte noch mehr von Mary wissen.» Er war nicht davon abzubringen. «Gehst du denn nicht wenigstens mit irgendeinem netten, jungen Mann mal aus?»
    «Nein, eigentlich nicht.»
    «Mary geht dauernd aus», sagte ihre Mütter stolz. «Du hast doch eine Menge Freunde, Mary, stimmt’s?»
    «Nein, durchaus nicht, Mami, und abgesehen davon, ist mit denen auch nicht viel los», sagte Mary. Sie war mit Angela ab und zu ausgegangen, und dabei hatte sie ein paar flüchtige Bekanntschaften gemacht. Mit den meisten langweilte sie sich entsetzlich, aber wenn man aufgefordert wurde, mußte man ausgehen, nur um des Ausgehns willen. Warum das so war — darüber dachte sie nie nach. Es war eben so. Außerdem bestand immerhin die Möglichkeit, Denys mal irgendwo zu treffen, und dann konnte sie ihm beweisen, daß sie einen anderen Freund hatte, selbst wenn es nur Frank Baxter war, der allen Leuten seine Visitenkarte aufdrängte, oder Freddie Gordon, der stotterte, ein kümmerliches Schnurrbärtchen besaß und von dem die Kellner prinzipiell keine Notiz nahmen.
    «Und wie ist es auf der--» fuhr Onkel Geoffrey fort, aber Mary unterbrach ihn. «Guck mal hier um die Ecke, dann kannst du es schon sehen. Das da mit der roten Eingangstür ist unser Haus. Ist es nicht wonnig? Sind die Blumenkästen nicht himmlisch? Die habe ich selbst angestrichen. Komm schon —» Sie zog ihn über die Straße. «Ich kann’s gar nicht abwarten, bis du alles siehst. Und erst dein Zimmer!» Es gelang ihr wirklich bis zum Abendessen, ein Gespräch über die Rockingham-Schule zu vermeiden, aber einmal mußte es doch dazu kommen.
    Sie aßen Geflügelsalat und tranken Sekt im Eßzimmer, von dem man in das kleine Hintergärtchen sah. Vor den offenen Fenstern sangen die Vögel in der Dämmerung ihr Abendlied.
    Es war doch zu nett, wieder beisammen zu sein. Mary erkannte erst jetzt, als Onkel Geoffrey wieder da war, so richtig, wie sehr sie ihn vermißt hatte. Sie liebte ihre Mutter, aber ihre Temperamente waren so ganz verschieden, aber zu dieser Zeit war Mary sehr reizbar. Drei Menschen unter einem Dach, das war ungefährlicher als zwei, besonders wenn das Leben — wie für sie im Augenblick — etwas düster aussah.
    «Na, Sarah Bern —, wie hieß sie doch gleich?» sagte Onkel Geoffrey schließlich, «wie geht’s? Was macht das Theater?»
    «Danke, es geht ausgezeichnet», sagte Mary betont heiter.
    «Hast du schon irgendwelche Angebote?»
    «Aber nein, natürlich nicht; ich bin doch erst im ersten Jahr. Der Kursus dauert zwei Jahre.»
    «Großer Gott, was für eine höllische Zeitverschwendung», murmelte Onkel Geoffrey und zog ein Päckchen Lucky Strikes aus der Tasche, aus dem er sehr geschickt eine Zigarette schnippte.
    «Durchaus nicht.» Mary war entschlossen, die Schauspielschule bis zum letzten Atemzug zu verteidigen. «Heutzutage ist man der Ansicht, daß man etwas lernen soll, bevor man sich in die Öffentlichkeit begibt», setzte sie vernichtend hinzu.
    «Was du nicht sagst! Zigarette, Lil? Hoffentlich schmecken sie dir. Ich rauche nur noch diese Sorte. Raucht unsere Garbo auch?» Er hielt ihr das Päckchen hin. «Danke», sagte Mary würdevoll, und er schnippte auch eine für sie heraus.
    «Um auf die Schauspielerei zurückzukommen», fuhr er fort, «ich möchte nicht aufdringlich erscheinen, aber du wirst es mir nicht

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