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Mariannes Traenen

Mariannes Traenen

Titel: Mariannes Traenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas M.
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in Richtung Tür. Beim Blick über ihre Schulter sah sie, daß er sich aufrappelte und ihr folgte. Die Tür sprang auf, und Rudolf stand vor ihr. Schnell packte er sie und schob sie hinter sich.

    Gunthers zweiter Fehler an diesem Tag war, daß er sich nicht sofort auf Rudolf stürzte, sondern einen kurzen Moment zögerte. Genug Zeit für Rudolf, sich für Gunthers Angriff in Stellung zu bringen. Er traf den vorwärts Stürmenden mit einem seitlichen Tritt so heftig in der Magengrube, daß Gunther buchstäblich zurückgeworfen wurde und atemlos schnappend zu Boden ging. Blitzschnell war Rudolf über ihm und verpaßte ihm einen gezielten Faustschlag, daß er zusammensackte und die Augen verdrehte. Rudolf faßte in seine Hosentasche und zog ein Paar Handschellen hervor, die er dem ausgeknockten Gunther anlegte. „Schnell! Die Kette!“, rief er Marianne zu und angelte nach dem freien Ende der Kette die von der Rolle an der Decke baumelte. Marianne sprang hinzu und half ihm. „Im Flur muß irgendwo eine Rolle Klebeband liegen!“, befahl er ihr.
    Kurz darauf fand sich Gunther hoch angekettet und benommen mitten im Raum stehen d. Mehrere Lagen textilen Klebebandes waren um seinen Kopf gewickelt und verschlossen seinen Mund.
    Rudolf hatte Marianne in den Arm genommen. Bebend vor Aufregung drückte sie sich an ihn. „Es ist vorbei “, flüsterte er ihr zu, immer noch keuchend vor Anstrengung. „Es ist vorbei.“ Sanft schob er sie von sich. „Geh in deine Wohnung und ruf Konrad an“, sagte er und schluckte. „Er wird Walter alleine hier hoch kommen lassen. Und ihm in kurzem Abstand folgen. Komm ihm dann nach. Warte, aber nicht zu lange.“
    Marianne nickte nur. Schnell warf sie ihren Trench über und eilte davon. Rudolf schloß die Tür hinter ihr. „Und nun zu uns zwei “, sagte er ruhig, als er zurückkam. Er trat vor Gunther, zog ein Jagdmesser aus der Tasche und klappte es auf. „Und wir beide haben da noch eine offene Rechnung“, sagte er. „Bereit?“

    Zwanzig Minuten später öffnete Walter die Tür und fand im Flur verstreut die in Fetzten zerschnittene Kleidung Gunthers. Erschrocken hielt er inne – und rannte dann vor ins Zimmer. Wo er mit einem Aufschrei wie angewurzelt stehen blieb. Gunther stand nackt mitten im Raum, mit Handschellen hoch über dem Kopf angekettet und mit Klebeband geknebelt. Sein ganzer Körper war übersät mit frischen, dunkelroten und blauen Striemen. An einigen Stellen war die Haut aufgegangen und dünne Blutstropfen rannen herab. Seine Nase war blutig und geschwollen.
    „Nein !“, schrie Walter auf und preßte entsetzt die Faust zwischen seine Zähne. Er stand kurz und wollte dann auf Gunther zustürzen, um ihn zu befreien.
    „ Halt!“, rief ihn jemand von hinten an. Walter wirbelte herum.
    Rudolf stand vor ihm, einen dicken Bambusstock zwischen beiden Händen haltend. In fast dem gleichen Moment trat Konrad aus dem Flur ins Zimmer.
    „Versuch’s “, sagte Rudolf leise. „Versuch’s, und ich breche dir den Hals.“
    Für einen Moment schien die Zeit still zu stehen. Walter stierte die beiden an, und in seinen Augen flackerte wilder Haß.
    „Versuch’s“, wiederholte Rudolf, „und ich breche dir den Hals.“
    „Du elendes Schwein !“, rief Walter. Aber er griff nicht an. Offenbar war ihm klar, daß er den Kürzeren ziehen würde. „Du Drecksau! Was hast du mit ihm gemacht.“ Tränen der Wut stiegen ihm in die Augen.
    „Sei ein kluger Junge, zieh dich aus und lege dir die Handschellen an “, sagte Konrad und warf ihm ein Paar vor die Füße. „Und warte besser nicht zu lange“, fügte er leise drohend hinzu.

    Wie in Zeitlupe begann Walter, sein Hemd aufzuknöpfen. Er trug keine Unterwäsche und war daher schnell ausgezogen.
    „Und nun die Handschellen “, wiederholte Konrad.
    „Was habt ihr mit ihm gemacht ?“, fragte Walter mit erstickter Stimme. Tränen rannen ihm über die Wangen.
    „Kette ihn an !“, befahl Rudolf. „Und du mach besser keine Dummheiten. Glaub mir, ich weiß recht gut mit einem Stock umzugehen.“
    Als Marianne das Zimmer betrat, fand sie Walter neben Gunther, beide in der gleichen, hilflosen Position gefesselt. Sie trug ein schlichtes, dunkelgrünes Kleid, darunter Strümpfe und Pumps. Im Grunde die Aufmachung, die Svenja ihr befohlen hatte. Und sie wirkte elegant und zugleich unwiderstehlich darin. Als sie sah, wie Gunther zugerichtet war, schlug sie erschrocken beide Hände vor den Mund, um einen Aufschrei zu unterdrücken.

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