Mariannes Traenen
kann mich nicht mit denen anlegen. Das wäre Selbstmord. Für mich – und für Euch beide.“
„Ja aber …“ Marianne sah ihn verzweifelt an.
„Ich weiß. Sie müssen all das ertragen und gehen kaputt dabei. Aber ich kann gegen die nichts ausrichten. Ich konnte dir helfen. Und wenn ich ehrlich bin – ich hatte eine Menge Glück. Ich bin kein Polizist, ich kenne mich mit Verbrechern nicht aus. Aber ich bin klug genug, mich nicht mit solchen Organisationen anzulegen. Marianne …“ Er faßte sie bei den Schultern. „Auf euch zwei werden sie verzichten. Zumal sie nichts von euch wissen. Den drei anderen Schweinen stopfe ich das Maul. Denen werde ich die Finger so gründlich verbrennen, daß sie euch nie mehr anrühren.“ Er nahm sie gegen ihren schwachen Widerstand in die Arme. „Für dich ist es Gott sei Dank vorbei, Marianne. Bitte, verlange nicht noch mehr von mir. Das … das …“ Er holte tief Luft. „Das kann ich nicht.“
Marianne schwieg lange an seiner Brust. Dann nickte sie. Plötzlich war die Sorge um ihre Tochter in ihr übermächtig geworden. Wie würden diese Menschen reagieren? Was könnten sie ihr noch alles antun? Nein, für sie war es vorbei. Sie und Kathrin waren frei.
Svenja sprang erschrocken auf, als die beiden Männer in ihr Wohnzimmer kamen. Sie trug nur einen weiten, seidenen Umhang und hielt eine Peitsche in der Hand. Auf dem übergroßen Flachbildschirm lief etwas, das man auf den ersten Blick für einen Porno halten konnte. Unsicher schaute sie von Rudolf zu Konrad und zurück. Als sie sah, daß Konrads Blick auf dem Flachbildschirm festfror und seine Miene versteinerte, fuhr sie erschrocken herum. Ein Mann drang in Kathrins Mund ein, während sie in entwürdigender Haltung auf ein Gestell gefesselt war. Schnell sprang Svenja nach einer Fernbedienung und der Bildschirm wurde dunkel.
„Ich … Sie … Herr Rudolf … Aber …“, stammelte sie.
„Gunther ist weg “, sagte Rudolf kühl. „Walter ebenfalls. Die beiden sind buchstäblich in Unterhosen auf dem Weg.“
„Und das Material, das er im Auto versteckt hatte, haben wir “, sagte Konrad. „Und für das, was du Kathrin angetan hast, werde ich dich erwürgen, du Stück Dreck“, fügte er leise hinzu.
„Konrad “, sagte Rudolf tadelnd. „Form wahren.“
„Du hast recht “, antwortete der. „Sie ist es nicht wert. Hier!“ Er warf ihr ein Paket vor die Füße. „Zieh das an. Da drin ist auch die Schlüsselkarte von Zimmer 312 – unser Zimmer 312. Dort wirst du dich aufhalten. Die Wohnung ist ab sofort für dich Tabu.“
„Aber … aber … Was erlaubst du dir? “
„Euer Spiel ist aus “, sagte Rudolf. „Wir werden jetzt die Wohnung filzen. Und dann die Kameras suchen und entfernen, die hier und in Konrads Wohnung versteckt sind.“
„Und du gehst uns besser aus dem Weg !“, fügte Konrad giftig hinzu. „Jetzt zieh dich um. Hier. Vor unseren Augen.“
„Hat Gunther …“ Svenja stockte der Atem. „Hat er ihr … hat er Marianne …“
„Marianne ist nicht dein Problem “, herrschte Konrad sie an.
Rudolf legte ihm beschwichtigend die Hand auf den Arm. „Mariannes Vertrag ist hiermit erloschen “, sagte er. „Wir nehmen jetzt den Rest des belastenden Materials an uns. Du wirst dich morgen im Heumaderhof melden. Dann werden wir beschließen, was mit dir geschehen soll.“
„Aber … aber …“ Svenja stotterte und schaute hilflos zu den beiden.
„Zieh dich um “, wiederholte Rudolf Konrads Befehl. „Hier, vor unseren Augen. Wir müssen sichergehen, daß du kein Material an dir trägst, wenn du die Wohnung verläßt.“
„Wie … wie geht es Marianne?“, fragte Svenja verunsichert. „Er … er hat ihr doch nicht … wehgetan? “
„Doch, hat er “, beantwortete Rudolf ihre Frage.
„Doch nicht … schlimm?“ Sie wirkte sichtlich erschüttert.
„Zieh dich um “, antwortete Konrad nur.
„Ja aber …“
„ Zieh dich um! “
Hilflos ließ sie den Umhang von ihren Schultern gleiten und bückte sich, um das Paket aufzuheben. Sie kramte den Inhalt heraus. „Aber das ist ja … das ist ja …“ Schockiert sah sie Konrad an.
„Das ist eines deiner albernen Zimmermädchen-Kostüme. Das Beste, was ich auf die Schnelle auftun könnte. Jetzt zieh es an und dann verschwinde.“
Langsam streifte sich Svenja das schlichte schwarze Kleid über. Ein fragender Blick auf Konrad machte ihr klar, daß sie auch die weiße Schürze umbinden und sich das Häubchen aufsetzen mußte.
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