Mariannes Traenen
Josef Steiner genug. Er bäumte sich auf, hielt Svenjas Kopf einen Augenblick fest und warf sie dann auf den Boden. Hektisch verschloß er seine Hose und rannte aus dem Blickfeld der Kamera. Sie hörten draußen eine Tür sehr laut zuschlagen.
„Ich muß mich um sie kümmern “, sagte Marianne und eilte davon. Sekunden später konnten die Drei auf den Monitoren sehen, wie sich Marianne über Svenja bückte, um ihr auf die Beine zu helfen. Doch Svenja ließ es nicht zu, schob die helfenden Hände von sich, rappelte sich hoch und flüchtete.
Kurz darauf war Marianne wieder bei ihnen. „Das … das habe ich nicht gewollt“, sagte sie leise. Rudolf nahm sie in den Arm. „Ja, ich … ich verachte sie … Ich … ich kann ihr das nicht verzeihen. Aber … das …“ Sie schüttelte den Kopf. Weinend drückte sie sich an Rudolf. „Keine Frau verdient das“, sagte sie unter Tränen. „Keine Frau. Noch nicht mal … sie .“
Rudolf hielt sie fest. „Ich weiß “, sagte er leise. „Ich weiß.“ Er schloß die Augen. „Und ich verachte mich dafür. Und doch hilft es mir, euch zu befreien.“
„Aber um welchen Preis?“ Marianne sah zu ihm auf. „Um welchen Preis?“
„Haben wir unsere Unschuld nicht schon längst verloren?“, fragte Rudolf.
Marianne sah ihn fragend an. Dann nickte sie, schloß die Augen und barg ihr Gesicht an seiner Brust. „Ich weiß “, sagte sie leise. „Ich weiß.“
„Das haben wir wohl alle in den beiden Wochen “, sagte Konrad leise.
KAPITEL 24
Es war kein leichter Gang für Konrad. Aber Rudolf hatte ihm dazu geraten, das Verhältnis zu seiner Mutter zumindest provisorisch zu lösen, damit kein öffentliches Aufsehen entstehen würde. Ihr Verhalten und ihr Auftritt in den Wochen zuvor hatten ohnehin schon für ausreichend Dorfklatsch gesorgt, wie Kathrin ihnen versicherte. Marianne wollte sich aus dieser Angelegenheit heraushalten – sie sei zu befangen. Kathrin hatte nach langem Zögern zugestimmt, ihren Mann zu begleiten, hatte sich aber als Bedingung ausgebeten, daß Konrad sich beherrsche würde und daß sie kein Wort zu sagen brauche.
Also hatte Rudolf auf Konrads Bitte hin Svenja noch am Sonntag aufgesucht, kurz nachdem der Bürgermeister sie mißbraucht hatte. Er hatte sie in völlig aufgelöstem Zustand vorgefunden und gut eine Stunde damit verbracht, nur still dazusitzen und sich ihr Heulen anzuhören, immer wieder unterbrochen von verworrenen Schuldbekenntnissen. Nach kurzer Rücksprache mit Konrad hatte er sie schließlich in ihre eigene Wohnung gebracht und ihr dort erlaubt, sich einen Koffer mit Kleidung und ein paar privaten Dingen zu packen – die er allerdings einzeln prüfte, um sicherzustellen, daß sie keine Gelegenheit haben würde, etwas für Marianne oder Kathrin Verfängliches, das der Durchsuchung entgangen war, aus ihrer Wohnung zu schmuggeln.
Auf ihren Wunsch hin hatte er danach so lange in ihrem Zimmer gewartet, bis sie sich gewaschen hatte und irgendwann im Pyjama und mit nassen Haaren schweigend auf dem Bett saß. Sie hatte sich zwar wieder einigermaßen gefangen, wirkte aber immer noch fahrig und verunsichert.
„Konrad möchte dich morgen sehen “, hatte er ihr schließlich von seinem Sessel aus verkündet. „Nachdem du heute selbst erlebt hast, was es für eine Frau bedeutet, wirst du dir sicher vorstellen können, daß er die Vergewaltigung und erzwungene Prostitution seiner Ehefrau nicht auf sich beruhen lassen wird.“
Svenja hatte nur genickt und dabei nervös eine Strähne ihres nassen Haars in den Fingern gedreht. „Wann und wo?“, hatte sie schließlich wissen wollen.
„Um acht. In seiner Wohnung.“
„Wird Kathrin auch da sein“, hatte Svenja gefragt und ihn dabei unsicher angeschaut. Und Rudolf hatte genickt.
„ Marianne? “
Rudolf schüttelte nur den Kopf, und Svenja nickte.
„Nein, natürlich nicht. Wirst … Werden Sie auch dabei sein?“
„Du kannst mich ruhig duzen. Ja, ich werde ihm sozusagen sekundieren.“
„D anke!“ Die Erleichterung war ihr anzusehen gewesen. „Und nochmal danke!“ Sie hatte den Kopf geschüttelt. „Was habe ich bloß getan …“ Ein Frage, die sie sich in der kurzen Zeit, da er bei ihr gewesen war, bestimmt hundertmal vorgebetet hatte. „Wie soll ich allen bloß jemals wieder unter die Augen treten?“, hatte sie ihn schließlich fragend angesehen.
„So unauffällig und kleinlaut wie möglich “, hatte er irgendwann geantwortet. „Und versuche am besten nicht, etwas
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