Mariannes Traenen
Erbfrist abläuft. Du stimmst damit auch der Aufhebung aller Konten-Berechtigungen zu. Ich möchte von dir jetzt gleich die Bankkarte und auch deine beiden Kreditkarten haben.“
Schweigend griff Svenja nach ihrer Tasche, nahm ihre Börse heraus und schob ihm die drei Karten über den Tisch.
„Du eröffnest dir bitte heute noch ein neues Konto. Melde es ruhig als Gehaltskonto an, ich bürge dafür.“ Er legte ihr einen verschlossenen Briefumschlag hin. „ Die sollen mich anrufen. Hast du genug Bargeld, bis eine neue Karte da ist?“, fragte er.
Svenja nickte. „Ich … ja ich …“ Schamesröte stieg ihr ins Gesicht. Unwillkürlich sah sie Kathrin an. Die erwiderte kurz den Blick, schloß dann die Augen und lachte leise und mit einem bitteren Zug um den Mund in sich hinein. „Ja, es wird reichen“, sagte Svenja mit brüchiger Stimme. „Darf ich … darf ich hier im Restaurant essen?“, fragte sie.
Konrad nickte. „Meinetwegen. Aber beschränke d einen Aufenthalt bitte auf die Küche.“
„ Danke“, bestätigte Svenja.
„Versteh mich bitte richtig.“ Konrad beugte sich vor und stützte sich dazu mit beiden Ellenbogen auf den Tisch. „Ich will über das, was du getan hast, nicht mit dir reden. Weil es darüber nichts zu reden gibt. Und so wie die Dinge im Moment stehen, will ich auch sonst nie wieder ein persönliches Wort mit dir reden.“
Svenja sah auf, mit Tränen in den Augen.
„Ich weiß nicht, ob du das verstehen kannst, aber ich möchte dich vor den Leuten nicht mit deinem Vornamen anreden – weil ich das bisher nie getan habe. Und Mutter mag ich dich nicht mehr nennen … müssen .“
„Konny …“, flüsterte sie nur und weinte lautlos.
Doch er schüttelte den Kopf. „ Nenn mich nicht mehr Konny . Du nicht. Du weißt, was du getan hast. Ich brauche dir das, was Kathrin ertragen mußte, sicher nicht zu beschreiben.“ Er tauschte einen Blick mit Rudolf. „Von ihrer Mutter, die sie liebt und die ich schon immer gemocht habe, gar nicht erst zu reden. Akzeptiere bitte, daß zwischen uns die Bande zerschnitten sind.“
Sie sahen einander in die Augen.
„Endgültig!“, bekräftigte er sein Urteil. „Ich bin nicht länger dein Sohn.“
„Aber Konny …“, machte sie einen letzten Versuch.
Doch er schüttelt e nur traurig den Kopf. „Ich bin Kathrins Ehemann. Ich bin Mariannes Schwiegersohn. Und wenn Rudolf es annehmen mag, dann bin ich sein Freund. All das bin ich mit Stolz. Aber dein Sohn will ich nicht mehr sein. Akzeptiere das!“
Svenja schloß die Augen und rührte sich nicht.
„Gut “, fuhr Konrad betont geschäftlich fort. „Vor dir liegen die Unterlagen in dreifacher Ausfertigung. Bitte unterzeichne alle drei. Tu es bitte jetzt gleich. Ebenfalls unterzeichne mir bitte dieses schriftliche Schuldeingeständnis an Eides statt …“ Er nahm drei weitere, dünne Papierstapel und schob sie ihr über den Tisch. „Darin gibst du zu, Marianne und Kathrin aus Gewinnsucht und Rachsucht erpreßt zu haben. Du gibst damit auch den Versuch zu, ihnen dadurch den Heumaderhof abzupressen. Ferner gestehst du die erfolgte Zwangsprostitution mit Gewinnabsicht und die damit einhergehende schwere Körperverletzung und Vergewaltigung durch dich selbst, deinen Partner und die namentlich genannten, fünf weiteren Männer, denen du Marianne und Kathrin ausgeliefert hast. Du verpflichtest dich zu absolutem Stillschweigen und erklärst, bei Zuwiderhandlung beiden ein Schmerzensgeld und einen immateriellen Schadenersatz in Höhe von je zweihunderttausend Euro zu leisten. Ferner gibst du damit alle Erbansprüche gegen mich auf, ausnähmlich eines verminderten Pflichtteils, und verpflichtest dich, Kathrin als meine Alleinerbin anzuerkennen, sollte mir vor der Zeit etwas zustoßen. Unterschreib auch diese Dokumente jetzt gleich. Ich und Rudolf werden gegenzeichnen, Rudolf als Zeuge. Die Änderung der Besitzverhältnisse werden wir dann nächste Woche beim Notar beantragen – den Termin dazu nenne ich dir noch.“
Schweigend nahm sie den Schreiber, den er ihr anbot, und unterzeichnete alle sechs Dokumente, ohne sie zu lesen. Sie reichte den Stapel an Rudolf, der ebenfalls unterschrieb und dann alles an Konrad weitergab. Dieser unterschrieb die beiden Exemplare für seine Mutter und gab sie ihr. Dazu gab er ihr einen Zimmerschlüssel für das Schlafhaus der Saisonarbeitskräfte.
„Ich möchte bitte deinen Schlüsselbund mit allen Schlüsseln für das Hotel. Deine Autoschlüssel darfst du
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