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Mariannes Traenen

Mariannes Traenen

Titel: Mariannes Traenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas M.
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erklären oder dich bei jemandem entschuldigen zu wollen. Das ist wahrscheinlich der beste Rat, den ich dir geben kann: Nimm es hin, mach dich unsichtbar und verlier kein Wort darüber. Laß Gras drüber wachsen – falls das irgendwann geschehen kann.“
    Svenja hatte lange nachgedacht und schließlich zugestimmt. „Für das, was ich getan habe, gibt es wirklich keine Entschuldigung“, hatte sie schließlich seine Einschätzung bestätigt. „Du hast wohl recht.“
    „Dann sei so gut und entschuldige mich jetzt bitte. Ich möchte Marianne heute nicht allzulange allein lassen.“
    „Hat sie … hat sie …“ Svenja hatte erneut mit den Tränen gerungen. „Hat sie sehr leiden müssen?“, hatte sie ihn dann leise gefragt.
    Da hatte Rudolf für einen kurzen Moment die Contenance verloren und laut und zynisch aufgelacht. „Das fragst du ?“ Und sie dann mit Kopfschütteln gefragt: „Kannst du dir das nicht selber denken? Oder muß ich dich erst an Walters Sperma im Napf und den Bürgermeister in ihrem Mund erinnern? Oder den Schickl in ihrem frisch klistierten Anus? Soll ich’s dir zeigen? Möchtest Du ein Video davon sehen?“
    Svenja war erschrocken über die Härte und Kälte in seiner Stimme. Betroffen hatte sie den Blick zu Boden geschlagen und nichts mehr gesagt, als er grußlos ihr Zimmer verließ.

    Und nun saß sie ihrem Sohn am Eßtisch gegenüber. Rudolf hatte darauf gedrungen, daß sie einander gegenüber säßen wie unter zivilisierten Menschen üblich. Der gekünstelte Zirkus mit Herrschen und Unterwerfen müsse ein Ende haben. Kathrin wirkte beklommen. Ihre großen, blauen Augen schauten mit einer Mischung aus Furcht und Unverständnis auf ihre Schwiegermutter. Mit ihren offenen Haaren und der Blässe ihres Gesichts wirkte sie scheu und verletzlich. Svenja versetzte es einen Stich, zu sehen, wie sehr Kathrin Konnys Nähe suchte, als suche sie bei ihm Schutz vor ihr, wie vor einer bösen Hexe. Sie schwieg, wollte es Konny überlassen, die Unterhaltung zu führen. Was hätte sie ihm auch sagen können?
    „Nun gut “, begann Konrad. „Es muß weitergehen. Wir können nicht den Betrieb vernachlässigen wegen deiner …“ Er atmete tief durch und rang sichtlich um Fassung. „Wegen deiner … Eskapaden “, sagte er schließlich mit einem Blick zu Rudolf, der lediglich ein Nicken andeutete.
    „Eigentlich hatte ich vor, dich nackt vom Hof zu jagen “, sagte er leise.
    „Das hätte ich auch verdient “, entfuhr es Svenja spontan. Und sie bereute unmittelbar, daß sie es gesagt hatte. Denn Konrads Reaktion ließ keine Sekunde auf sich warten.
    „Sei bloß nicht gönnerhaft !“, fuhr er sie an. „Das ist so ungefähr das letzte, was dir zusteht.“ Röte war augenblicklich in sein Gesicht gestiegen. Doch ein kurzer Blickwechsel mit Rudolf ließ ihn sich wieder beruhigen.
    „Also gut. Bis wir sicher sein können, daß in deiner Wohnung nicht noch weitere … Stinkbomben vergraben sind“, er machte eine kurze Pause, „ bitte ich dich, in einem der Zimmer für das Saison-Personal Quartier zu nehmen. Ich hoffe, das wird nicht allzulange dauern. Danach kannst du wieder in deine Wohnung zurück. Aber ich will dir nicht verhehlen, daß es meiner Frau und mir lieber wäre, wenn du dir in angemessener Zeit eine Wohnung suchen und den Hof verlassen würdest“, verkündete er sein Urteil.
    Svenja nickte nur.
    „Ich weiß, du hast ein kleines Vermögen, von dem du dich eine Weile über Wasser wirst halten können. Sobald ich überblicke, wie weit es der Betrieb trägt, werde ich dir eine monatliche Rente ausstellen.“ Er drückte einen Moment lang das Kinn auf die Brust, als kämpfe er mit einer Regung, die er kaum bezwingen konnte. Seine Kiefermuskeln mahlten sichtbar, obwohl er die Lippen fest aufeinandergepreßt hielt. „Erwarte lieber keine allzu ausgeprägte Großzügigkeit von mir. Nach dem, was du mit meiner Kathrin …“ Er nahm Rudolfs Regung wahr und schwieg.
    „Ja “, sagte Svenja nur und hielt den Blick gesenkt. Sie vermochte längst nicht mehr aufzuschauen. Kathrins große, schutzlose Augen brannten wie Feuer auf ihr, kaum daß sie ihren Blick kreuzte.
    „Hier hast du eine Erklärung …“ Er schob ihr drei dünne Stapel Papier über den Tisch, jeder an der Ecke nach Art der Notare zusammengeheftet und mit einem Siegel versehen. „Du verzichtest damit offiziell auf alle operativen Vollmachten und Befugnisse an diesen Betrieb. Jetzt und insbesondere wenn nächstes Jahr die

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