Mariannes Traenen
auf den Leib geschneidert. Und sie steht ihnen mindestens so gut wie dieses phantastische Kleid.“
Das erneute Kompliment zauberte ein Strahlen auf Ihr Gesicht. „Auf Herren – und Sklaven!“, erwiderte sie den Gruß und trank ihr Glas gierig und in einem Zug leer. Rudolf Stadler hingegen nippte bloß an seinem Glas.
„Ach “, rief sie laut, „ich fühle mich so … so … befreit! “ Übermütig warf sie ihr Glas in hohem Bogen zum Ende der Stallgasse, wo es in tausend Stücke zerbarst. Rudolf Stadler beließ es bei einem süffisanten Lächeln.
„Sagen Sie, verehrter Freund “, sie nickte kokett und sah ihn verstohlen unter ihren Brauen heraus an, „was hat es für eine Bewandtnis mit dem Punkt , von dem sie sprachen. Der Punkt, zu dem man die Sklavin mit der Peitsche bringen muß?“
Rudolf Stadler lachte leise. Er überlegte einen Moment, dann ging er zum Stuhl und stellte ein Glas ab. „Wissen Sie, teure Freundin “, sprach er, kam dabei auf sie zu und bat sie mit einer Geste darum, ihm die Peitsche zu überlassen. „Es gibt in der Seele einer unterwürfigen Frau einen Punkt, eigentlich ist es ein schmaler Grat, kurz bevor ihr Willen bricht. Geht man darüber hinaus“, er begab sich in die Position, die ihm am geeignetsten erschien, um Marianne zu schlagen, „dann zerbricht sie und wird willenlos.“
Auf Svenjas Gesicht stahl sich ein Moment des Zweifels.
„Ich persönlich“, wandte er sich ihr zu, „halte das für pure Vergeudung. Das ist keine wirkliche Erziehung, das ist nur rohe Gewalt. Und das Ergebnis ist – wir sind da bestimmt einer Meinung – nicht besonders inspirierend.“
„Ah! Ja! Sicher!“ Svenjas Replik klang altklug. „Und welche Methode der Erziehung bevorzugen Sie, mein lieber Freund?“
Er dachte kurz nach. „Ich empfehle in diesen Fällen …“ Er holte aus. „Sie erlauben?“ Mit generöser Geste gewährte sie ihm das Züchtigungsrecht. Augenblicklich schlug er zu, und Marianne schrie hell auf. „Ich bevorzuge, eine Sklavin genau an den Punkt heranzuführen, kurz bevor ihr Willen bricht.“ Wieder schlug er fest zu. Marianne bäumte sich auf und stöhnte. „Bitte achten sie auf den Moment, an dem sich ihr die eigene, unterwürfige Natur offenbart …“ Marianne stieg auf ihre Zehenspitzen, als er sie erneut traf. „Und sie erkennt, daß sie in Wahrheit leiden will! “ Und dann ließ er mit unerbittlicher Regelmäßigkeit eine Folge von harten Peitschenhieben auf sie nieder. Er traf ihre Schultern, den Rücken, Lenden und Hüften, auch ihre Schenkel wurden nicht geschont. Nur einen kleinen Bereich zwischen Brustkorb und Steiß zu treffen vermied er sorgfältig. Svenja war beeindruckt von der Leichtigkeit, mit der er das Leder in seiner Hand laufenließ. Und fühlte zugleich, wie sich eine trockene Hitze ihres Gesichts bemächtigte.
Plötzlich ließ er von seinem Opfer ab. Ein heftiges Beben durchlief Marianne in diesem Moment. Sie zitterte am ganzen Leib, ihre Knie begannen zu schlagen, und Tränen strömten über ihre Wangen. Ein gebrochenes, mühsam im Zaum gehaltenes Schluchzen entkam ihrem Mund. Die Knie knickten immer wieder kraftlos ein. Fast gelang es ihr nicht mehr, sich auf den Beinen zu halten.
„ Voilà – à point!“, sagte er leise, so als spreche er zu sich selbst.
Svenjas Atem ging heftig. Die Szene hatte sie in ungeheure Aufregung versetzt. Sie schloß ihren Mund, spürte die Trockenheit darin und versuchte, die Lippen mit ihrer Zunge zu benetzen.
Rudolf Stadler ging ruhig zu ihrer Tasche, legte die Peitsche darüber und hob die Leine auf, die sie dort achtlos hingeworfen hatte. Im Gegensatz zu ihr war sein Atem kaum beschleunigt. Er war die Ruhe selbst, und im Gegensatz zur Herrin im roten Kleid war ihm keine Aufregung anzumerken.
„Und jetzt, verehrte Freundin, müssen Sie sich natürlich entscheiden.“
Svenja glotze ihn an.
Er ging mit ruhigen Schritten zu Marianne, bog den Kopf der heftig Bebenden behutsam nach hinten, stützte ihn dabei mit seiner Hand und befestigte die Leine an ihrem Hals. Nicht einmal ein leises Klicken war zu hören, als er den Haken zufallen ließ. Dann langte er nach oben, und befreite mit schneller Geste Mariannes Hände – nur um sie gleich wieder hinter ihrem Rücken zu verschließen. Kurz faßte er ihre Leine und zog sanft daran. Doch ihre Beine gehorchten der Ausgepeitschten kaum noch. Also faßte er sie mit beiden Händen um die Schultern und führte sie langsam zu Svenja.
„Knie vor
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