Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mariannes Traenen

Mariannes Traenen

Titel: Mariannes Traenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas M.
Vom Netzwerk:
Vorsichtig half er ihr, der Wanne zu entsteigen. Und ohne Gegenwehr ließ sie zu, daß er sie vorsichtig abtrocknete. Sie sah ihn kurz vor sich knien, denn so, wie er sie zuvor gewaschen hatte, begann er auch mit dem Abtrocknen bei ihren Füßen.
    Er half ihr auf die Toilette, und es machte ihr zum eigenen Erstaunen nichts aus, daß er Zeuge wurde, wie sie ihre Notdurft verrichtete. Ohne Widerstand erlaubte sie derselben Hand, die sie wenige Minuten zuvor noch durch eisernen Griff vernichtet hatte, nun die gleiche Stelle vorsichtig mit einem feuchten Lappen zu waschen und danach mit dem Handtuch behutsam abzutrocknen. Warum hatte er ihr die Fesseln an Hals und Händen wieder angelegt? Doch war sie das überhaupt, mit der das alles geschah? Marianne war viel zu betäubt, um einen klaren Gedanken zu fassen.
    „Kommen Sie “, befahl er leise, und sie gehorchte, ließ sich von ihm vor das Bett führen, das er mit raschen Bewegungen aufdeckte. „Legen Sie sich hin. Sie müssen ruhen.“ Sie ließ es geschehen, daß er sie vorsichtig auf die linke Seite bettete. Die kühlen Laken berührten Rücken und Lenden, doch es war erträglich, schmerzte sie nicht. Fürsorglich deckte er sie zu, nahm eine Decke von der Couch, und legte auch die über sie. Ihr Kinn war immer noch in Unruhe. Sie hörte ihre Zähne klappern. Und jetzt, wo sie endlich warm und sicher lag, durchlief sie ein heftiger Schüttelfrost.
    A us seltsamer Ferne betrachtete sie ihn, wie er aufsprang, den Wasserkocher in Betrieb setzte und sich am Kühlschrank zu schaffen machte. Noch fühlte sie nicht mehr, als das heftige Zittern und Schütteln in ihrem Körper. Sie hob die Hand unter der Decke hervor, rieb sich Stirn und Augen und bemerkte die Fesseln an ihren Gelenken. Mit den Fingerspitzen vergewisserte sie sich, daß sie auch wieder das Band um ihren Hals trug. Doch daß sie die Fesseln wieder trug, bereitete ihr keine Angst, erschien ihr nur seltsam unwirklich in diesem Moment. Er kam zurück zu ihr, trug eine Tasse in der Hand.
    „Kommen Sie “, sagte er leise und half ihr, sich aufzurichten. „Trinken Sie das, es wird Ihnen helfen.“ Das Getränk war warm, nicht heiß. Es duftete aromatisch und süß. Ein bitterer und ein scharfer Nachgeschmack stiegen ihr in die Nase. „Trinken Sie es in einem Zug!“ Er stützte ihren Nacken. „Orangensaft, heißes Wasser, ein Schuß Rum und etwas Aspirin“, erklärte er. Doch Marianne war nur erstaunt darüber, daß sie es eigentlich gar nicht wissen wollte. „Vertrauen Sie mir“, hörte sie es wie aus einem Nebel nachhallen. „Seien Sie tapfer! Es wird Ihnen gleich besser gehen!“
    Er ging ins Badzimmer und kam gleich darauf wieder. Er schlug ihre Decke zurück, und sie blieb regungslos liegen. Sie sah, wie er ein e Creme aus einer Tube in seine Hand drückte. „Das wird dafür sorgen, daß die Spuren schneller verschwinden“, sagte er und begann, vorsichtig ihren Rücken damit einzucremen. „Außerdem lindert es die Schmerzen.“ Das Zittern hatte aufgehört und sie sah ihn an, mit ihren großen, dunklen Augen. Er bestrich auch ihren Hintern und die Schenkel mit der Salbe. „Warten Sie noch einen kurzen Moment mit der Decke, bis es eingezogen ist!“, befahl er ihr, dann eilte er wieder ins Bad. Er ist nicht schlank, dachte sie, aber sein Schritt federt. Er bewegt sich wie ein Raubtier. Kaum ein Laut war zu hören in der Wohnung. Das Licht aus dem Spalt der Badezimmertür verteilte sich spärlich im Halbdunkel.
    Als er zurückkam, war er nackt. Er legte sich zu ihr aufs Bett, und sie spürte sein Gewicht neben sich in die Matratze sinken. Schnell breitete er die Decke über ihnen aus und legte sich auf die Seite, ihr zugewandt. Seinen Arm legte er über ihren Kopf. Mit der freien Hand strichelte er vorsichtig über ihre Wangen. Dabei schaute sie ihn unverwandt an, wich seinem Blick nicht aus. Nach einer Minute überfiel sie ein heftiges Zittern, und sie verschloß angestrengt ihre Augen, legte die Stirn in Falten. „Schhhh“ machte er leise, als beruhige er ein verschrecktes Reh. Dabei streichelte er wieder ihr Gesicht, ließ die Hand zu ihrem Nacken gleiten, hielt ihren Kopf. Marianne fühlte seine Hände auf dem Leder um ihren Hals. Doch er löste ihre Fessel nicht. Langsam ließ er die Hand über ihre Schulter gleiten, und sie spürte die Wärme darin. Unendlich behutsam berührten die Spitzen seiner Finger ihre verwundete Flanke, und sie zuckte zusammen, mehr aus Furcht als daß es ihr

Weitere Kostenlose Bücher