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Mariannes Traenen

Mariannes Traenen

Titel: Mariannes Traenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas M.
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Sie ließ ihren Blick auf der Mattscheibe verweilen, ohne wirklich wahrzunehmen, was dort ablief. Und es dauerte nicht lange, bis sie in einen tiefen, traumlosen Schlaf gefallen war.

    Als sie am nächsten Morgen gegen halb acht erwachte, lag Rudolf neben ihr. Fröstelnd ging sie zur Toilette, warf die Kaffeemaschine an und schlüpfte dann rasch wieder unter die Decke. Sie schmiegte sich an ihn und war glücklich, als er mit einem unverständlichen Brummeln seinen Arm um sie legte. „ Oh Rudolf“, flüsterte sie leise. „ Was machst du mit mir? “ Doch er antwortete nicht. Sein Atem ging gleichmäßig. Offenbar schlief er noch. Wollte sie überhaupt eine Antwort? Es war Samstag. Am liebsten hätte sie heute Ferien gehabt. Hätte sich am liebsten bis Mittag im Bett herumgedrückt, Fernsehen geschaut und sich gelangweilt. Die Maschine fauchte leise vor sich hin, und sie schloß die Augen, lauschte in seinem Arm geborgen dem Geräusch. Frischer Kaffeeduft erfüllte die Wohnung und schien nun auch seine Lebensgeister zu wecken. Er drehte sich zu ihr und betrachtete sie. Schnell versteckte sie ihr Gesicht an seiner Brust. Es verunsicherte sie, wenn er sie so anschaute. „Wo warst du?“, fragte sie leise.
    „Guten Morgen, Marianne “, antwortete er nur.
    Doch sie blieb ihm den Gruß schuldig. Stattdessen drehte sie sich um und kuschelte ihren Rücken an ihn. „Wo warst du “, fragte sie nochmal.
    „Ich hatte noch zu tun.“
    „Was zu tun?“, wollte sie wissen, doch er antwortete nicht. Sie überlegte eine Weile, ob sie ihn fragen wollte, was da gestern geschehen war. Doch sie konnte sich nicht dazu durchringen. Die Sache mit dem Napf nagte plötzlich in ihr. Warum hatte er ihr das angetan? Es brauchte ein paar Minuten bis sie sich schließlich eingestand, was sie eigentlich wissen wollte. Noch mehr als das, was er mit ihr machte, wenn sie Sklavin sein mußte, bohrte eine andere Frage tief in ihr drinnen: Was empfand er für sie? Doch auch vor dieser Antwort fürchtete sie sich. „Möchtest du einen Kaffee?“
    Er schloß sie in seine Arme. „Ich trinke keinen Kaffee “, sagte er leise. „Hast du schwarzen Tee?“
    Marianne konnte es selbst nicht verstehen, doch irgendwie tröstete sie seine Antwort. Sie ließ zu, daß seine Hände ihre Brüste streichelten und dann auf i hrem Bauch zu liegen kamen. Sie spannte ihre Muskeln, spielte mit seiner Hand auf ihr.
    „Laß uns aufstehen “, flüsterte er ihr ins Ohr. „Es gibt Arbeit.“
    „Arbeit ?“, rief sie überrascht. Doch da war er schon aufgesprungen und unterwegs ins Badezimmer.

    Zehn Minuten später saßen sie an der kleinen Theke in ihrer Küche. Sie im Pyjama mit einem Kaffeebecher in Händen. Er im korrekten, schwarzen Einreiher, gerade so wie gestern. Nur die Farbe der Krawatte hatte gewechselt, von tiefgrün nach dunkelrot. Schweigend trank er seinen Tee und ließ sich nicht anmerken, daß Beuteltee nicht gerade das war, was er bevorzugte. Für geraume Zeit sprach keiner von beiden. Doch ihr entging nicht, daß er aufmerksam jedes Detail ihrer geräumigen Einzimmerwohnung in sich aufzunehmen schien. Sie war stolz auf diese Wohnung. Schick wollte sie es in ihrer Freizeit haben. Schick und elegant. Dazu paßte auch der gebrauchte Beetle Cabrio, den sie sich vor ein paar Jahren gegönnt hatte. Nicht ganz das, was sie sich erträumt hatte, doch sie liebte den Hauch von Luxus, wollte ihren Status als selbstbewußte Geschäftsfrau unterstreichen.
    „Erzähl mir von deiner Tochter “, unterbrach Rudolf ihre Gedanken.
    „Was ?“, entfuhr es ihr.
    „Was weißt du von ihr “, fragte er mit seiner typischen undurchsichtigen Art, der sie nie entnehmen konnte, was er gerade dachte. Er setzte seine Teetasse ab und schaute sie an. „Was weißt du, wie sie lebt, was sie so treibt.“
    Marianne sah i hn mit blankem Erstaunen an. „Wieso interessierst du dich für meine Tochter?“ Und dann alarmiert: „Ist etwas mit Kathrin?“
    „Nein “, er schüttelte den Kopf. „In diesem Moment löst sie gerade Lukas ab. Vermutlich reißen sie ein paar Witze darüber, daß die Senior-Chefin sich heute viel Zeit läßt“, sagte er mit gleichmütigem Ton.
    „Aber warum fragst du dann?“
    „Erzähl es mir. Was weißt du von ihr? Was weißt du, wie sie lebt? Was tut sie so? Außer daß sie dir im Hotel zur Hand geht.“
    „Ich … was soll ich sagen …“ Marianne stellte ihre Kaffeetasse ab und ließ beide Hände auf die Theke fallen. „Sie … sie ist

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