Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Marie ... : Historischer Roman (German Edition)

Marie ... : Historischer Roman (German Edition)

Titel: Marie ... : Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helene Luise Köppel
Vom Netzwerk:
Unheil! ...“
    Agrippe d`Aubigné , Que les bon fuient la cour

    Ein halbes Jahr nach der Einweihung der Kirche war Bérenger ein weiteres Mal gezwungen, Gold aus der Höhle heraufzuholen. Lange waren wir nicht mehr unten gewesen.
    „Ich halte es für zu gefährlich, Marie“, hatte er mir noch vier Wochen zuvor gesagt, „es könnte nämlich sein, dass man mich beschatten lässt, und bekanntlich soll man das Schicksal nicht herausfordern.“
    „Wieso?“ Ich war erstaunt und zugleich erschrocken gewesen. „Wie kommst du darauf, dass man dich beschatten könnte? Meinst du Torkain?“
    „Nein, nein, der ist eher harmlos“, wiegelte Bérenger ab. „vielleicht täusche ich mich, was meine Befürchtungen angeht, vielleicht aber auch nicht. Mach dir vorerst keine Sorgen, Marie. Im übrigen haben wir genug Gold in den Kellerräumen, und unsere Bankkonten sind ebenfalls gut bestückt. Wir wollen nicht zu gierig sein, nicht wahr?“
    „Ja natürlich, aber was oder wer gibt dir Anlass für deinen Verdacht?“
    Bérenger blies die Backen auf. Seine linke Braue zuckte verdächtig.
    „Es scheint mit Billard zusammenzuhängen. Er ist gierig! Bei der Einweihung hat er sich offenbar zu genau umgesehen hier heroben ...“
    „Das kann ich mir vorstellen! Setzt er dich unter Druck seitdem?“
    „Nein, keineswegs. Es ist Boudets seltsames Verhalten, das mich stutzig macht. Bis jetzt war er vollauf zufrieden, dass ich ihn an dem Schatz habe partizipieren lassen. Und ich war nicht kleinlich, das darfst du mir glauben, Marie. Doch plötzlich dringt Boudet in mich. Es wäre nicht gut, wenn nur ich alleine vom Versteck des Salomonschatzes wüsste ... Wenn mir etwas passieren würde, käme kein Mensch mehr an das Gold heran, und so weiter und so fort. Ich kann mir sein Verhalten nur damit erklären, dass er von irgendeiner Seite unter Druck gesetzt wird – und ich vermute, es ist Billard.“
    „Meinst du, er hat einen Spion hier im Ort?“
    „Ich weiß es nicht. Vorgestern, nach der Beichte, hat mich Madame Odile zur Seite genommen. Sie hätte in der vergangenen Woche zweimal beobachtet, wie sich ein Fremder in der Dämmerung abseits der Straße den Berg heraufgeschlichen hätte, am Dienstag und am Donnerstag. Und weil eben gerade wieder Dienstag wäre ... Also, ich habe mir Antoines Gewehr geholt und bin - mit Pomponet an meiner Seite - Madame Odile bis zum blauen Felsen gefolgt, von wo aus sie den Fremden beobachtet hat. Dort habe ich den Hund freigelassen, der jedoch hat nur ein wenig lustlos im Wacholdergestrüpp herumgeschnüffelt. Dann aber, vielleicht eine Viertelstunde später, hat er plötzlich angefangen, die Ohren aufzustellen und zu knurren. Doch da war nichts. Über eine Stunde habe ich mich noch auf die Lauer gelegt. Nichts. Nun, vielleicht hat eine der Moriseau-Töchter einen heimlichen Liebhaber aus dem Tal, oder die Odile hat sich alles nur eingebildet.“
    Dieses Gespräch hatte mich einige Tage beunruhigt, auch weil ich nicht wusste, ob Bérenger mir die ganze Wahrheit erzählt hat. Doch ich fand einfach keine Gelegenheit, nachzusehen, ob sein Aufzeichnungsbuch endlich wieder an Ort und Stelle war. Also hielt ich meine Augen und Ohren offen. Bérenger machte von nun an mit seinem Hund jeden Abend einen Rundgang durch das Dorf, ohne jedoch jemals Verdächtiges zu beobachten, nur einmal entdeckte er etliche Zigarettenkippen vor dem blauen Felsen.
    Irgend etwas aber war im Gange, zweifelsohne. Denn eines Morgens lag Pomponet vor unserer Tür. Vergiftet. Obwohl mein lieber Fou-Fou äußerst wachsam war, musste sich jemand sein Vertrauen erschlichen haben. Ich weinte sehr um ihn, und selbst Bérenger konnte die Tränen nicht zurückhalten.
    „Wenn ich dieses Scheusal in die Finger bekomme, dann gnade ihm Gott ...“, hatte er gezischt, als er auf mein lautes Schreien aus seinem Arbeitszimmer gestürzt war und das arme Tier vor sich liegen sah.
    Am gleichen Tag noch traf Bérenger mit Monsieur Bouzil, dem Jäger aus Coustaussa, ein Abkommen, dass er uns ab sofort – gegen gute Bezahlung – zwei seiner scharfen Wolfshunde zur Verfügung stellte. Jeden Abend vor Sonnenuntergang brachte der Jäger die Tiere vorbei, und am Morgen holte er sie wieder ab. Allerdings mussten die Hunde an die lange Leine, weil sie sich nicht mit unseren anderen Tieren vertrugen. Aber sie vertrieben lautstark jeden, der sich in der Nacht auch nur in die Nähe der Villa wagte.

    Boudet kam in dieser Zeit zwar nur selten hinauf nach

Weitere Kostenlose Bücher