Marie + Leo = Liebe (German Edition)
Bäume kettete, damit diese nicht gefällt wurden.
„Wir beide fahren jetzt nach
Hause. Du trinkst einen heißen Tee, legst die Beine hoch und entspannst. Und
ich spiele dir etwas auf der Zither vor.“
Oh Gott, nicht auch das noch.
Um Ricarda am Zitherspielen zu hindern, hatte Marie darauf bestanden, sie zu sich nach Hause
einzuladen.
Nun saß diese neben ihr auf dem
Sofa und plapperte zur Ablenkung über Aktivisten-Kram, der Marie nicht die
Bohne interessierte. Hin und wieder machte sie sich aus reiner Solidarität mit
Ricarda Gedanken über die Themen, die diese bewegten, aber heute hatte sie
dafür nicht den Kopf frei.
Marie seufzte und nahm einen
weiten Schluck Tee, dann ließ sie den Kopf an die Rückenlehne ihres Sofas
sinken.
Wie oft hatte sie mit Leo auf
diesem Sofa gesessen, sich an ihn gekuschelt und ihren Lieblingsfilm gesehen?
Hundertmal mindestens, schätzte sie.
Längst konnte sie sämtliche
Dialoge mitsprechen. Mit Vorliebe sprach sie Babys Part und irgendwann war Leo
dazu übergegangen, Johnny mitzusprechen. Sie hatte Leo mehrmals gefragt, ob „ Dirty Dancing “ ihm denn selbst
auch gefalle oder ob er den Film nur ihretwegen sehe. „Er gefällt mir, weil er dir gefällt“, hatte er einmal
geantwortet und Marie hatte daraufhin verlegen gekichert und rasch das Thema
gewechselt.
Es hatte so viele Zeichen
gegeben. Gesten, „zufällige“ Berührungen, Anspielungen. Keine davon hatte sie
zur Kenntnis genommen und dafür machte sie sich jetzt Vorwürfe.
„Wie lange bist du denn schon
in mich verliebt?“, hatte sie ihn gefragt, kurz nachdem sie zusammengekommen
waren.
„Keine Ahnung. Ein paar Jahre.“
„…vorbeibringen. Was hältst du
davon?“
„Hm?“
Marie schrak aus ihren Gedanken
hoch.
„Ich habe gesagt, dass ich dir
das Video von Thomeas Party raussuche und später
vorbeibringe. Das kannst du Leo morgen zeigen. Ich hab mal gelesen, dass alte
Videos und solche Sachen Amnesiepatienten helfen,
sich zu erinnern. Was meinst du?“
„Aber ich hab ihm doch die Fotocollage
gebastelt. Die hat auch nicht geholfen.“
Ricarda verdrehte die Augen.
„Die hatte er ja noch gar nicht
gesehen, als er uns gefragt hat, wer wir sind. Außerdem ist er gerade in dem
Moment aufgewacht. Er braucht eben ein bisschen Zeit, um sich zu
akklimatisieren. Immer, wenn er jetzt wach wird, sieht er direkt eure Fotos. Da
ist es doch nur eine Frage der Zeit, bis er wieder voll bescheid weiß.“
Marie fiel ihr um den Hals.
„Du bist die Beste.“
„Stimmt“, bekräftigte Ricarda.
„Jetzt komm schon, bitte.“
„Nein! Auf keinen Fall. Was soll das überhaupt? Sonst machst du dich immer
über Friseure lustig. Weshalb willst du mir jetzt also unbedingt die Haare
schneiden?“
„Einfach so.“
Da Marie dieses durchschlagende Argument nicht zu überzeugen schien, schob
er nach: „Du bist doch immer unzufrieden, wenn du vom Friseur kommst. Da kann
ich das doch machen.“
Marie ergriff seine Hand.
„Ich bin jetzt gerade unzufrieden, weil ich meine Haare zu kurz finde.
Daran kannst du überhaupt nichts ändern. Oder willst du sie länger schneiden?“,
spottete sie.
Leo hatte einen genialen Einfall.
„Ich könnte dir einen Pony schneiden.“
Marie rückte ein Stück von ihm ab.
„Einen Pony? Mit meinem Afro ? Bist du wahnsinnig?
Da kann ich jeden Morgen drei Stunden früher aufstehen, nur um pünktlich zu Schulbeginn
einigermaßen präsentabel auszusehen.“
„Du siehst immer mehr als präsentabel aus.“
„Mit Schmeicheleien kommst du auch nicht weiter.“
Trotzdem kicherte sie.
„Ich will keinen neuen Haarschnitt, okay?“
Er gab sich geschlagen.
„Okay.“
Mit hängenden Schultern wandte er sich wieder seinem Arabischlehrbuch zu.
Leo machte einen niedergeschlageneren Eindruck, als Marie erwartet hatte.
„Warum ist dir das denn so wichtig?“, fragte sie.
„Ist es gar nicht.“
Er sah sie nicht einmal an.
„Leo?“
Mit ihrem Finger dirigierte sie sein Kinn so, dass sie ihm ins Gesicht
schauen konnte, doch er wandte den Blick ab. „Du bist ein verdammt schlechter
Schauspieler.“
„Na, besten Dank.“
„Willst du umsatteln?“
„Was?“
„Na, ob du deinen Heldenstatus für einen Friseursalon aufgeben willst.“
„Blödsinn. Ich hatte nur so eine Idee. Aber muss echt nicht sein.“
„Was muss nicht sein?“
War das seine Art, ihr durch die Blume mitzuteilen, dass er unzufrieden mit
ihrem Styling war?
„Ich hab doch das Amulett von
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