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Marienplatz de Compostela (German Edition)

Marienplatz de Compostela (German Edition)

Titel: Marienplatz de Compostela (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.M. Soedher
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denn Hinweise in Sachen Siebl, ich meine, so locker lässt sich eine Leiche ja nicht transportieren und ablegen.«
    Batthuber winkte ab. »Ein Hausmeister hat einen roten Mini gesehen, der in der Nacht am Kartoffelmuseum abgestellt war, so gegen drei Uhr. Die Kiste war aufgefallen, weil da sonst nie ein roter Mini steht.«
    Zenner zwinkerte Batthuber zu. »Ein roter Mini? Na, dann haben wir doch die Beschreibung des Fahrers auch: Männlich, um die fünfunddreißig, Glatze, schwarzer Anzug, helles Hemd, an dem die ersten drei Knöpfe offen stehen, Gesamterscheinung suggeriert Kreativität, ist dann aber doch nur Banker oder Key-Account-Manager.«
    Alle lachten. Sogar Weiss. Der Uniformtyp gefiel ihm.
    Und – das Lachen hatte die Schatten vertrieben. Der Moder, der auf ihnen gelastet hatte, löste sich zusehends auf und eine Diskussion kam in Gang. Die Schlägerei zwischen Vater und Sohn war ein Thema. Es bestand die theoretische Möglichkeit einer Täterschaft Siebls. Allerdings hatten sie keine Kleidung finden können, die Tatspuren aufwies. Der Täter musste Blutspritzer an der Kleidung haben. Das Alibi Siebls war wenig tauglich. Trotzdem wollte Bucher von einer Täterschaft Siebls nichts wissen.
    Hartmann meinte, über den Fall Tobias Siebl käme man in der Sache Anne Blohm am ehesten weiter. Batthuber vertrat eine ähnliche Meinung.
    Bucher war sich da nicht so sicher.
    »Was meinst du dazu, wie soll es nun weitergehen?«, fragte ihn Weiss schließlich.
    »Tobias Siebl interessiert mich im Moment überhaupt nicht. Er liegt erschlagen in einem Kühlfach der Rechtsmedizin und kann uns nicht mehr weiterhelfen. Seine Eltern wollten uns nicht helfen, jetzt können sie es nicht mehr. Die beiden sind für ihr Leben selbst verantwortlich. Offensichtlich waren wir so nahe dran, dass er zum Risiko wurde … kurz davor, die Nerven zu verlieren …. die Nerven, die ein anderer zur Genüge hat. Wir machen genau da weiter, wo wir stehen geblieben waren und lassen uns nicht ablenken«, er wies mit der Hand zum Fenster hinaus, »es wird nicht weit von der Fundstelle entfernt passiert sein, wo er erschlagen worden ist. Kein Täter, der mit zwei heftigen, zielgerichteten Schlägen mordet, fährt die Leiche in einer Sonntagnacht durch München, wo überall die Vampire und Draculas in Uniform stehen und nach frischen Führerscheinen gieren. Nein, so jemand nimmt den kürzesten Weg. Es ist irgendwo im Umkreis von Rosenheimer oder Orleansstraße passiert und da wären wir wieder im Münchner Osten. Anne Blohm hat nicht weit entfernt gewohnt, am Weißenburger Platz. Kara Schieg und Nora Bender – die wohnten nicht weit weg. Wir machen da weiter, wo wir stehen geblieben sind. Und Anne Blohm? Der Zeitungsartikel war schon gefährlich, aber jetzt sehe ich wirklich schwarz. Eine ganz schwierige Situation und daher möchte ich mich gar nicht mit diesem Tobias Siebl befassen.«
    Für einen Moment stutzten die anderen über die Deutlichkeit, in welcher Bucher das Schicksal von Tobias Siebl für zweitrangig erklärte. Ja, es ging ein Hauch von Erbarmungslosigkeit von dem aus, was er gesagt hatte.
    Zenner sah etwas verwirrt in die Runde. Was meinte dieser Bucher denn mit »schwarzsehen« im Fall Anne Blohm? Schwärzer ging es doch wohl kaum noch.
    Hartmann hatte den Blick aufgefangen und erläuterte ihm die Sachlage. »Wir gehen davon aus, dass Anne Blohm noch am Leben ist und irgendwo in München gefangen gehalten wird – so wie das mit Kara Schieg und Nora Bender zuvor auch geschehen ist.«
    Zenner fiel die Kinnlade herunter. »Am Leben?«
    »Ja.«
    »Wissen die Eltern das?«
    »Um Gottes Willen, nein«, schaltete sich Bucher sofort ein, »es geht auch nicht um Wissen, sondern es ist unsere Vermutung. Hartmann soll dich später mit den Details vertraut machen.«
    »Was hast du bei Kara Schiegs Bruder erfahren?«, wendete er sich gleich an Lara Saiter.
    Die musste erst einmal ihre Gedanken sammeln. »Der Bruder von Kara Schieg … ja, das war im Grunde nicht sehr ergiebig. Wir haben uns in Freimann am Lager getroffen, wo die Sachen seiner Schwester in einem Container eingelagert sind. Es war eine traurige Veranstaltung, wie soll es aber auch anders sein. Vermisst ist eine blöde Sache, wirklich. Nicht zu wissen, was mit einem nahen Menschen, den man geliebt hat, der einem vertraut war, geschehen ist. Ständig die unterbewussten Fragen danach, ob er noch lebt, oder wie er zu Tode gekommen sein mag? Das frisst an einem. Ich denke, die

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