Marienplatz de Compostela (German Edition)
Versuchen Sie sich bitte zu erinnern und melden Sie sich, wenn Ihnen dazu etwas einfällt, ja.«
*
Frau Blohm wurde kreidebleich, als sie einen Uniformierten den Gartenweg entlangkommen sah. Ein leichter Schwindel befiel sie und es dauerte eine ganze Weile, bis sie Zenner wiedererkannte, der sie ernst grüßte, ansonsten wortlos dabeistand und Bucher reden ließ.
Sie selbst wusste, wie stark sie war. Jeglicher Aberglaube war ihr fremd und fern. Doch sie hielt es für kein gutes Omen, mit diesem Zenner zu tun zu haben.
Bucher hatte sich nicht ins Wohnzimmer bitten lassen und noch im Gang nach Tampa gefragt.
Es verwirrte sie. Was sollte Tampa mit dem Tod ihrer Tochter zu tun haben. Sie stützte sich mit einer Hand auf dem Sideboard ab, in dem die Hundesachen aufbewahrt waren, weil es praktisch war, direkt an der Haustüre. Leinen, Halsbänder, ein Handtuch zum Trockenrubbeln, wenn man aus dem Regen kam, Zeckenzangen und dergleichen.
Bucher hatte nach dem Hund gefragt und ob Anne in irgendeiner Beziehung zu ihm gestanden hatte. Sie wusste mit der Frage nichts anzufangen und sah ihn traurig an. »Ja natürlich, es war Anne, die uns Tampa gebracht hat. Gar nicht lange nach der Beerdigung unseres Sohnes.«
Ihr fiel wieder ein, dass sie es gewesen war, die sich dagegen gewehrt hatte, wegen der Hundehaare und allem. Doch ihr Mann hatte sich sogleich niedergekniet und das Tier gestreichelt und alles war damit erledigt gewesen. Anne hatte gestrahlt. Hier im Gang, wo sie gerade standen, war es gewesen. War Anne damals noch geblieben, oder gleich wieder gefahren? Sie wusste es nicht mehr. Buchers erneute Frage, woher der Hund denn stamme, riss sie aus ihren Gedanken.
»Ein Straßenhund«, sagte sie, »Tampa ist ein Straßenhund, irgendwo aus Osteuropa. Es gibt da so eine Organisation … Tierschutz … die holen die Hunde hierher und suchen ein Zuhause für sie.«
Den Namen wusste sie nicht, aber sie beugte sich über das Sideboard und öffnete eine der Schubladen, wo ein Visitenkärtchen des Tierarztes lag. Der wusste sicher mehr.
Bucher bedankte sich und Zenner fuhr hinüber, nach Sendling.
»Ich hätte lieber einen zivilen Wagen gehabt, das wäre etwas unauffälliger«, meinte Bucher.
»Ich habe kein Problem damit aufzufallen. Daran gewöhnt man sich mit der Uniform«, parierte Zenner, der immer noch erschrocken war, vom Anblick dieser Frau Blohm. Schon damals, nach dem Unfall, hatte man ihr das Leid angesehen. Doch jetzt war es so, als vertrocknete sie. Es waren die Augen, diese erstorbenen Augen und die flache Stimme, die keine Kraft, keine Autorität mehr hatte. Damals hatte sie noch das Leuchten in den Augen und diese klare Stimme, die verriet, sie würde mit dem Verlust auf ewig hadern, aber damit zurechtkommen.
Beim Tierarzt angekommen, fand es Bucher ganz praktisch eine Uniform dabeizuhaben, denn das sorgte in der Praxis für schnellen Respekt. Sein Dienstausweis alleine hätte ihn nicht so schnell in den OP vordringen lassen, wie es Zenners Erscheinung fertigbrachte.
Doktor Schmeichel war mehr als irritiert, wie mit einem Mal zwei Polizisten im Raum standen. Auf dem Tisch vor ihm lag ein Schäferhund, der bald wieder aufwachen sollte. Schmeichel zog die langen Gummihandschuhe ab und wusch sich die Hände. Es roch streng nach Desinfektionsmittel, Kot und Schweiß.
Während er gründlich seifte und spülte, sprach er mit den beiden. Bucher musste genau hinhören, denn der Wasserhahn gab ein sirrendes Geräusch von sich. »Gute Frage, aber so ad hoc kann ich Ihnen auch nicht sagen, wer woher seine Hunde bezogen hat. Der Name Blohm aber, der sagt mir etwas, eine junge Frau war das, nicht wahr?«
Bucher und Zenner nickten.
»Ich kümmere mich um die Hunde von BlogDogs und soweit ich mich erinnere, hatte sie ihren Hund von dort. War da nicht was mit einem Unfall? Blohm? Egal. BlogDogs – die holen Straßenhunde aus Süd- und Osteuropa hierher und kümmern sich um die Vermittlung«, er reckte sich, nahm eines der grünen Handtücher vom Stapel und rubbelte seine Arme mit einem Handtuch blank. »Ja, BlogDogs . Ein privater Verein, sehr gut organisiert und ausgestattet, finanziell seriös, wenn Sie verstehen, was ich meine. Nicht so eine Helfersyndromtruppe, sondern professionell aufgezogen. Die zahlen anständig und pünktlich. Sie bringen die Hunde hier rüber und manchmal übernehmen die für mich in der Praxis auch kleinere Hilfsdienste. Die sind irgendwo da drüben … ich kenn mich da nicht so
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