Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Marilene-Mueller 04 - Wenn Ostfriesen sterben

Marilene-Mueller 04 - Wenn Ostfriesen sterben

Titel: Marilene-Mueller 04 - Wenn Ostfriesen sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beate Sommer
Vom Netzwerk:
davon ausgehen, dass das Blut im Zuge seiner Ermordung dorthin gekommen ist. Mal angenommen, das hat sich tatsächlich an jenem Tag abgespielt, als sie mit Ihrer Tochter in Oldenburg waren, wen könnte Ihr Lebensgefährte ins Haus gelassen haben?«
    »Er war doch krank«, sagte Tewes.
    »Das ist keine Erklärung, Herrgott noch mal.« Lübben schlug mit der Hand auf den Tisch, dass Tewes zusammenzuckte. »Wer hatte was gegen ihn? Gab es Streit? Ärger? Irgendwas, das anders war als sonst? War er bedrückt oder ängstlich oder aggressiv?«
    »Gar nichts«, behauptete Tewes, »mit Christian konnte man überhaupt nicht streiten, fragen Sie seine Kollegen, er hat immer nur Gutes von der Arbeit erzählt, von den Leuten, mit denen er zu tun hatte. Da war nichts, was ihn bedrückt hat. Und er war auch nicht irgendwie komisch. Es war alles wie immer.«
    »Ja, ja«, Lübben war ungehalten, »seine Kollegen haben auch behauptet, dass es nie Ärger gegeben hat. Trotzdem muss ja nun irgendjemand ziemlich was gegen ihn gehabt haben. Wenn nicht Sie, wer dann?«
    »Ich weiß es doch nicht.« Tewes ließ den Kopf hängen und klammerte sich am Stuhl fest. »Wissen Sie was«, hob sie schließlich an, »wenn ich das gewesen wäre, glauben Sie im Ernst, dass ich dann diese Sachen aufgehoben hätte? So blöd bin ja nicht mal ich. Und ich schwöre Ihnen, dass ich weder die Uhr noch den Ausweis oder das andere Zeug je wiedergesehen habe, bis Sie es gefunden haben.«
    »Glauben reicht halt leider nicht«, sagte Zinkel, »wir brauchen Beweise. Können Sie sich vorstellen, dass jemand Ihnen den Mord anhängen will und darum die Sachen versteckt hat.«
    »Warum?«
    »Aus Rache vielleicht?«, schlug Lübben vor.
    »Ha! Ich hab niemandem was getan«, behauptete Tewes, »nie-man-dem.«
    Seltsam, das so zu betonen, fand Zinkel. Ihn beschlich das Gefühl, es könnte andersherum gewesen sein: Sie war ein Opfer, wovon auch immer. Aber das passte nicht, schloss er, denn dann müsste sie die Rächerin sein und nicht das Ziel einer Verleumdung.
    »Erzählen Sie mir von Ihrem Zahnarzt«, forderte er sie auf.
    »Was?« Ihr Kopf flog hoch.
    »Doktor Siebenhaar«, präzisierte er.
    Tewes errötete. »Ich … er …«, stammelte sie, »er wollte was von mir.«
    »Zum Beispiel was?«, fragte Lübben.
    »Sexuell, meine ich«, flüsterte Tewes. »Er hat immer die Helferinnen rausgeschickt, hol mir mal dies, hol mir mal das, und dann hat er mich berührt, wie unabsichtlich, aber das war es wohl nicht …«
    »Ja?«, forderte Lübben sie auf, weiterzusprechen.
    »Er hat …«, wieder stockte sie, »er hat versucht, mich zu vergewaltigen.« Sie barg das Gesicht in den Händen und sprach Richtung Fußboden. »Ich hatte einen späten Termin, und es war niemand da außer ihm, aber das habe ich nicht sofort gemerkt, sonst wär ich ja gleich umgedreht, er hat nämlich extra so getan, als ob er mit jemandem im anderen Zimmer sprechen würde. Und dann, pah«, machte sie, »er ist über mich hergefallen, seine Hände waren überall, und sein Mund, und ich wusste nicht, was ich tun soll, und er hat gesagt, ich wollte das doch auch, er hat es genau gemerkt, sonst hätte ich mich doch schon längst gewehrt, und als er das gesagt hat, da –. Ich hab ihm …«
    Der Rest war komplett vernuschelt, irgendwas mit Eier treten? Zinkel versuchte, sich seine Begeisterung nicht anmerken zu lassen. »War das vor oder nach dem Verschwinden Ihres Lebensgefährten?«, erkundigte er sich lapidar.
    »Danach«, sagte sie mit Bestimmtheit. »Er hat wohl geglaubt, dass er jetzt freie Bahn hat. Oh.« Sie schien vor den eigenen Gedanken zurückzuschrecken.
    »Ja, oh«, äffte Lübben sie nach, »sonst noch wer?« Wieder wollte er offenbar auf den Tisch hauen, doch diesmal ließ er die Hand nur hinabsinken und schön sichtbar liegen.
    Die rechte Hand, Zinkel schüttelte gedanklich den Kopf. Abgesehen von Ennos Familienstand war die Frau sehr frisch verheiratet, es stand also nicht zu erwarten, dass sie ihn erhörte. Dafür setzte er seine Ehe aufs Spiel? Obendrein war Lilian Tewes nicht nur eine Zeugin, was schon schlimm genug war, sondern zumindest formal betrachtet eine Verdächtige. Wenn die Sache aufflog, würde Enno sich, und vermutlich nicht nur sich, in aller Teufel Küchen bringen.
    Es klopfte. Staatsanwalt Klawitter steckte den Kopf zur Tür herein. »Könnten Sie beide mal kurz kommen?«, fragte er, »der Beamte übernimmt solange.«
    Zinkel fühlte sich ertappt, dabei war ja noch gar

Weitere Kostenlose Bücher