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Marilene-Mueller 04 - Wenn Ostfriesen sterben

Marilene-Mueller 04 - Wenn Ostfriesen sterben

Titel: Marilene-Mueller 04 - Wenn Ostfriesen sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beate Sommer
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nicht. Er hatte sich rundheraus geweigert, den Gedanken auch nur in Betracht zu ziehen, ihm aber immerhin freie Hand gelassen. Während Enno gerade der Durchsuchung von Siebenhaars Haus und Praxis beiwohnte und später der bei Engelbrechts, saß er hier mal wieder fest und war auch noch selbst schuld daran, blöder Hund, der er war.
    Hund. Er setzte sich aufrecht und schaute nach den Mails. Noch kein Bericht aus der Rechtsmedizin. Auf die Gefahr hin, sich unbeliebt zu machen, griff er abermals zum Telefon und tippte die Nummer ein.
    »Moin, Kripo Leer, Zinkel am Apparat«, meldete er sich. »Ich weiß, es ist noch zu früh, aber können Sie mir vorab irgendetwas zu dem Kampfhund sagen, womit ich was anfangen kann? Vorzugsweise«, er lachte, »etwas, das mich zum Halter führen könnte?«
    »Sie sind aber nicht von hier, stimmt’s?«
    Zinkel stöhnte innerlich. »Wiesbaden«, gab er zu. Allmählich empfand er seine Herkunft als Makel.
    »A Hessekopp in Ostfriesland, schee. Also zu dem Hund«, fuhr sein Gesprächspartner mangels Reaktion fort, »Laborauswertungen sind noch nicht fertig. Interessant für euch ist wohl nur, dass die Töle durchaus mal einen Chip besessen hat, aber der ist entfernt worden. Und zwar erst kürzlich, die Wunde war noch ziemlich frisch, ich schätze so ein, zwei Tage.«
    »Super«, sagte Zinkel, »das sagt ja auch schon was. Vielen Dank.« Er verabschiedete sich.
    Ennos Argumentation folgend, überlegte Zinkel, dürfte der Kampfhund nicht von hier sein, und er stimmte ihm zu, so viel Milieu war in Leer nach seiner Einschätzung nun wirklich nicht. Hatte der Täter sich den Hund besorgt und ihn abgerichtet? Aber dafür hätten ein paar wenige Tage nicht ausreichen können. Also war es wahrscheinlicher, dass der Täter den Hundehalter beauftragt hatte, den Hund auf Gerrit zu hetzen. Er schlug sein Notizbuch auf und begann, Notizen zu machen.
    Vorfälle mit Kampfhunden speziell im kriminellen Milieu zu ermitteln war das Erste, das ging per Knopfdruck, jedenfalls sofern sie zur Anzeige gebracht worden waren. Wenn ihn das nicht weiterbrachte, würde er polizeibekannte Halter und Züchter von Kampfhunden in Niedersachsen und Bremen suchen, eventuell auch in Hamburg. Hundekämpfe, war so etwas heutzutage noch angesagt? Er wusste es nicht, aber wenn es keine polizeilichen Meldungen darüber gab, konnten Tierschutzvereine vielleicht Auskunft geben. Und schließlich mussten zu allen potenziell Verdächtigen die Kennzeichen ihrer Fahrzeuge ermittelt werden, damit er die Blitzeranlagen an den Ausfallstraßen in alle Himmelsrichtungen auswerten lassen konnte. Wenn seine Theorie stimmte, dürfte es der Täter ziemlich eilig gehabt haben.
    Zu viele Ansätze für ihn allein. Er stieß sich vom Schreibtisch ab und ging nach nebenan. Kollegin Charlotte Freitag war genau die Richtige für die Aufgabe, fixer am Computer als er und ausgestattet mit einem Durchhaltevermögen, das an Verbissenheit grenzte. Ganz ähnlich, ging ihm auf, wie Patrizia, seine verflossene Wiesbadener Nicht-nur-Kollegin. Er klopfte kurz und trat ein.
    »Sag’s nicht«, warf sie über die Schulter, ohne sich nach ihm umgedreht zu haben.
    »Was?«, erkundigte er sich unschuldig.
    »Charlie.«
    »Ist dir Robinson lieber? Woher weißt du überhaupt, dass ich es bin?«
    »Du bist der Einzige, der klopft. Ja, Robinson ist mir tausendmal lieber, Charlie klingt wie ein Haustier«, entrüstete sie sich.
    Haustier nicht, fand Zinkel, jedoch ein paar Attribute unterschiedlicher Gattungen fielen ihm zu ihr schon ein: grüne Katzenaugen, rote Lockenmähne, die sie zumeist in einem dicken Zopf zu bändigen suchte, Krallen, denen er nicht in die Quere kommen wollte, spitz zurechtgefeilt und heute dunkellila lackiert, der Gang einer Gazelle. Sie war das weibliche Gegenstück zu Patrizias neuem Macker, und was sagte das nun wieder über ihn aus? Okay, Schluss, wies er sich in Erinnerung an die Notstandsdiskussion mit Enno zurecht. »Dabei wollte ich nur nett sein«, sagte er.
    »Weil du was willst, gib’s zu.« Sie drehte sich um und schaute ihn erwartungsvoll an.
    »Auch, ja.« Er erläuterte, worum es ging.
    »Spannend«, hauchte sie mit weit aufgerissenen Augen, als steckte sie mitten im aufregendsten Gruselfilm, und notierte sich seine Angaben, bevor sie den Stift in hohem Bogen auf den Tisch warf. »Und was ist auch?«, fragte sie.
    »Hm?«, fragte er verwirrt zurück.
    »Das hörte sich eben an, als wäre Arbeit nicht dein einziges

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