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Marilene-Mueller 04 - Wenn Ostfriesen sterben

Marilene-Mueller 04 - Wenn Ostfriesen sterben

Titel: Marilene-Mueller 04 - Wenn Ostfriesen sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beate Sommer
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Sobald Gerrit transportfähig ist, werde ich seine Verlegung nach Wiesbaden veranlassen. Wir können zwar für seine Sicherheit sorgen, aber unbegrenzt hierbleiben kann keine von uns.«
    * * *
    Die Tür sprang auf und prallte gegen die Wand. Zinkel schreckte aus dem Dämmerzustand hoch, in den ihn die Schreibtischarbeit gelegentlich versetzte.
    »Das ist so was von ekelhaft«, empörte sich Charlie, »das glaubst du nicht!«
    »Was meinst du?« Zinkel hoffte, sie hatte nichts bemerkt, und massierte sich den steifen Nacken.
    »Hundekämpfe.« Charlie stemmte die Hände in die Hüften. »Es gibt tatsächlich eine Szene dafür, geheimer als mancher Pädophilen-Ring übrigens. Da hat mal jemand ausgepackt, der aus der Szene ausgestiegen ist. Die Details hätte ich lieber nicht erfahren, widerlich, echt. Wie bei den Gladiatoren wird bis zum Tod eines Kontrahenten gekämpft, an manchen Locations müssen Hunderte Kadaver vergraben sein, und ist der Sieger arg verletzt, wird auch er entsorgt. Die Idioten nennen das Sport«, sie zeigte einen Vogel, »ist das zu fassen? Natürlich geht es um Geld, die Wetteinsätze sind hoch, und ohne kommst du erst gar nicht rein. Überhaupt läuft das alles nur über Empfehlung, die Schauplätze sind bis kurz vor Beginn geheim und wechseln häufig, absolut mafiöse Strukturen. So. Und der Hammer ist, dass das nicht aufs sogenannte Milieu beschränkt ist. Eine Arena ist irgendwann im Berliner Villenviertel ausgehoben worden, da haben sich Ärzte, Anwälte und was weiß ich nicht alles ausgetobt, nein, falsch, sie haben ihre Triebe stellvertretend sich austoben lassen, noch schlimmer, oder?«
    Sie sackte auf dem nächstbesten Stuhl zusammen, als habe jemand die Luft aus ihr herausgelassen. »Immer wenn ich gerade denke, dass mich nun nichts mehr überraschen kann, begegnet mir garantiert die nächste Monstrosität«, fügte sie leise hinzu.
    »Oje«, sagte Zinkel, »da hab ich dir ja was aufgehalst, tut mir leid.«
    »Na, in Watte packen wär auch nichts, also vergiss es. Die Hilflosigkeit ist es, die mich so rasend macht. Diese Leute stellen sich übers Gesetz, und du bekommst sie nicht zu fassen. Und wenn dann doch mal ein Hinweis eingeht, wer traut sich da schon einzugreifen? Einer allein bestimmt nicht, und bis du eine Hundertschaft mobilisiert hast, ist eh alles vorbei.«
    »Unvorstellbar«, stimmte Zinkel zu und wünschte, sie würde endlich konkret werden. Die Sache war empörend, brachte ihn aber nicht weiter. »Okay«, sagte er, »Vorfälle mit Kampfhunden habe ich eine Menge ermittelt – in die Zeitung schaffen’s ja meist nur die drastischen Fälle. Wie sieht’s mit den Züchtern aus?«
    »Kannst du vergessen«, sagte Charlie, »das spielt sich genauso in der Illegalität ab. Wenn doch mal einer auffliegt, zahlt er Strafe, zieht woandershin und macht weiter.«
    »Mist«, sagte Zinkel, »dann müssen wir uns erst an die Auswertung der Verkehrskontrollen und Blitzeranlagen machen – alle fremden Kennzeichen, was meinst du?«
    »Das ist ja, wie mit der Schrotflinte Äpfel vom Baum zu holen, aber lass mich nur machen.« Sie hob die Brauen, wie um ihn herauszufordern, und stand auf. »Abendessen«, sagte sie.
    »Hm?« Zinkel schaute auf seine Uhr. Entschieden zu früh.
    »Statt Eisessen«, erinnerte Charlie ihn.
    »Oh, ja klar.« Zinkel überlegte noch, ob die Aufforderung schon für diesen Abend galt, da betrat Lübben das Büro und enthob ihn einer Antwort.
    »Charlotte«, sagte Lübben.
    »Enno«, sagte Charlotte.
    Hoppla, dachte Zinkel, das war keine Liebe, die da herrschte, höchstens verflossene. »Charlie hilft mir bei der Hundesache«, erläuterte er.
    »Schon was rausgefunden?«, fragte Lübben mit zweifelnder Miene.
    »Das Vieh hat einen Chip gehabt«, sprang Zinkel ein, »aber der ist entfernt worden, und zwar erst vor Kurzem, laut Obduzent. Das heißt, wir haben es, wie vermutet, mit einer gezielten Attacke zu tun. An Züchter ist kein Rankommen, das spielt sich im Illegalen ab«, lieferte er die Kürzestfassung des soeben Gelernten. »Wir versuchen’s jetzt über Verkehrsaufzeichnungen, der Halter dürfte es eilig gehabt haben, von hier zu verschwinden.«
    »Ein Schuss ins Graue.« Lübben deutete mit dem Daumen nach draußen. »Aber macht mal.«
    Charlie nahm es als Aufforderung, zu verschwinden, nickte und ging wortlos hinaus. Zinkel hob die Brauen in stummer Frage.
    Lübben reagierte nicht. »Frag mich, was es Neues gibt«, forderte er ihn stattdessen auf, ein

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