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Marilene-Mueller 04 - Wenn Ostfriesen sterben

Marilene-Mueller 04 - Wenn Ostfriesen sterben

Titel: Marilene-Mueller 04 - Wenn Ostfriesen sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beate Sommer
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in die Küche und setzte sich wieder an ihren Platz. Es war ihr gleichgültig, ob er ihr folgte oder wieder das Haus auf den Kopf stellte.
    »Ich müsste Antonia sprechen«, sagte er und setzte sich ungebeten zu ihr an den Tisch.
    Zu nah, fand sie und rückte etwas weiter. Der Stuhl quietschte auf den Fliesen. »Sie ist krank, im Krankenhaus«, wich sie aus.
    »In der Psychiatrie, ich weiß. Gerrit hat erzählt, was passiert ist. Es tut mir leid.«
    »Ich darf nicht zu ihr, es gibt eine Kontaktsperre, bis es ihr besser geht«, schon wieder Tränen, verdammt, sie wischte sie fort. »Frank, also mein Mann, hat mir gar nicht erst gesagt, wo er sie hingebracht hat, damit ich keine Dummheiten mache und sie aufrege.«
    »Dann muss ich mit Ihrem Mann sprechen«, verlangte er.
    »Das geht nicht, er ist auf Geschäftsreise.«
    »Wohin?«
    »Ständig unterwegs.«
    »Wie lange?«
    »Wusste er noch nicht, kann aber dauern, hat er gesagt.«
    »Dann geben Sie mir doch bitte seine Handynummer.«
    »Das darf ich nicht, er wird nicht gern privat angerufen ohne Not«, erläuterte sie.
    »Es handelt sich um einen Notfall«, behauptete er, »ich muss unbedingt mit Antonia sprechen. Gerrit ist schwer verletzt worden, und ich frage mich, ob das irgendwie mit Ihrer Tochter zusammenhängt.«
    »Was?«, wunderte sie sich, »sie kennt den doch kaum.«
    »Aber es hat gefunkt zwischen den beiden, und das ist nicht nur mein Eindruck. Und da ist ja auch noch Kathrin. Vielleicht soll niemand Antonia zu nahe kommen.«
    »Und was ist dann mit mir? Ich bin ihre Mutter, ich bin ihr ja wohl auch nahe.« Gewesen, dachte sie.
    »Ist das so?« Zinkel legte den Finger in die offene Wunde. »Hat sie einen Freund?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Nicht, dass ich wüsste. Glaub ich auch nicht, sie lernt praktisch nur, wenn sie nicht gerade mit Kathrin rumhängt – hing. Eigentlich sogar dann.«
    »Hat sie vielleicht erwähnt, dass jemand aufdringlich geworden ist oder ihr hinterherläuft oder komische Mails schreibt, irgendwas in der Richtung?«
    »Nein, gesagt hat sie nichts. Und mir ist auch nichts aufgefallen. Aber Mütter erfahren so was wahrscheinlich auch zuletzt.«
    »Hat sie einen Computer?«
    »Ja, klar.«
    »Darf ich den mitnehmen? Ich bring ihn auch so bald wie möglich zurück.«
    »Muss ich das erlauben?«, fragte sie.
    »Nein«, gab er zu, »aber ich kann mit einem richterlichen Beschluss zurückkommen, und dann müssen Sie.«
    »Meinetwegen. In ihrem Zimmer. Sie wissen ja, wo das ist.«
    Er stand auf und ging nach oben. Der Computer stand unter dem Schreibtisch, und sie hörte, wie er sich den Kopf stieß und leise fluchte, bevor er schließlich samt Gerät die Stufen wieder herunterpolterte.
    »Antonias Handy lag auf dem Schreibtisch«, sagte er, »das nehme ich auch mit. Ich schreib Ihnen eine Quittung.«
    »Brauch ich nicht.« Sie wedelte mit der Hand in der Luft herum.
    »Sie wollten mir noch die Handynummer Ihres Mannes geben, und dann bin ich auch schon weg.«
    »Wollte ich nicht«, entgegnete sie. Widerstrebend stand sie auf, nahm das Telefon zur Hand, drückte auf die Zwei und hielt ihm das Display vor die Nase.
    Er zog ein Notizbuch aus seiner Jacke, schrieb die Nummer ab und steckte es wieder ein. Auf den Ballen wippend stand er vor ihr und musterte sie mit zusammengekniffenen Augen. »Was verschweigen Sie uns?«, fragte er.
    »Ich weiß es nicht«, sagte sie.
    * * *
    Das war so ziemlich die merkwürdigste Antwort, die er auf diese Frage je erhalten hatte, überlegte Zinkel. Lilian Tewes verschwieg etwas, wusste aber nicht mal was? Wie konnte dann Antonia wissen, worum es ging?, wie Marilene behauptet hatte. Das ergab keinen Sinn. Er brauchte Antonia, um weiterzukommen.
    Er hatte sich ihren Computer geschnappt, grußlos das Haus verlassen und sich auf den Weg zurück ins Büro gemacht. Die Auswertung der Technik hatte er einem Kollegen anvertraut, der auf alles achten sollte, was nach Beziehung roch, vor allem nach Möchtegern-Beziehung. Er selbst hatte telefonisch sämtliche psychiatrischen Kliniken der Umgebung abgeklappert, und keine beherbergte eine Antonia Tewes. Es war zum Auswachsen.
    Er versuchte zum gefühlt dreißigsten Mal, Frank Herzog auf seinem Handy zu erreichen. Ausgeschaltet, immer noch. Ätzend.
    Sich auf seinem Stuhl zurücklehnend, starrte er gegen die graue Wand, die sich Himmel nannte. Er fand mehr und mehr Gefallen an Marilenes Idee, der Mord an Kathrin und der Anschlag auf Gerrit könnten zusammenhängen. Enno

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