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Marilene-Mueller 04 - Wenn Ostfriesen sterben

Marilene-Mueller 04 - Wenn Ostfriesen sterben

Titel: Marilene-Mueller 04 - Wenn Ostfriesen sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beate Sommer
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rutschte auf den gerade frei werdenden Hocker neben ihm und stieß ihn mit dem Ellenbogen in die Seite.
    »Hä?«
    Sie deutete auf das Smartphone, zeigte ihm das letzte Bild und zoomte hinein.
    Breitbach wurde erst blass, dann kroch Röte seinen Hals hinauf, und er begann zu schwitzen, unästhetisch zu schwitzen, und sein Kinn schwabbelte. Wenn sie nicht wüsste, was er im Sinn gehabt hatte, könnte ihr dieses Riesenbaby fast leidtun. Aber nur fast. Sie zog ihn vom Hocker und stieß ihn vor sich her, wiederum Richtung Eingang, und diesmal zog die Prozedur weit mehr Aufmerksamkeit auf sich als zuvor. Sie fragte sich, warum.
    Breitbach wehrte sich nicht und stolperte vor ihr her, warf nur den gelegentlichen Blick über die Schulter, wie um sich zu vergewissern, dass sie noch hinter ihm war. Sie erreichten den Vorraum, und der Lärm ebbte um ein paar Dezibel ab. Der Weg zu den Toiletten war regelrecht verstopft, ein Fluchtweg weniger, dachte sie befriedigt und trieb ihn in die Enge, eine Ecke kurz vor dem Ausgang. Aus den Augenwinkeln sah sie den Türsteher, bereits ohne seine Schutzbefohlene, und das Blaulicht des Rettungswagens.
    »Was soll die Scheiße?«, brüllte jemand.
    Marilene hielt sich das Ohr und drehte den Kopf. Kelling. Auch recht, dachte sie grimmig und hielt ihm die Aufnahme vors Gesicht.
    Er grinste hämisch. »Und? Was soll das beweisen? Ein Lichtreflex.«
    »So viel muss das gar nicht beweisen«, sagte sie, »Ihr potenzielles Opfer befindet sich bereits auf dem Weg ins Krankenhaus. Noch kann man das Zeug richtig gut nachweisen.«
    Kelling versuchte, ihr das Smartphone zu entreißen, und trat ihr dabei auf den Fuß.
    »Vergessen Sie’s«, blaffte sie ihn an und zerrte ihren Fuß unter seinem hervor, »die Fotos sind längst weitergeleitet. Ist das noch dieselbe Masche wie damals in Neustadt, ja?«
    »Neustadt?«, kreischte Breitbach am Rande der Hysterie.
    »Halt die Klappe«, herrschte Kelling ihn an. »Was willst du?« Er kniff die Augen zu Schlitzen, drückte seinen Arm gegen ihre Brust und stieß sie gegen Breitbach. »Ich finde, du musst einspringen, wo du uns doch die Tour vermasselt hast …«
    Weiter kam er nicht. Der Türsteher zerrte ihn zurück und hielt ihn umklammert. »Du beantwortest jetzt die Fragen der Dame, Freundchen, sonst werde ich so richtig ungemütlich.«
    Kelling murmelte Unflätiges, und der Türsteher drückte fester zu.
    »Lilian Tewes«, füllte Marilene mögliche Erinnerungslücken.
    »Was immer die behauptet, es ist sowieso verjährt.«
    »Aber Sie erinnern sich.«
    »Die kann man nicht vergessen«, sagte Breitbach hinter ihrem Rücken. »Sie ist verschwunden, aber damit haben wir nichts zu tun, ehrlich, niemand hat je wieder was von ihr gehört.«
    »Nachdem Sie sie vergewaltigt haben.«
    »Blödsinn, die hat mitgemacht, die hat geradezu drum gebettelt.« Kellings Grinsen wollte einfach nicht schwinden.
    »Wenn sie so gern mitmachen wollte, hätte es doch keinen Grund gegeben, sie mit den Fotos zu erpressen.«
    »Hat ja nicht geklappt«, wandte Breitbach ein.
    Kelling zappelte in den Armen des Türstehers und wäre seinem Kumpel sichtlich gern an die Kehle, um zu verhindern, dass er weiterredete.
    Breitbach hingegen schien fast erleichtert. »Sie war weg«, fuhr er fort, »und die Fotos waren auch weg.«
    »Wie das?«
    »Reinicke hat sie uns abgenommen, und zwar nur die von Lilian, sogar die Negative wollte er haben.« Er merkte offenbar nicht mal, dass er sich nun um Kopf und Ehe redete. »Der war selber scharf auf sie, und wie. Hat sie aber nicht groß gekümmert.«
    »Franz Reinicke, ja?«, vergewisserte sich Marilene.
    Breitbach nickte.
    »Wo steckt der?«
    »Woher soll’n ich das wissen? Der ist weg aus der Firma, ziemlich direkt danach.«
    »Danke, die Herren.« Sie wandte den Kopf. »Wie ich sehe, werden Sie bereits erwartet.«
    Die Gesichter der beiden, als sie die uniformierten Beamten entdeckten, waren ein Erinnerungsfoto wert. Hatten sie ernsthaft geglaubt, sie würden davonkommen?
    * * *
    »Wow«, sagte Zinkel, als der Kollege, den er gebeten hatte, Antonias Computer und Handy zu überprüfen, beides vor ihm abstellte, »das ging aber schnell.«
    »War einfach«, sagte der, »war sauber. Absolut nix Männliches zu entdecken. Wundert mich selber. Wie alt ist die?«
    »Siebzehn oder so.«
    »Echt? Ganz schöner Spätzünder. Sie ist bei Facebook, ja, hat aber wenig Freunde, ich denke, die meisten sind Mitschüler, weil’s um Schulkram geht. Sie selbst postet

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