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Marionetten

Marionetten

Titel: Marionetten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carre
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aufgesetzt, das Gesicht, das besagte: Thema erledigt.
    »Mein Mandant hat einen potentiellen Wohltäter hier in Hamburg. Dieser Mann hat eine Führungsposition inne, daher wünscht er vorerst anonym zu bleiben. Ich habe ihm zugesagt, daß sein Wunsch von uns respektiert wird.«
    »Er wird respektiert, mit dem größten Vergnügen. Hat er gesprochen, dieser anonyme Wohltäter, oder hat er nur dagesessen und zugeguckt?«
    »Mit wem gesprochen?«
    »Mit Ihrem Jungen. Issa. Mit Ihnen.«
    »Er ist nicht mein Junge.«
    »Ich frage Sie, ob sich der anonyme Wohltäter Ihres Mandanten an dem Gespräch beteiligt hat. Ich frage Sie nicht nach dem Inhalt des Gesprächs. Ich frage nur: Hat er teilgenommen? Oder ist er taubstumm?«
    »Er hat teilgenommen.«
    »Dann war es also eine Dreiecksunterhaltung. Sie. Der Wohltäter. Issa. Soviel können Sie mir ja wohl sagen. Damit verstoßen Sie gegen keine Vorschriften. Sie haben beisammengesessen, Sie alle drei, und ein Schwätzchen gehalten. Sie brauchen nur ja oder nein zu antworten.«
    »Na gut, dann ja« – begleitet von einem Achselzucken.
    »Ein freier Meinungsaustausch. Sie hatten Dinge zu besprechen, die Sie hier nicht offenlegen dürfen. Aber Sie haben sie frei und ungehindert besprechen können. Ja?«
    »Ich verstehe nicht, worauf Sie hinauswollen.«
    »Das müssen Sie auch gar nicht. Antworten Sie einfach auf meine Frage. Haben Sie drei sich locker und ungehindert austauschen können, frei, ohne Hemmnisse?«
    »Das ist doch lächerlich.«
    »Ja. Sehr sogar. Haben Sie?«
    »Ja.«
    »Dann spricht er also Russisch, wie Sie.«
    »Das habe ich nicht gesagt.«
    »Stimmt. Jemand mußte es für Sie sagen. Respekt. Ihr Mandant ist ein Glückspilz.«
    Herr Werner unternahm eine letzte Anstrengung, seine Führungsrolle zurückzuerobern.
    »Also dahin ist Ihr Issa Karpow gegangen, als Sie sich morgens um halb fünf Uhr von ihm verabschiedet haben!« rief er. »Zu diesem anonymen Wohltäter 1 Dem Zahlmeister der Zelle vielleicht! Sie trennen sich an einer Kreuzung in einer wohlhabenden Gegend, und sobald Sie außer Sicht sind, marschiert er zum Haus seines Mäzens. Ist das eine brauchbare Hypothese?«
    »Sie ist so brauchbar oder unbrauchbar wie jede andere Hypothese, Herr Werner«, gab Annabel zurück.
    Und überraschenderweise war es der so gemütliche wie abgehalfterte Herr Dinkelmann und nicht sein forscher junger Vorgesetzter, der daraufhin erklärte, daß sie Frau Meyer und Frau Richter jetzt lange genug von der Arbeit abgehalten hätten.
    * * *
    »Annabel?«
    Sie waren allein im Zimmer.
    »Ja, Ursula.«
    »Vielleicht wäre es klüger, wenn du die Besprechung heute nachmittag ausfallen läßt. Ich könnte mir vorstellen, daß du Dringlicheres zu erledigen hast. Gibt es noch irgend etwas, das du mir über unseren verschwundenen Klienten sagen möchtest?«
    Es gab nichts.
    »Gut. Wir leben in einer Welt der Kompromisse. Ideallösungen sind uns nicht vergönnt, sosehr wir uns das Gegenteil wünschen mögen. Ich glaube, diese Diskussion hatten wir schon mal.«
    Allerdings. Über Magomed. Wir können von einer öffentlichen Einrichtung nicht verlangen, daß sie unsere privaten Utopien bedient, hatte Ursula ihr gesagt, als Annabel die anderen Mitarbeiter im Protestzug vor Ursulas Büro geführt hatte.
    * * *
    Es hatte nichts mit Panik zu tun. Annabel Richter geriet nicht in Panik. Panik kam bei ihr nicht vor. Sie reagierte lediglich auf eine kritische Situation, die außer Kontrolle zu geraten drohte.
    Von Fluchthafen aus radelte sie im Rekordtempo zu einer Tankstelle am Stadtrand, mit wiederholten Blicken in die beiden Spiegel an ihrem Lenker für den Fall, daß man ihr folgte. Woran sie einen Verfolger erkennen wollte, wußte sie selbst nicht.
    In der Tankstelle wechselte sie einen Schein in Kleingeld um.
    Sie wählte Hugos Handynummer und geriet wie erwartet an die Mailbox.
    Sie rief die Auskunft an und ließ sich die Nummer seines Krankenhauses geben.
    Am Montag hatte er den ganzen Tag Sitzung, hatte er ihr gesagt. Ruf mich Montag abend an. Aber Montag abend war jetzt zu spät. Bei der Sitzung ging es um den Umbau der psychiatrischen Abteilung, fiel ihr wieder ein. Nach hartnäckigen Verhandlungen mit der Frau in der Zentrale wurde sie mit der Assistentin des Geschäftsführers verbunden. Sie sei die Schwester von Dr. Hugo Richter, sagte sie. Es handle sich um eine dringende Familienangelegenheit; ob er wohl ganz kurz ans Telefon kommen könne?
    »Das muß jetzt schon ein verdammt

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