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Marissa Blumenthal 02 - Trauma

Titel: Marissa Blumenthal 02 - Trauma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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waren es nicht«, sagte Tristan. »Alle Röntgenaufnahmen der Lungen verliefen negativ. Keine Patientin hatte geschwollene Drüsen oder Probleme an den Augen. Deshalb war ich überzeugt, daß es Tbc war. Allerdings hatte ich keine Ahnung, wie sie sich hatte verbreiten können. Aber dann gelangten mir besondere Vorgänge in der Klinik zur Kenntnis. Ungefähr ein Jahr, bevor ich mit diesen Fällen zu tun hatte, waren chinesische Techniker und Sicherheitskräfte zu uns gestoßen. Sie absolvierten irgendein subventioniertes Rotationsprogramm. Ich war der Meinung, die Klinik bildete die Techniker in der In-Vitro-Fertilisation aus und schickte sie dann wieder nach Hongkong, woher sie, wie ich annahm, gekommen waren. Aber ich war mir dessen nicht sicher. Sie kamen immer zu zweit und blieben nicht lange. Immer nur ein paar Monate. Manche konnten nicht einmal englisch sprechen. Doch die Erwägung, daß sie aus Hongkong kamen, wo es einen bedeutende Immigration von boat people gegeben hatte, brachte mich auf die Idee, daß sie etwas mit dem plötzlichen Ansteigen von Fällen tuberkulöser Eileiterinfektion zu tun haben könnten.«
    Marissa dachte an die beiden Chinesen in der Frauenklinik und fragte: »Wohin gingen sie denn nach ihrer Ausbildung?«
    »Da habe ich keine Ahnung«, gab Tristan zu. »Ich nahm damals an, nach Hongkong zurück. Mich interessierte das auch nicht. Jedenfalls nicht, bevor ich mit der Untersuchung dieser Tbc-Fälle begann. Da wurde ich allerdings neugierig. Ich ersuchte um ein Gespräch mit Charles Lester, dem Direktor der Klinik, und fragte ihn nach den Chinesen. Er antwortete mir, das unterliege der Geheimhaltung. Er wollte mir nur sagen, daß es etwas mit der Regierung zu tun habe!«
    Achselzuckend fuhr Tristan fort: »Was sollte ich tun? Ich fragte noch ein paar andere Leute, aber sie schienen alle darüber nichts sagen zu wollen. Dann passierte es, daß zwei Chinesen in einen schweren Autounfall verwickelt wurden. Einer fand dabei den Tod, der andere mußte ins Krankenhaus. Man behandelte ihn stationär im FCA. Es war der einzige männliche Patient, den es dort je gegeben hatte. Ich machte es mir zum Grundsatz, den Burschen ständig zu besuchen, praktisch jeden Tag. Das war nicht viel, aber es reichte. Er hieß Chan Ho. Ohne daß jemand es merkte, untersuchte ich ihn auf Tbc. Zu meiner Enttäuschung verlief der Test negativ, was meine Theorie ins Wanken brachte. Dann erfuhr ich, daß er so eine Art von buddhistischem Mönch war. Während seiner Studien hatte er auch Kampfsportarten erlernt. Das erregte mein Interesse. Denn das war mein Lieblingssport, seitdem ich den Wallabys bis zum Knie gereicht hatte. Als der Bursche aus dem Krankenhaus entlassen wurde, lud ich ihn in meine Sporthalle ein. Dort stellte sich heraus, daß er ein unglaublich guter Kung-fu-Kämpfer war.«
    Bei diesen Worten erinnerte sich Marissa an den Chinesen im grauen Anzug, der Paul Abrums durch einen geschickten Fußtritt die Waffe aus der Hand geschlagen hatte.
    »Dann kam ich dahinter, daß Chan gern Bier trank. Das hatte er erst in Australien kennengelernt. Jedenfalls sagte er mir das. Ich merkte, daß ein paar gute australische Biere seine Zunge lösten, was für mich wirklich überraschend kam. So kriegte ich heraus, daß er gar nicht aus Hongkong stammte, sondern aus einer Stadt in der Gegend von Guangzhou in der Volksrepublik China.«
    »Er stammte aus dem kommunistischen China?« fragte Marissa erstaunt.
    »Das hat er mir jedenfalls gesagt«, bestätigte Tristan. »Hat mich auch überrascht. Anscheinend war er über Hongkong gekommen illegal, möchte ich hinzufügen. Eines Abends gelang es mir, ihn so richtig unter Strom zu setzen…«
    »Sie haben ihn wütend gemacht?« fragte Marissa verblüfft.
    »Nein, sturzbetrunken«, sagte Tristan. »Da kam er vollends mit der Sprache heraus. Er erzählte mir, er sei in der Volksrepublik China Mitglied einer Geheimgesellschaft gewesen, einer Organisation, die Kampfsportarten betrieb und sich Weißer Lotus nannte. Und wegen seiner Kenntnisse in diesen Kampfsportarten, sagte er, habe ihn eine der Hongkong-Triaden, die Wing Sin heißt, aus China herausgeholt. Bezahlt wurde das Unternehmen offenbar vom FCA. Nach seinen Worten mußte ich annehmen, daß eine Menge Geld dafür aufgewendet worden war, um ihn und seinen Begleiter hierher nach Australien zu schmuggeln.«
    »Aber warum?« fragte Marissa. Tristans Geschichte führte in eine völlig unvorhergesehene Richtung. Das alles

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