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Marissa Blumenthal 02 - Trauma

Titel: Marissa Blumenthal 02 - Trauma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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war.«
    »Was bedeutet, daß das FCA im Rauschgifthandel tätig sein muß«, sagte Marissa, die an den auffallenden Reichtum der Klinik denken mußte. Dies verlieh dem, was Tristan sagte, eine gewisse Glaubwürdigkeit. Aber wenn es der Fall war, wie paßte dann die tuberkulöse Eileiterinfektion ins Bild?
    »Ich faßte den Plan, Ermittlungen anzustellen«, sagte Tristan. »Ich wollte meinen nächsten Urlaub dazu benutzen, um nach Hongkong zu fliegen und, wenn nötig, die Spur bis nach Guangzhou zurückzuverfolgen.«
    »Und wie kam es, daß Sie dann anderen Sinnes wurden?« fragte Marissa.
    »Zwei Dinge geschahen«, antwortete Tristan. »Erstens kam der Chef der Pathologie zurück, und zweitens erschien mein Artikel im Australischen Journal für Infektionskrankheiten. Ich glaubte schon, durch die Beschreibung eines neuen klinischen Syndroms in der Fachwelt berühmt zu werden. Doch statt dessen wurde es mein schwerster Rückschlag. Wie gesagt, habe ich den Inhalt des Artikels nie mit der Verwaltung abgestimmt. Na, die haben vielleicht verrückt gespielt! Sie verlangten von mir einen Widerruf des Artikels. Aber da machte ich nicht mit. Vielmehr setzte ich mich aufs hohe wissenschaftliche Roß und muckte gegen das System auf.«
    Marissa kam nun zur Kernfrage. »Die Fälle in Ihrem Artikel betrafen also echte Patientinnen? Sie haben sie nicht erfunden?«
    »Selbstverständlich habe ich sie nicht erfunden«, sagte Tristan empört. »Ich bin doch kein komplett verrückter Aussie. Doch so haben sie die Sache dann dargestellt. Aber es war gelogen.«
    »Charles Lester sagte uns, Sie hätten sich alles aus den Fingern gesogen.«
    »Dieser verlogene Schweinehund!« zischte Tristan. »Sämtliche 23 Fälle in dem Artikel bezogen sich auf echte Patientinnen. Dafür verbürge ich mich. Aber es überrascht mich nicht, daß er Ihnen da eine andere Version erzählt hat. Man hat mich ja auch zwingen wollen, dasselbe zu sagen. Aber ich weigerte mich. Dann kamen Drohungen. Leider schenkte ich ihnen keine Beachtung, nicht einmal, als sie auch auf meine Frau und meinen zweijährigen Sohn ausgedehnt wurden. Dann verschwand Chan Ho, und nun wurde es erst richtig schlimm. Mein Pathologiechef schrieb an das Journal, ich hätte die Daten manipuliert. Damit war der Artikel offiziell in Mißkredit gebracht. Bald darauf legte mir jemand Heroin ins Auto, die Polizei bekam einen anonymen Tip und fand das Zeug. Und nun machte man mir das Leben zur Hölle. Ich wurde wegen Rauschgiftverbrechens unter Anklage gestellt. Meine Familie wurde eingeschüchtert und gequält. Und ich benahm mich wie ein Idiot, bestritt alles und forderte die Klinik auf, die Nichtexistenz der Patientinnen, deren Namen ich aufbewahrt hatte, zu beweisen. Berauscht von idealistischen Träumen, gab ich nicht nach. Jedenfalls nicht, bevor meine Frau ums Leben kam.«
    Marissa wurde aschgrau im Gesicht. »Was war geschehen?« fragte sie, obwohl sie sich vor der Antwort fürchtete.
    Tristan sah einen Augenblick in sein Bier und trank dann einen Schluck. Als er Marissa wieder ansah, standen Tränen in seinen Augen. »Angeblich war es ein Raubüberfall«, sagte er mit stockender Stimme. »Etwas, das in Australien nicht sehr häufig passiert. Sie wurde niedergeschlagen und ihrer Handtasche beraubt. Dabei erlitt sie einen Genickbruch.«
    »O nein!« rief Marissa.
    »Nach offizieller Lesart zog sie sich den Genickbruch durch den Sturz auf das Straßenpflaster zu«, sagte Tristan. »Ich glaubte jedoch, er sei durch einen Kung-fu-Tritt erfolgt, konnte das aber nicht beweisen. Doch nun machte ich mir schreckliche Sorgen um meinen Sohn. Da ich einem Prozeß entgegensah und wußte, daß ich ihn nicht
    schützen konnte, schickte ich Chauncey zu meinen Schwiegereltern nach Kalifornien.«
    »Ihre Frau war Amerikanerin?« fragte Marissa.
    Tristan nickte. »Wir haben uns kennengelernt, als ich als Assistenzarzt in San Francisco war.«
    »Was geschah bei dem Prozeß?« fragte Marissa.
    »In den meisten Anklagepunkten wurde ich freigesprochen«, sagte Tristan. »Aber nicht in allen. Ich verbüßte eine kurze Zeit im Gefängnis und mußte dann einige Arbeiten für das Gemeinwohl leisten. Beim FCA wurde ich natürlich gefeuert. Ich verlor meine Lizenz als Facharzt, durfte aber weiter als praktischer Arzt arbeiten. Und ich flüchtete hierher ins Outback.«
    »Ihr Sohn ist noch in den Staaten?« fragte Marissa.
    Tristan nickte. »Ich will ihn erst dann zurückholen, wenn ich sicher bin, daß alles vorbei

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