Marissa Blumenthal 02 - Trauma
ist.«
»Was Sie alles durchmachen mußten!«
»Hoffentlich nehmen Sie sich das zu Herzen«, sagte Tristan.
»Wahrscheinlich haben Sie recht, wenn Sie annehmen, daß der Tod Ihrer Freundin kein Unglücksfall gewesen ist. Und wahrscheinlich haben Sie auch recht, wenn Sie glauben, daß Ihr eigenes Leben jetzt bedroht ist. Sie sollten Australien lieber verlassen.«
»Ich glaube nicht, daß ich das jetzt noch darf«, sagte Marissa.
»Begehen Sie nicht die gleiche Dummheit wie ich!« sagte Tristan.
»Sie haben bereits Ihre Freundin verloren. Bleiben Sie nicht stur! Vergessen Sie Ihre Ideale! Hinter all dem verbirgt sich eine sehr große und sehr bedrohliche Macht. Vermutlich sind da organisierte chinesische Verbrechen und Heroin mit im Spiel. Das ist eine tödliche Verbindung. Wenn vom organisierten Verbrechen die Rede ist, denken die Leute immer an die Mafia. Aber die Mafia ist im Vergleich mit dem chinesischen Syndikat eine Truppe von Pfadfindermädchen. Was auch immer dahinterstecken mag, mir ist klar geworden, daß ich nicht auf eigene Faust Ermittlungen führen kann. Und Sie sollten das auch nicht tun.«
»Wie könnte denn das organisierte chinesische Verbrechen mit der tuberkulösen Eileiterinfektion in Zusammenhang stehen?« fragte Marissa.
»Ich habe nicht die leiseste Ahnung«, sagte Tristan. »Ich bezweifle auch, daß es einen direkten Kausalzusammenhang gibt. Es dürfte sich um einen unerwarteten Nebeneffekt handeln.«
»Wußten Sie, daß das FCA von einer australischen HoldingGesellschaft kontrolliert wird, die außerdem auch alle Frauenkliniken in den Staaten kontrolliert?«
»Ja«, sagte Tristan. »Das war ja einer der Gründe, warum ich eine Stellung beim FCA angestrebt habe. Ich wußte, daß man, gestützt auf die IVF-Technologie, weltweit expandieren wollte.«
Marissa berührte Tristans Arm. Auch wenn sie einen sehr unterschiedlichen Verlust erlitten hatten, fühlte sie sich mit ihm durch ein tragisches Schicksal verbunden. »Ich danke Ihnen dafür, daß Sie sich mit mir unterhalten haben«, sagte sie leise. »Ich danke Ihnen, daß Sie so offen waren und mir Vertrauen entgegengebracht haben.«
»Hoffentlich hat das die gewünschte Wirkung erzielt«, sagte Tristan. »Daß Sie nämlich sofort heimfahren. Sie müssen Ihren Kreuzzug aufgeben.«
»Ich glaube nicht, daß ich das darf«, sagte Marissa. »Nicht nach Wendys Tod und nicht nach all den Leiden, die diese tuberkulöse Eileiterinfektion bei mir und so vielen anderen Frauen zur Folge hatte. Jetzt bin ich so weit gekommen und habe dafür schon manches Risiko in Kauf genommen. Ich muß der Sache weiter auf den Grund gehen.«
»Ich kann Sie nur noch einmal darauf hinweisen, daß ich mich ähnlich verpflichtet gefühlt habe und dadurch mein Leben verpfuscht und meine Frau umgebracht habe«, sagte Tristan. Es hörte sich fast zornig an. Er wollte sie vor dieser großen Dummheit bewahren. Doch als er das entschlossene Glitzern in ihren Augen sah, wußte er, daß es vergeblich sein würde.
Seufzend fuhr er fort: »Langsam merke ich, daß Sie ein hoffnungsloser Fall sind. Wenn Sie unbedingt weitermachen müssen, dann kann ich Ihnen nur raten, Verbindung mit der Wing-Sin-Triade in
Hongkong aufzunehmen. Vielleicht ist man dort bereit, Ihnen zu helfen gegen Bezahlung. So hatte ich es vorgehabt. Aber ich muß Sie gleichzeitig davor warnen. Es wird gefährlich sein, denn die Hongkong-Triaden sind wegen ihrer Gewalttätigkeit berüchtigt, vor allem, wenn Heroin im Spiele ist. Die Geldsummen, die dabei verdient werden, sind astronomisch hoch. Allein das Heroin, das aus dem Goldenen Dreieck kommt, stellt jährlich einen Wert von über 100 Milliarden Dollar dar.«
»Warum kommen Sie dann nicht mit?« fragte Marissa. »Ihr Sohn ist in Amerika in Sicherheit. Warum verfolgen Sie dann nicht den Plan weiter, den Sie vor einigen Jahren gefaßt haben? Wir können es zusammen unternehmen.«
Tristan lachte laut auf. »Auf keinen Fall«, sagte er. »Sie brauchen gar nicht erst zu versuchen, mich umzustimmen. Meine Ideale habe ich schon vor zwei Jahren verloren.«
»Warum sollten sich eigentlich das FCA und die Frauenklinik auf Rauschgifthandel eingelassen haben?« fragte Marissa. »Nur um des Geldes willen? Wäre das Risiko für sie nicht zu groß?«
»Das ist eine gute Frage«, sagte Tristan. »Ich habe sie mir selber auch schon gestellt. Meiner Ansicht nach könnten sie Teil einer Geldwaschanlage sein. Für die Weiterführung ihrer weltweiten
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