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Marissa Blumenthal 02 - Trauma

Titel: Marissa Blumenthal 02 - Trauma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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abgeben, damit wir wenigstens zum Hotel zurückfahren können?«
    Darauf reagierte Tse, indem er sein Messer zog. Die Klinge war ungefähr zwanzig Zentimeter lang und an der Spitze etwas gebogen wie ein Mini-Krummsäbel.
    Marissa zuckte zurück. Sie konnte einfach nicht fassen, wie Tristan sich dazu hatte hinreißen lassen, mit seiner Bitte den Zorn des Jugendlichen zu reizen.
    Aber Tristan hatte mit Berechnung gehandelt und sogar gehofft, daß der junge Mann auch bei dieser Gelegenheit wieder sein Messer ziehen würde. Sobald es dazu gekommen war, führte Tristan blitzschnell einen Fußtritt aus. Im nächsten Augenblick fiel das Messer klappernd zu Boden. Mit einem Kampfschrei versetzte Tristan dem Chinesen noch eine Serie von Faustschlägen, gefolgt von einem Drehtritt, der den anderen zu Boden warf.
    Tse kauerte zusammengekrümmt an der Wand. Tristan stieß das Messer mit der Fußspitze in einen Gully, ging auf den jungen Chinesen zu, packte ihn vorn an der Lederweste und riß ihn hoch.
    »Und jetzt das Geld, das du uns freundlicherweise angeboten hast…«
    Hastig holte Tse die Scheine aus der Tasche und lieferte sie aus. Tristan besah sich das Handgelenk des Mannes. »Wie schade«, sagte er. »Keine Uhr.«
    »Tristan!« rief Marissa. »Wir wollen hier weg!«
    »Na schön«, sagte Tristan zu Tse und ging dann gelassen Marissa nach.
    Als er sie eingeholt hatte, fragte sie ihn ärgerlich: »Mußten Sie das unbedingt tun? War das ein Kunststück auf einem männlichen Egotrip? Kaum daß wir aus einem Schlamassel gerettet sind, wollen Sie uns in den nächsten ziehen!«
    »Das sehe ich etwas anders«, sagte Tristan. »Außerdem brauchten wir ja auch Geld fürs Taxi.« Urplötzlich blieb er stehen. »Halten Sie mal!«
    »Was jetzt?« rief Marissa.
    »Wir müssen noch einmal zurück«, sagte Tristan. »Ich habe meinen Lieblingshut liegenlassen.«
    Marissa machte sich von Tristans Hand frei und ging entschlossen weiter. Seine Faxen fand sie überhaupt nicht komisch. Sie begann zu zittern. Die Begegnung in der Eingemauerten Stadt hatte sie Nerven gekostet, und jetzt wich die anfängliche Betäubung von ihr. Es war ein Fehler gewesen, überhaupt reinzugehen. Sie war auf Tristan wütend, weil er sie Gefahren ausgesetzt hatte. Aber noch wütender war sie auf ihn, weil er zum Schluß mit dem Angriff auf Tse noch ein weiteres Risiko eingegangen war.
    Tristan holte Marissa wieder ein und ging wortlos neben ihr her. Nur eine Querstraße von dem dunklen Tunneleingang zur Eingemauerten Stadt entfernt setzte schon wieder der normale hektische Betrieb von Kowloon ein. Mit Leichtigkeit fanden sie ein Taxi, das sie ins Hotel Peninsula zurückbrachte.
    Während der Fahrt versank Marissa in tiefes Nachdenken. Es war ihr klar, daß sie auf eine Idee kommen mußte, wie man mit der Wing-Sin-Triade in Verbindung kommen könne, falls sie immer noch diese Absicht hatten. Wenn Tristan nichts Besseres einfiel, als in der Eingemauerten Stadt auf Abenteuer loszuziehen, dann konnte sie sich nicht mehr auf ihn verlassen.
    Vor einigen Jahren hatte sie einen Thriller gelesen, in dem der Held in einer fremden Stadt gewisse Auskünfte benötigte. Er bekam sie, indem er eine Luxuslimousine mietete. Dahinter stand die Idee, daß ein guter Fahrer solcher Luxusdroschken seine Stadt inund auswendig kennt, und zwar auf beiden Seiten des Gesetzes.
    »Ich habe eine Idee«, sagte sie zu Tristan.
    »Wunderbar«, sagte Tristan. »Lassen Sie hören!«  
    Robert ging in seinem Arbeitszimmer leise fluchend auf und ab. Gelegentlich blieb er stehen und unterstrich einen Fluch durch einen
    Faustschlag auf die Schreibtischplatte. Marissas Anruf hatte ihn tatsächlich gerade erreicht, als er ins Büro fahren wollte. Aber das Gespräch hatte ihn so verstört und verärgert, daß er seine Aktentasche wieder weglegte, um erst mal seinem Zorn Luft zu machen.
    »Was zum Teufel hat sie denn in Hongkong zu suchen?« fragte er sich laut. »Das heißt doch, den Unsinn zu weit zu treiben, wenn man einer Grille wegen um die halbe Erde jagt!«
    Dann setzte er sich an den Computer. Sollte er ihren Arzt anrufen? Wenn sie nun einen Nervenzusammenbruch erlitt? Mußte er da nicht vorher eingreifen?
    Robert sprang auf und schritt wieder hin und her. Er konnte einfach nicht still sitzen bleiben. Was sollte er machen? Bis jetzt hatte er es für das beste gehalten, Marissa freien Lauf zu lassen, bis sie sich auf ihrer sinnlosen Jagd ausgetobt hätte. In Australien mochte das noch angehen.

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