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Marissa Blumenthal 02 - Trauma

Titel: Marissa Blumenthal 02 - Trauma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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Ihr Teint war grau. Sie hatte dunkle Ringe unter den Augen. Die Haare hingen schlaff herunter und hatten jeden Glanz verloren. Dann schaute sie in den bodenlangen Spiegel hinter der Tür. Das war schon besser anzusehen. Jedenfalls hatte sie ein paar von den Pfunden verloren, die sie durch die Hormonspritzen zugenommen hatte.
    »Ich werde ungeduldig in meinem Zimmer warten«, rief Tristan durch die Tür. »Rufen Sie mich, wenn Sie zum Tucker bereit sind!«
    Gegen ihren Willen mußte Marissa lächeln. Tristans verspielte Art, seine gute Laune und sein australischer Dialekt waren Balsam auf ihre verstörte Seele. Nie wußte sie im voraus, welche schlimmen Gedanken sie im nächsten Moment heimsuchen würden: an Wendys gewaltsamen Tod, an ihre zerbröckelnde Beziehung mit Robert, an ihr eigenes verpfuschtes Leben oder an ihre vergeblichen Bemühungen, schwanger zu werden.
    Bei dem Gedanken an ihr Leben verging Marissa das Lächeln. Es war ungefähr alles schiefgegangen, was nur schiefgehen konnte. Damit nicht genug: obwohl sie seit einer Woche keine Hormonspritzen mehr erhalten hatte, fühlte sie sich körperlich und geistig noch nicht wieder so normal wie früher. Sie hätte gern gewußt, wann sie ihr Gleichgewicht wiedererlangen würde.
    Nach der Dusche und dem Make-up und mit der sauberen Wäsche hob sich Marissas Stimmung. Als sie fertig angezogen war, klopfte sie an die Verbindungstür. Sofort erschien Tristan. Sie frühstückten an dem Fenster, von dem aus in der Ferne die Insel Hongkong zu sehen war. Während sie aßen, traten allmählich die grünen Berge aus dem Morgennebel hervor.
    »Ich habe Ihren Vorschlag beherzigt und schon eine Luxuslimousine bestellt«, sagte Tristan. Sie hatten aufgehört zu essen und genossen den Kaffee. »Dem Geschäftsführer habe ich gesagt, ich brauchte einen Fahrer, der sich hier gut auskennt. Er antwortete, daß sich alle Fahrer hier gut auskennen würden.«
    »Wie sieht unser Programm aus?« fragte Marissa.
    »Zuerst fahren wir zu der Bank, an die ich mein Geld telegrafiert habe«, sagte Tristan. »Nach dem Erlebnis von gestern abend habe ich das Gefühl, daß wir einiges Schmiergeld brauchen. Danach denke ich daran, einen weiteren Vorschlag von Ihnen zu befolgen und einem Krankenhaus einen Besuch abzustatten. Da können wir uns ebenso nach den Wing Sin wie nach der Tbc erkundigen. Sollten wir dort keinen geeigneten Hinweis auf die Triade erhalten, dann müssen wir eben unseren Fahrer fragen. Was meinen Sie?«
    »Hört sich gut an«, antwortete Marissa.
    Sie fuhren nach unten und verließen das Hotel. Draußen wartete schon die Limousine. Es war ein schwarzer Mercedes. Der Fahrer stellte sich vor. Er hieß Freddie Lam.
    Tristan machte es sich auf den Rücksitzen des Mercedes bequem und sagte: »Zur Hongkong National Bank, Freddie!«
    Es war nur eine Strecke von vierhundert Metern, aber die Straßen zur Bank waren so verstopft, daß sie fast eine halbe Stunde brauchten.
    »Da wären wir zu Fuß schneller hergekommen«, bemerkte Marissa. Die Bank war ein eindrucksvoller Bau aus viel Marmor, die Bedienung außerordentlich gewandt. Der tadellos gekleidete Bankbeamte verzog keine Miene, als Tristan das ganze Geld von seinem Konto abhob.
    Sie stiegen wieder in ihren Luxuswagen. »Das scheint aber ein Menge Geld zu sein«, sagte Marissa.
    »Eine Menge Schmiergeld«, stellte Tristan richtig. Dann beugte er sich vor und sagte zu Freddie, er solle sie ins New-WorldEinkaufszentrum fahren.
    »Meinen Sie nicht, daß wir gleich zum Krankenhaus fahren sollten?« fragte Marissa. Es war ihr unerfindlich, wie Tristan sich jetzt für Einkäufe interessieren konnte.
    »Nur Geduld, meine Liebe!« sagte Tristan.
    In einer großen Passage mit Wasserfällen, Fahrstühlen und Geschäften jeder Art schob Tristan seine Begleiterin in einen Juwelierladen. Er bestand darauf, daß sie sich dort eine Uhr aussuchte als Ersatz für die, die sie gestern abend eingebüßt hatte.
    »Na, los doch, Marissa!« sagte er, als sie ablehnen wollte. »Heute komme ich mir wie ein reicher Mann vor.« Er klopfte an die Hosentaschen, in die er das von der Bank abgeholte Geld gesteckt hatte.
    »Außerdem fühle ich mich für gestern abend verantwortlich.« Schließlich kauften sie sich beide eine Uhr. Tristan handelte den Preis beträchtlich herunter und bezahlte dann bar. Stolz gingen sie mit ihren neuen Uhren aus dem Laden.
    Im Wagen beugte Tristan sich vor und sagte: »Zum Hotel zurück, Freddie!«
    Freddie faßte

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