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Marissa Blumenthal 02 - Trauma

Titel: Marissa Blumenthal 02 - Trauma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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sagte er.
    »Üblich sind fünfzehn«, sagte Mr. Yip mit einem Lächeln.
    »Einverstanden«, sagte Ned.
    »Es ist ein Vergnügen, mit jemandem Geschäfte zu machen, der mit unseren Gebräuchen vertraut ist«, sagte Mr. Yip. »Und wir haben Glück. Die beiden fraglichen Personen wollen heute nachmittag auf einer Tanka-Dschunke mitfahren, um zwei Männer für Fertility Limited abzuholen. Das erleichtert uns die Aufgabe ungemein. Die Leichen können einfach ins Meer geworfen werden. Saubere Arbeit.«
    Ned zog den Jackettärmel hoch, um auf die Uhr zu schauen. »Um welche Zeit fahren sie ab?«
    »Gegen sechs«, sagte Mr. Yip und erhob sich. »Am besten machen wir uns sofort auf den Weg.«
    Wenige Minuten später fanden sie sich im Verkehrsstau wieder.
    »Gibt es keinen schnelleren Weg?« fragte Ned verzweifelt.
    »Bleiben Sie ganz ruhig!« sagte Mr. Yip. »Der Auftrag ist so gut wie erledigt.«
    Zu dieser Tageszeit war auch der Aberdeen-Tunnel überfüllt. Und nicht besser sah es danach auf der Straße an der Südküste aus. Die ganze Strecke nach Aberdeen mußte im Stop-and-go-Verkehr zurückgelegt werden.
    Tristan wurde immer nervöser. Er konnte kaum stillsitzen und schaute alle paar Minuten auf die Uhr. Im Gegensatz zu ihm saß Marissa unbeweglich und schaute starr vor sich hin. In dem Maße, in dem sich die Erstarrung ihrer Gefühle löste, schossen ihr wirre Gedanken durch den Kopf. Sie dachte an Robert und an die schönen Zeiten, die sie zusammen verlebt hatten. Sie fühlte sich nicht nur für seinen Tod verantwortlich, sondern zu einem großen Teil auch an den Schwierigkeiten, die in den Monaten davor aufgetreten waren. Wieder stiegen ihr Tränen in die Augen. Sie wandte den Kopf ab, damit Tristan nicht sehen konnte, daß sie weinte. Wäre sie nicht immer noch in diesem apathischen Zustand gewesen, dann hätte sie ihn gefragt, ob sie nicht lieber umkehren sollten.
    Außer ihrem seelischen Schmerz fürchtete sich Marissa jetzt auch vor der Aussicht, auf die offene See fahren zu müssen. Sie machte sich Sorgen, daß sie zu allem Überfluß noch seekrank werden könn-
    te. Selbst auf der Fahrt im Motor-Sampan zur Dschunke überlegte sie, ob sie nicht doch verlangen sollte, wieder umzukehren. Das Geräusch des Wassers und der Gedanke ans Meer erregten bei ihr Schwindelgefühle und riefen ihr obendrein Wendys Tod lebhaft in Erinnerung.
    Dann passierten sie die lange Reihe von Dschunken, und Tristan sah, daß Kapitän Fahuang noch nicht abgelegt hatte. »Das hat ja noch mal geklappt!« rief er. Der Sampan legte alsbald längsseits an.
    Marissa sah, daß der Kapitän an Bord Gesellschaft bekommen hatte. Zwei wild aussehende Chinesen standen an der Reling des Achterdecks und beobachteten mit Interesse ihre Ankunft.
    Marissa packte Tristan am Arm und zeigte ihm die beiden. »Was sind das für Männer?« fragte sie. »Sie sehen wie Banditen aus.«
    »Weiß nicht«, sagte Tristan. »Muß seine Besatzung sein.«
    Bentley krabbelte zur Luke hinauf und schickte sich dann an, den anderen hochzuhelfen. Tristan reichte ihm die Lunchpakete und die Wasserflaschen hinauf.
    Dann faßte er nach Marissas Arm und sagte: »Okay, meine Liebe.« Tristan schob, Bentley zog, und alsbald fand sich Marissa an Bord der Dschunke wieder.
    Dort gingen sie nach vorn und stiegen die Leiter zum Hauptdeck empor. Der Kapitän begrüßte sie mit rauher Stimme und stellte ihnen Liu und Maa, die beiden Matrosen, vor. Alle verbeugten sich. Dann brüllte der Kapitän ein Kommando, und die Männer machten sich an die Arbeit.
    Auf der Dschunke wurden die letzten Vorbereitungen getroffen. Auch die beiden Frauen, die Marissa schon gesehen hatte, waren beschäftigt. Sie laschten gerade einen Käfig mit vier lebenden Hühnern auf dem Deck fest.
    Eine Viertelstunde nach ihrem Eintreffen warf man die Leinen los. Die Männer mußten viel Kraft anwenden, um das Boot von seinem Liegeplatz ins Fahrwasser zu bugsieren. Erst dort ließ der Kapitän die beiden Dieselmotoren an. Bald ertönte ihr tiefes Brummen, und das Boot vibrierte im Rhythmus der Motoren. Langsam stampfte das gewichtige Fahrzeug aus dem überfüllten Hafen.
    Sie nahmen Westkurs auf die untergehende Sonne zu. Unter anderen Umständen hätte Marissa das Erlebnis freudig genossen. Die Landschaft war großartig, besonders nachdem sie die Spitze der Insel Ap Lei Chou umrundet hatten. Von dort bot sich ihnen der Blick auf die bewaldete Insel Lamma an Backbord und auf die größere, gebirgige Insel Lantau

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