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Marissa Blumenthal 02 - Trauma

Titel: Marissa Blumenthal 02 - Trauma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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Aber das darfst du nicht. Dich trifft keine Schuld.«
    »Aber ich fühle mich doch schuldig«, sagte Marissa. »Erst Wendy und nun Robert! Wenn ich nicht gewesen wäre, dann wären heute noch beide am Leben.«
    »Und wenn ich nicht gewesen wäre, dann wäre meine Frau heute noch am Leben«, sagte Tristan. »Ich weiß, wie dir zumute ist. Ich habe das gleiche durchgemacht. Aber du hast Robert nicht herkommen lassen. Er kam aus eigenem Antrieb. Du hast es ja nicht mal geahnt.«
    »Robert ist ein so guter Mensch«, sagte sie plötzlich. »Es ist zu schrecklich. Vielleicht war er es gar nicht. Vielleicht habe ich mich geirrt.«
    Tristan beobachtete Marissa aufmerksam. Er erinnerte sich wieder, wie stark er damals gewünscht hatte, die Nachricht vom Tod seiner Frau wäre ein Irrtum. Angesichts eines so grauenhaften Schocks wurde der Verdrängungstrieb übermächtig.
    »Ruf den Geschäftsführer an!« sagte Marissa. »Wir müssen uns vergewissern, ob es wirklich Robert ist.«
    »Willst du wirklich, daß ich ihn anrufe?« fragte Tristan. Jetzt stiegen ihr die Tränen in die Augen. »Ja«, sagte sie.
    Tristan ging zum Schreibtischtelefon. Es dauerte mehrere Minuten, bis er den Geschäftsführer erreichte. Nach einem kurzen Gespräch kam er zu seinem Sessel zurück.
    Leise sagte er: »Auf der Brieftasche und auf dem Reisepaß steht der Name Robert Buchanan.«
    Marissa starrte Tristan aus leeren Augen an. Eine Zeitlang sprach sie kein Wort.
    Schließlich begann sie mit flacher, ausdrucksloser Stimme: »Ich sehe ihn noch deutlich vor mir. Ich sehe ihn an seinem Computer sitzen. Bei der Arbeit machte er immer das gleiche Gesicht.«
    »Ja, ja«, flüsterte Tristan. Wenn er Marissa ansah, überkamen ihn Erinnerungen an die eigene Vergangenheit. Er konnte ihr nachfühlen, was sie jetzt durchmachte.
    »Wie spät ist es jetzt an der Ostküste der Vereinigten Staaten?« fragte Marissa.
    Tristan schaute auf seine Armbanduhr. »Zwischen 3 und 4 Uhr nachts, glaube ich«, sagte er.
    »Ich muß einige Anrufe erledigen«, sagte Marissa, stand auf und ging ins Schlafzimmer, um das Telefon neben dem Bett zu benutzen. Tristan ließ sie gehen. Er wußte nicht, was er tun sollte. Marissas Gemütszustand bereitete ihm Sorge. Roberts Ermordung war ein grauenhafter Schicksalsschlag für sie. Er mußte von jetzt an gut auf sie aufpassen. Und sie dazu bringen, ihren Kummer nicht in sich zu verschließen.
    Als erste rief Marissa ihre Eltern in Virginia an. Ihre Mutter war bereit, sofort nach Hongkong zu kommen, aber Marissa redete ihr das aus. Sie würde zurückkehren, sobald es ihr die Behörden gestatteten.
    Marissa legte auf und nahm allen Mut zusammen. Der zweite Anruf fiel ihr noch schwerer. Aber sie mußte ihre Schwiegermutter anrufen, so vernichtend die Nachricht auch auf sie wirken würde. Marissa würde es ihr nicht mal übelnehmen können, wenn sie sie für Roberts Tod verantwortlich machte. Doch zu ihrer Überraschung äußerte Mrs. Buchanan kein Wort des Vorwurfs. Nach einem schrecklichen
    Stillschweigen erklärte sie, daß sie sofort nach Hongkong fliegen werde. Marissa versuchte gar nicht erst, es ihr auszureden.
    Als sie auflegte, stand Tristan in der Tür. »Entschuldige die Störung«, sagte er, »aber dieser verdammte Pom-Polizeiinspektor ist hier. Er will mit uns sprechen, und zwar mit dir zuerst.«
    Der Polizeiinspektor blieb fast eine Stunde und nahm sowohl von Marissa wie von Tristan ein Protokoll auf. Er sagte, sie würden eingehende Ermittlungen aufnehmen, bis zu deren Beendigung beide nicht an ihre persönlichen Sachen herankommen könnten. Wortreich entschuldigte er sich für die Unannehmlichkeiten. Ferner teilte er ihnen mit, daß an beiden Opfern eine Obduktion vorgenommen werde. Außerdem werde eine offizielle Verhandlung stattfinden. Bis dahin dürften sie die Kronkolonie nicht verlassen.
    Danach saßen Marissa und Tristan allein zusammen. Tristan benutzte die Gelegenheit, um sie dazu zu bewegen, über ihre Gefühle zu sprechen.
    »Ich fühle mich völlig leer«, sagte Marissa, »und kann immer noch nicht glauben, daß das wirklich passiert ist.«
    »Vielleicht«, sagte Tristan, »sollten wir etwas unternehmen, statt hier untätig herumzusitzen.«
    »Es würde mir vielleicht schon helfen, wenn wir aus diesem Hotel auszögen«, sagte Marissa.
    »Gute Idee«, sagte Tristan. Er war froh, daß Marissa überhaupt einen Vorschlag machte. »Dann ziehen wir also in ein anderes Hotel.« Er stand auf und überlegte, in welches.

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