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Marissa Blumenthal 02 - Trauma

Titel: Marissa Blumenthal 02 - Trauma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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und seine beiden Matrosen. Einer von ihnen verschwand für kurze Zeit nach unten. Als er zurückkam, hatte er einen Patronengurt umgeschnallt und trug ein Sturmgewehr AK 47 in der Hand. Der ferne Ruf eines exotischen Vogels warf einen gespenstischen Bann über die Szenerie.
    »Sie haben Angst vor Piraten«, sagte Bentley flüsternd zu Marissa und Tristan.
    »Gibt es denn noch Piraten?« fragte Marissa ebenso leise.
    »Auf dem Pearl River hat es immer Piraten gegeben«, gab Bentley flüsternd zurück. »Hat immer welche gegeben und wird es auch immer geben.«
    So vergingen ungefähr fünf Minuten in gespannter Erwartung. In dieser Zeit störte nur das Summen der Moskitos und das Plätschern der Wellen die Stille.
    Dann tauchte aus dem Nebel ein kleines Holzboot auf. Zwei Männer hockten darin. Der im Heck hantierte mit einem Paddel. Der andere saß mittschiffs und schaute nach vorn.
    Der Kapitän rief die Männer an. Der bewaffnete Matrose hatte das Sturmgewehr auf sie angelegt. Einer der Männer antwortete schüchtern im Flüsterton. Der Kapitän hörte sich seine Worte an und winkte ihnen dann, an Bord zu kommen. Danach schienen alle ein wenig aufzuatmen.
    »Es sind die Männer, die sie erwartet haben«, sagte Bentley erleichtert.
    Der Mann mit dem Paddel ruderte das kleine Boot längsseits der Dschunke.
    Marissa beugte sich über das Schanzdeck und sah die beiden Chinesen heraufklettern. Das kleine Boot ließen sie im Nebel führerlos abtreiben.
    Sekunden später wurde der Anker gehievt. Der Kapitän befahl, das Segel zu setzen. Er wollte die leichte ablandige Brise nutzen. Lautlos entfernte sich die große Dschunke von der Küste. Bald verschwanden die Umrisse der Baumwipfel im Nebel.
    »Wir müssen uns noch eine halbe Stunde lang ganz still verhalten«, flüsterte Bentley. Alle strengten sich an, mit den Blicken das samtene Dunkel zu durchdringen. Sie horchten auf das leiseste Geräusch, das ein anderes Boot ankündigen würde. Aber alles, was sie vernahmen, war das Knarren ihrer Takelage.
    Die beiden chinesischen Neuankömmlinge hockten eng beieinander am Mast. Keiner redete mit ihnen. Sie trugen einfache schwarze Baumwollanzüge, die Marissa an Fotos der Vietcong aus dem Vietnamkrieg erinnerten.
    »Was sollen wir jetzt tun?« erkundigte sich Tristan im Flüsterton bei Bentley. »Können wir zu den Kerlen hingehen und mit ihnen sprechen?«
    »Warten Sie lieber, bis der Kapitän Ihnen ein Zeichen gibt!« antwortete Bentley. »Wir sind noch nicht weit genug von der Küste entfernt.«
    Selbst Marissa wurde gelassener. Das Meer sah aus wie eine schwarze Glasscheibe. Wenn sie aufschaute, sah sie, wie das große Segel sich unter der grauen Decke des Himmels blähte. Durch den Nebel erspähte sie einen einzelnen Stern, der äußerste Gegensatz zu dem prachtvollen Sternenhimmel im australischen Outback.
    Als Marissa den Blick senkte, sah sie zu ihrem Schrecken erneut die dunklen Umrisse der Baumwipfel. Sie waren wieder dicht an Land!
    »Da ist ja schon wieder die Küste«, flüsterte Marissa. Tristan und Bentley folgten ihrem Blick.
    »Das ist aber merkwürdig«, sagte Bentley. »Einen Moment bitte. Ich bin gleich wieder da.«
    Bentley ging zum Achterdeck. Marissa und Tristan sahen, wie er mit dem Kapitän sprach. Die Unterhaltung dauerte längere Zeit. Dann kam er zurück und setzte sich.
    »Das ist eine unbewohnte Insel vor der Küste«, erklärte Bentley.
    »Wir fahren in eine Lagune ein und werfen dort Anker.«
    Als wäre dies das Stichwort gewesen, plumpste der Anker gleich darauf vom Bug ins Wasser. Gleichzeitig wurde das Segel am Mast schlaff.
    »Warum halten wir denn?« fragte Marissa, besorgt, daß etwas schiefgegangen sein könnte.
    Bentley antwortete: »Der Kapitän hat gesagt, wir müssen hier den Tagesanbruch abwarten, ehe wir nach Aberdeen zurückfahren können.«
    »Davon hat er aber vorher nichts erwähnt«, sagte Tristan. »Soll das heißen, daß wir die ganze verflixte Nacht hier draußen verbringen müssen?« Dabei schlug er nach einem Moskito, der sich auf seinem Arm niedergelassen hatte.
    »Offenbar ja«, sagte Bentley. »Der Kapitän sagt, wenn der Morgen graut, kann er sich unter die Fischerboote mischen, die von einem Dorf im Norden aufs Meer fahren. Wenn wir in der Nacht versuchen, über den Pearl River zu entkommen, würden uns die Chinesen durch Radar entdecken. Die hiesigen Fischer fahren nachts nicht aus. Deshalb würden wir Verdacht erregen.«
    »Das hätte er uns aber vorher sagen

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