Mark Beamon 01 - Der Auftrag
Menge Post, und Sie würden kaum glauben, was für Müll darunter ist.« Er imitierte eine jammernde Stimme. »Wie können Sie nur Mord billigen, Jake? Wie können Sie das Töten von Menschen gutheißen, die am meisten unsere Hilfe brauchen?« Er zog eine Grimasse. »Meine Damen und Herrn, ich will es in aller Deutlichkeit sagen. Ich billige keinen Mord … aber hier handelt es sich einfach nicht um Mord.«
Die Menge jubelte erneut, und noch mehr Fäuste reckten sich in die Luft. Crenshaw lief aufgebracht auf der Bühne hin und her. »Das CDFS hat die Drogensüchtigen immerhin ausreichend vorgewarnt. Mein Gott, die liberale Presse hat die Sache in jedem Fernsehsender und jeder Zeitung im gesamten Land breit getreten. Sehen sie sich das an …« Ein Zeitungsartikel erschien auf dem Bildschirm. Die Schlagzeile lautete KRIMINELLE GRUPPIERUNG DROHT, DROGEN IN DEN USA ZU VERGIFTEN.
»Das stammt aus der Lokalzeitung einer Stadt in South Dakota mit weniger als zweitausend Einwohnern – nicht gerade ein Zentrum des Drogenhandels. Was ich damit sagen will, ist Folgendes: Jeder wusste, was passieren würde. Es ist dasselbe, als habe sich jemand eine Waffe genommen, und man warne ihn immer und immer wieder, dass sie geladen ist. Wenn er sich selbst erschießt, ist das dann Mord?«
Die Menge war aufgesprungen und äußerte lebhaft ihren Beifall.
»Und nun stellt sich Jameson ins Fernsehen und behauptet, dass diese Krise nur vergleichbar mit dem Zweiten Weltkrieg sei.« Crenshaw schaute direkt in die Kamera. »Ich will Ihnen sagen, worin die Krise besteht, mein lieber guter Danny – dass ihr liberalen Demokraten diesen süchtigen Kriminellen, die unsere Städte beherrschen, nicht Einhalt gebietet!« Er eilte zurück zu seinem Schreibtisch und griff sich die neueste Ausgabe von Newsweek.
»Ich schätze, im Weißen Haus liest man diese Zeitschrift vermutlich nicht, aber sie bringt diese Woche eine interessante Statistik.« Er blätterte zu einer Seite, die mit einer Heftklammer markiert war, und hielt sie hoch.
»Ich weiß nicht, ob die Kamera das zeigen kann …« Die Kamera brachte eine Nahaufnahme des Artikels.
»Falls Sie es nicht lesen können, die Statistik besagt, dass vierzig Prozent der amerikanischen Bevölkerung hinter dem CDFS stehen und vierzehn Prozent unentschlossen sind, jedoch eher zu einer positiven Einstellung tendieren, und dass ziemlich viele, die gegen das CDFS waren, ihre Meinung allmählich ändern.«
Crenshaw schaute sich kurz um und nickte fast unmerklich. »Und nun ist es Zeit für eine kleine Pause.« Er wischte sich mit seiner feisten Hand über die Stirn. »Dann kann ich mich auch wieder etwas abkühlen.«
Auf dem Fernsehschirm erschien eine Pizzawerbung, und Anthony DiPrizzio schaltete den Ton ab. »Es sieht so aus, als ob die Bevölkerung sich immer mehr auf die Seite dieses CDFS schlägt, was, Randy?«
»Und das ist nicht mal das Schlimmste«, seufzte Randall Matlin und warf einen Schnellhefter auf den Schreibtisch.
DiPrizzio zog ihn zu sich heran und blätterte ihn nachdenklich durch. »Die Zahlen sind schlimmer, als wir gedacht haben.«
»Ja, ich hatte nicht erwartet, dass die Nachfrage so schnell zurückgehen würde. Das ist katastrophal, vor allem finanziell, Tony.«
DiPrizzio kaute an seiner Unterlippe und überlegte. Niemand hatte mit solchen Auswirkungen gerechnet, sondern höchstens angenommen, es handle sich um ein vorübergehendes Problem. Aber er wollte trotzdem nicht gleich sein gesamtes Unternehmen umstrukturieren.
»Haben wir genug Bargeld, um den Monat zu überstehen, Randy?«
»Ja, aber wir werden was von den Auslandskonten abziehen müssen. Allein die Lagerung der Waren kostet uns schon einiges. Wir hätten diese letzte Sendung besser gar nicht annehmen sollen.«
DiPrizzio nickte. »Wir bezahlen sie allerdings nur, wenn das Zeug einwandfrei ist. Sieh zu, dass du etwas Bargeld herschaffst. Ich will mit drastischeren Maßnahmen noch warten, bis wir sehen, wie sich die Dinge entwickeln.«
»Was ist, wenn das FBI eine Weile braucht, um diese Arschlöcher zu fassen, Tony?«, fragte Matlin besorgt. »Oder was ist, wenn man gar nicht mal so eifrig nach ihnen sucht? Früher oder später gehen uns die Bargeldreserven aus.«
DiPrizzio lächelte. Sein Ratgeber kannte das Geschäft besser als sonst jemand und war ihm treu ergeben. Aber er stammte noch aus der alten Schule.
Matlin war schon der Berater seines Vaters gewesen, und er war es auch gewesen, der die Intelligenz
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