Mark Beamon 01 - Der Auftrag
des kleinen Tony erkannt und den alten Don überzeugt hatte, ihn nach Wharton zu schicken und ihm die Leitung des wachsenden Konzerns zu übertragen, nachdem er seinen Abschluss in Betriebswirtschaft gemacht hatte.
»Die Zeiten ändern sich, Randy, und es könnte durchaus sein, dass diese ganze Sache auch ihre Vorteile für uns hat.«
Matlin kramte in seiner Tasche nach einer Zigarette, konnte aber keine finden. »Du bist ein genialer Geschäftsmann, Tony, das will ich gern zugeben, bloß kann ich mir wahrhaftig nicht vorstellen, wo du dabei Vorteile siehst.«
DiPrizzio stand auf und schenkte sich eine Tasse Kaffee ein, warf ein paar Zuckerwürfel hinein und kehrte an seinen Schreibtisch zurück. »Es ging uns die ganze Zeit viel zu gut, Randy. Die Kolumbianer tragen das Risiko, das Zeug hierher zu schaffen, wir kaufen es, verschneiden es und verkaufen es mit einer verteufelten Gewinnspanne. Die Nachfrage ist grenzenlos, und unsere Kunden sind ganz von uns abhängig. Ab und zu machen die Bullen Probleme, aber das Risiko ist im Preis schon einkalkuliert. Es ist das perfekte Geschäft.«
Matlin nickte fast wehmütig, als trauere er alten Zeiten hinterher.
»Denk mal an IBM«, fuhr DiPrizzio fort. »Sie hatten seit Ewigkeiten Büromaschinen hergestellt – Registrierkassen, Schreibmaschinen und solche Sachen. Dann kamen plötzlich die Computer. Das hätte sie ruinieren können. Aber das war nicht der Fall. Und warum? Weil sie sich den neuen Zeiten angepasst haben. Oder nimm die Musikindustrie. Glaubst du, die Plattenhersteller waren glücklich, als sie merkten, dass bald niemand mehr Alben kaufen würde? Sie mussten ihre Produktionsanlagen im Wert von etlichen Millionen Dollar verschrotten und neue anschaffen, die ebenfalls Millionen kosteten. Aber jetzt verkaufen sie CDs, die billiger zu produzieren sind als Platten, zum doppelten Preis.«
»Aber wir sind nicht IBM, Tony.«
»Doch! Weißt du, was wir machen, wenn das FBI diese Burschen nie erwischt und der Markt weiter einbricht?«
Der Gesichtsausdruck seines Beraters verriet ihm, dass er keine Ahnung hatte.
»Wir stellen uns um, Randy. Ich habe noch nicht allzu gründlich darüber nachgedacht, weil ich meine, das FBI wird diese Verrückten über kurz oder lang schnappen, aber ich denke da beispielsweise an eine vertikale Koordination.«
»Was ist denn das?«
»Nun, wir gehen eine engere Partnerschaft mit den Kolumbianern ein, kümmern uns verstärkt um den Verkauf an Endverbraucher und wären auf diese Weise überall dabei – von der Cocaernte bis zu dem Zeitpunkt, wenn sich unsere Kunden das Pulver in die Nase ziehen. Bislang brauchten wir das Zeug lediglich weiterzuverkaufen, was keine Kunst war. Das ist vorbei. Wir würden uns von anderen durch Qualität unterscheiden. Unsere Kunden würden wissen, dass unsere Ware sicher ist und dafür gern den doppelten Preis zahlen. Ich sehe uns schon, wie wir es in solche versiegelten Flaschen verpacken wie jene, in denen jetzt Tylenol verkauft wird. Das wird höhere Kosten verursachen und den Absatz drücken, dürfte den höheren Preis aber mehr als wettmachen.«
Matlin lachte und klatschte in die Hände. »Ich habe immer schon behauptet, dass du ein verdammtes Genie bist, Tony. Jetzt bin ich ganz sicher. Verdammt, da wünscht man sich ja beinahe, dass das FBI keinen Erfolg hat.«
DiPrizzio nippte an seinem Kaffee. »Ja, auf lange Sicht haben wir nichts zu befürchten – es sind die nächsten Monate, um die ich mir Sorgen mache. Abzuwarten und zu sehen, was passiert, wird uns eine Menge Geld kosten.«
»Wie wäre es, wenn wir versuchen, diese Kerle selbst zu fassen?«
DiPrizzio schüttelte den Kopf. »Wie sollten wir das anstellen? Wir sind den Kolumbianern dabei behilflich herauszufinden, wo das Zeug vergiftet wurde – aber wer immer es war, weiß sicher, dass alle hinter ihm her sind und ist entsprechend vorsichtig. Nein, ich denke, wir überlassen das lieber den Bullen.« Er lachte. »Ich hätte nie gedacht, dass ich mal auf die Tüchtigkeit des FBI angewiesen sein würde, damit ich im Geschäft bleiben kann.«
22. Kapitel
In der N ä he von Baltimore, Maryland 24. Februar
Das Wetter hatte sich leider nicht an die Vorhersage gehalten, dass es ein wunderschöner Spätwintertag werden würde. Reverend Simon Blake stellte die Geschwindigkeit der Scheibenwischer höher, da eisige Regentropfen wie Käfer gegen seine Windschutzscheibe klatschten.
Er verringerte das Tempo auf knapp fünfundfünfzig Meilen und
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