Mark Beamon 01 - Der Auftrag
ein Messer nehmen und Blake diese selbstgefällige Fratze zerschneiden.
»Ich müsste mich erkundigen, wie viel solche Anzeigen kosten. Entsprechend erhöht sich natürlich meine Schätzung.«
»Nehmen Sie einfach zwei Millionen – das sollte sicher ausreichen. Ich denke doch, das kann ich mir leisten?«
Hobart nickte nur. Die Kirche könnte sich vermutlich eine zehnfach höhere Summe leisten.
»Sonst noch was?« Blake hatte es offensichtlich eilig, dieses Gespräch zu beenden und zu vergessen.
Hobart nickte. »Nur noch eines – mein Rausschmiss.«
4. Kapitel
Washington, D.C. 1. November
Mark Beamon winkte Tom Sherman, dem stellvertretenden Direktor des FBI, heftig zu, der im Eingang der Bar stand und sich suchend umschaute. Sherman bemerkte ihn jedoch nicht, deshalb stand er auf und hob winkend beide Arme über den Kopf, bis er ihn endlich gesehen hatte und zu ihm herüberkam.
»Nett hier, Mark.« Sie schüttelten sich herzlich die Hände.
»Ach, tu nur nicht so. Der Barkeeper hat mir verraten, dass man dich fast jeden Abend hier raustragen muss«, scherzte Beamon, nahm wieder Platz und schob seinem Freund eines der beiden Biergläser zu, die bereits auf dem Tisch standen. »Also, wie war es?«
Sherman war gerade aus New Mexiko zurückgekehrt, wo er die Abschlussfeier am College seiner Tochter besucht hatte.
»Stell dir vor, sie bleibt dort. Hat es mir einfach so gesagt. Ein Wirtschaftsprüfungsunternehmen in Santa Fe hat ihr ein ziemlich gutes Angebot gemacht.«
»Na, das ist doch prima! Einen guten Job zu kriegen ist heutzutage schwer, Tommy. Es ist nicht so wie damals, als wir beide jung waren. Die Konkurrenz ist ziemlich heftig.«
Sherman trank wortlos einen kräftigen Schluck Bier. Beamon wusste, was seinem Freund zu schaffen machte. Tom liebte seine Tochter abgöttisch, und dass sie vier Jahre lang eintausend Meilen weit weg gewesen war, war eine Sache, aber dass sie für unabsehbare Zeit so weit weg war, etwas ganz anderes.
»Es sind einfach verdammt viele Meilen, weißt du?«
»Klar.«
Sherman sah aus, als wolle er noch etwas sagen, aber dann schaute er sich stattdessen in der Bar um und betrachtete die jungen Gesichter an den Nachbartischen. »Hast du uns was zu essen bestellt, oder machen wir heute die ›Mark-Beamon-Bierdiät‹?«
»Ich hab diese Mozarellasticks und Nachos genommen – ach ja, und Buffalowings.« Beamon ignorierte den gequälten Ausdruck auf dem Gesicht seines Freundes. Seit er mit dem Rauchen aufgehört hatte, war Sherman ein unerträglicher Gesundheitsfanatiker geworden. »Ich hab’s vielleicht ein bisschen übertrieben, bloß dachte ich, du würdest Leslie mitbringen. Sie ist bestimmt ganz schön erledigt von der Reise, oder?«
Sherman schüttelte den Kopf. »Nein. Ich wollte mal allein mit dir reden.«
Beamon griff wortlos nach seinem Glas.
»Diesmal hast du es wirklich geschafft, Mark.«
Die Kellnerin, die das Essen servierte, unterbrach ihr Gespräch. Beamon versicherte ihr, dass sie noch genug Bier hatten, während er schuldbewusst seinen Teller betrachtete. Die Fettrolle um seine Leibesmitte – allgemein als Rettungsring bekannt – vergrößerte sich mit alarmierender Geschwindigkeit. Noch schlimmer war, dass sich seine Gewichtszunahme auch im Gesicht bemerkbar machte. Er hatte schon regelrechte Pausbäckchen. Aber eigentlich spielte das auch keine Rolle mehr – für eine Karriere als Model war es in seinem Alter ohnehin zu spät. Unbekümmert griff er nach einem Hähnchenflügel.
»Komm schon, Tommy, die Presse hat die Hälfte davon erfunden.«
»Mark, du hast in Anwesenheit von Calahan und zwei Journalisten von der Post den Kampf gegen Drogen eine Zeitverschwendung genannt. Und du hast es so laut gesagt, dass der halbe Raum dich gehört hat.«
Beamon zog eine Grimasse bei dem Namen des derzeitigen Direktors des FBI. Er hatte William Calahan zum ersten Mal bei der Abschiedsparty für den scheidenden Direktor getroffen und von Anfang an nicht gemocht. Er war erst drei Tage vorher ernannt worden und schien bereits die gesamte Organisation durchgemustert und für unzulänglich befunden zu haben. Fünfzehn Minuten lang hatte er ohne Pause auf Beamon eingeredet und die zahllosen Schwächen des FBI aufgezählt, wobei er ihm bis auf eine Nasenlänge auf die Pelle gerückt war. Beamon hatte bei seinem Gerede rasch gemerkt, dass er ein ahnungsloser und ziemlich eingebildeter Ignorant war. Im Anschluss an diesen Vortrag hatte Calahan ihm fast ohne Atem zu
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