Mark Beamon 01 - Der Auftrag
holen erzählt, dass er Mitte der siebziger Jahre seine Wiedergeburt als Christ erlebt habe, und gemeint, er habe den Eindruck, fast sämtliche leitenden Angestellten des FBI seien Alkoholiker.
Nachdem Calahan mit seiner kleinen Rede fertig gewesen war, hatte Beamon demonstrativ seinen Bourbon hinuntergekippt. »War nett, Sie kennen zu lernen«, hatte er hastig gesagt und sich beeilt, Tom Sherman zu finden, um sich noch ein paar Drinks zu genehmigen.
Der Direktor hatte dieses unheilvolle erste Treffen nie vergessen, und seine anfängliche Verachtung für Beamon hatte sich in Abneigung und dann in Hass verwandelt. Und dabei war es in den vergangenen Jahren geblieben.
»Mit Calahan werde ich schon fertig. Herrgott, Tommy, ich bin der beste Ermittler, den das FBI hat. Was will er tun? Mich abschieben?«
»Verdammt richtig. Du hast es diesmal zu weit getrieben, Mark. Calahan hat den halben Morgen in meinem Büro gehockt und fast nur gebrüllt.«
Beamon griff nach einem weiteren Hähnchenflügel und tauchte ihn in Ranchdressing.
»Was ist der schlimmste Job, den du dir vorstellen kannst, Mark? Wie würde es dir gefallen, die nächsten fünf Jahre als Leiter einer Sonderkommission zu verbringen, die das Ablagesystem des FBI überprüft? Das ist keine Erfindung von mir – er hat das tatsächlich vorgeschlagen.«
Am Nachbartisch wurde ziemlich lautstark ›Happy Birthday‹ angestimmt, zu Ehren eines verlegenen Mädchens, das sicher gerade erst einundzwanzig geworden war. Beamon schaute den glücklichen jungen Leuten zu, die ausgelassen schunkelten. Schließlich wandte er sich wieder zu seinem Freund um. »Also, sag schon endlich, was Sache ist.«
»El Paso.«
»Wie?«
»El Paso, Texas.«
Beamon starrte ihn verständnislos an.
»Du weißt doch … dieser große Nachbarstaat von Mexiko.«
»Was ist in El Paso?«
»Dort ist gerade die Position eines Stellvertretenden Special Agent in Charge frei geworden. Du wärst der zweite Mann hinter Steve Garrett.«
Beamon zündete sich eine Zigarette an, lehnte sich in seinem Stuhl zurück und dachte an die vielen Jahre, die er dem FBI geopfert hatte. Unmögliche Fälle? Ruft doch Beamon – so hatte es stets geheißen, denn jeder wusste, dass er oft genug wahre Wunder zustande brachte. Immer wieder hatte er Fälle übernommen, vor denen die meisten geflüchtet wären, weil die Ermittlungen jahrelange Plackerei erforderten. Doch statt mit einem unlösbaren Fall in der Versenkung zu verschwinden, hatte er sie, abgesehen von ein paar wenigen Ausnahmen, innerhalb von sechs Monaten erfolgreich gelöst.
Und das war nun seine Belohnung. Eine Zurückstufung und die Verbannung nach Texas. Er hatte immer gewusst, dass es mal so kommen würde, aber dass es jetzt wirklich so weit war, traf ihn doch unerwartet.
»Verdammte Scheiße, Tommy. So was ist einfach nichts für mich. Du weißt, dass ich mich nicht gut unterordnen kann. Gib mir ein Kellerloch als Büro, aber lass mich um Gottes willen auf eigene Faust arbeiten.«
Sherman schüttelte seufzend den Kopf. »Ich kann nichts mehr tun, Mark. Als verantwortlicher Special Agent wärst du weiterhin im Blickpunkt. Du musst einfach von der Bildfläche verschwinden, oder du bist erledigt. Du wusstest doch, dass das mal so kommen würde, Mark. Nie hast du auch nur einen Fingerbreit nachgegeben und dich nie an die üblichen Spielregeln gehalten. Jetzt musst du eben dafür zahlen.«
Beamon leerte sein riesiges Glas in kaum zwei Sekunden, was ihm anerkennenden Applaus von einer Gruppe Collegestudenten am Nachbartisch einbrachte. Beamon nickte ihnen lächelnd zu. Er winkte der Kellnerin und hielt zwei Finger hoch. »Wieder zurück auf Los«, sagte er zu Sherman. »Ich bin nämlich dort in der Nähe aufgewachsen.«
»Ich weiß.«
Beamon nahm einen Zug von seiner Zigarette und schaute nachdenklich dem Rauch hinterher. »El Paso, was?«
»El Paso«, nickte Sherman.
»Was hat Garrett gesagt?«
»Er war sehr froh, dich zu kriegen.«
Beamon kannte Steve Garrett zwar nicht besonders gut, aber zumindest so gut, dass er Tom kein Wort glaubte. »Was hat er wirklich gesagt, Tommy?«
Sherman zögerte einen Moment, ehe er antwortete. »Er hat gefragt, ob du wirklich ein so großes Arschloch seist, wie man sich erzählt.«
»Und was hast du geantwortet?«
»Ein noch größeres.«
Beamon lachte. »Herzlichen Dank, Kumpel. Schön, dass du ein gutes Wort für mich eingelegt hast.«
»Aber dann hat er gefragt, ob du so gut seist, wie man sich
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