Mark Beamon 01 - Der Auftrag
ihm dankbar zu und rollte hindurch.
Es war von der Größe her ideal – annähernd fünfzehn mal fünfzehn Meter, mit einer Deckenhöhe von gut sieben Metern. Die Wände bestanden aus alten Backsteinen, die hier und da von schmutzigen Holzregalen verdeckt wurden. Am anderen Ende war ein großes Tor, durch das sogar ein Sattelschlepper fahren konnte.
»Bis vor zwei Wochen war hier eine T-Shirt-Firma«, erklärte die Maklerin und hob einen der bunten Werbeprospekte auf, die über den Boden verstreut waren, während Hobart sich umschaute. »Daher stammt dieser ganze Papierkram. Aber das Lagerhaus wird natürlich besenrein sein, wenn Sie sich entscheiden, es zu nehmen.«
»Und oben sind Wohnungen?«
»Zwei. Ich habe mich überzeugt, dass beide verfügbar sind, aber besonders hübsch sollen sie nicht sein.«
»Achthundert Dollar für das Lagerhaus, haben Sie gesagt?«
Sie nickte.
»Wie viel für das gesamte Gebäude?«
Sie kaute an ihrer Unterlippe. »Vermutlich doppelt so viel, sechzehnhundert. Denken Sie daran, dass es von hier aus keinen Zugang nach oben gibt.«
Er schaute sich noch einmal flüchtig um. »Ich nehme es für ein Jahr mit der Option auf ein weiteres Jahr. Es ist allerdings noch einiges zu tun. Ich denke mal, dass die Besitzer nichts dagegen haben, wenn ich ein paar Verbesserungen vornehme – auf eigene Kosten natürlich.«
»An was genau haben Sie gedacht?«
»Nichts Besonderes. Ein wenig Farbe, ein neuer Teppichboden, vielleicht eine Alarmanlage.«
Die Maklerin zuckte die Schultern. »Ich kann mir nicht vorstellen, dass das ein Problem ist. In welcher Branche sind Sie tätig, John?«
»Antiquitätengroßhandel.«
»Tatsächlich? Wie interessant«, erwiderte sie eher gelangweilt. »Ich sause mal schnell raus zu meinem Auto und rufe die Besitzer an, um mich zu vergewissern, dass ich Ihnen die richtige Auskunft über die Wohnungen gegeben habe. Dann frage ich auch gleich wegen der Verbesserungen. Wenn alles in Ordnung ist, können wir in mein Büro fahren, das bisschen Papierkram ausfüllen, und dann gehört es Ihnen.«
»Schön.«
Es war fast fünf Uhr, als Hobart das Maklerbüro in Fells Point verließ, eine Gegend, die bekannt war für gute Fischrestaurants und verrufene Kneipen. Von der anderen Straßenseite drang der verlockende Geruch nach frisch gekochten Krabben herüber. Er schaute auf seine Uhr. Das Abendessen musste noch warten.
Ungefähr einen Block vor seinem Ziel bog Hobart auf einen schmalen Parkplatz ein. Er nahm sein Handy, fischte einen Zettel aus seiner Tasche und wählte die Nummer, die darauf notiert war. Es läutete vier Mal, bis ein Anrufbeantworter ansprang.
»Hinterlassen Sie eine Nachricht«, war die einzige Ansage, darauf folgte ein lautes Piepen. Wortlos unterbrach er die Verbindung, nahm einen kleinen schwarzen Rucksack vom Boden des Jeeps und stieg aus. Es wurde allmählich dunkel, und er hatte etwas Mühe, die Hausnummern zu erkennen. Zwischen Nummer 619 und dem Nachbargebäude war ein schmaler Durchgang, in den er einbog. Auf dem aufgesprungenen Zement unter seinen Füßen stand fünf Zentimeter hoch seifiges Wasser. Es roch nach Waschmitteln.
Der Gang führte in einen kleinen Hinterhof, der von einem niedrigen Maschendrahtzaun in zwei Hälften geteilt wurde. Hobart wandte sich nach links, überzeugte sich kurz, dass niemand aus den Fenstern der umliegenden Häuser schaute, und zog einen großen Schraubenzieher heraus. Allerdings merkte er, dass er ihn gar nicht brauchte. Die Tür ging auf, als er die Klinke packte. Lächelnd betrat er die Küche.
Überall türmte sich Geschirr, dem Geruch nach zu urteilen schon seit längerer Zeit. Auf dem Boden entdeckte er einen kleinen Stapel Knochen, und er erstarrte. Fast eine Minute lang lauschte er regungslos, ehe er weiter ins Wohnzimmer ging. Er war alles andere als leise ins Haus eingedrungen, und das hätte kein anständiger Hund überhört.
Rasch machte er einen Rundgang, um sicherzugehen, dass niemand daheim war. Sämtliche Zimmer befanden sich in einem ähnlichen Zustand wie die Küche. Gips fiel von den Decken, die Hälfte der Lampen schien defekt, und die wenigen Möbel, die es überhaupt gab, sahen aus, als stammten sie vom Sperrmüll. Im Schlafzimmer gab es nicht einmal ein Bett, sondern nur eine übel riechende Matratze auf dem Boden.
Rasch platzierte er Wanzen im Telefon, im Wohnbereich und im Schlafzimmer. Er war froh, dass er chirurgische Handschuhe übergestreift hatte – auf diese Weise
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