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Mark Beamon 01 - Der Auftrag

Mark Beamon 01 - Der Auftrag

Titel: Mark Beamon 01 - Der Auftrag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kyle Mills
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die Möbel bestanden nur aus dem Bett, einer Lampe auf dem Nachttisch und einem morschen Holzstuhl am Fenster. Einen Fernseher gab es nicht.
    Hobart blickte auf seine Uhr und sah, dass er noch ein paar Stunden Zeit hatte. Er hasste es, ein Nickerchen zu machen – dadurch schien der Jetlag bloß noch länger anzudauern –, aber es war besser, wenn er einen klaren Kopf hatte. Vermutlich würde er sowieso nicht schlafen können. Die Verkleidung, die er trug, hatte ihn schier verrückt gemacht, seit er sie angelegt hatte. Aber sie war gut. Allmählich erkannte er sich nicht einmal mehr selbst.
    Passend zu der grauen Perücke mit fast schulterlangen Haaren, die zu einem ordentlichen Pferdeschwanz zurückgebunden waren, hatte er sich einen Vollbart angeklebt. Er war ein bisschen dunkler, da der Besitzer des Ladens für Theaterbedarf unnachgiebig erklärt hatte, nur so wirke es ganz echt.
    Er trug eine Nickelbrille mit Fensterglas, und seine Pupillen waren durch Kontaktlinsen grün gefärbt. Bei seinen ausgezeichneten Augen hatte er sich noch nie mit Kontaktlinsen abgeben müssen, und bislang hatten sie mehr Schwierigkeiten verursacht, als sie vermutlich wert waren.
    Die Verkleidung wurde vervollständigt von einem braunen Cordjackett, einem rötlichen Wollpullover und abgetragenen Jeans. Es war ein bisschen klischeehaft, aber er bezweifelte, dass es seine neuen Geschäftspartner bemerken würden. Anscheinend scherten die Europäer sowieso alle Amerikaner über einen Kamm. Sie schienen direkt enttäuscht, wenn sie einen sahen, der nicht ihrem Bild entsprach.
    Hobart erwachte durch ein Klopfen an seiner Tür. »Halloho, Professor Stapleton«, rief eine Stimme mit merkwürdigem Akzent. »Schlafen Sie?«
    Er hatte noch nie mit Lech Orloski gesprochen, auch nicht am Telefon, aber die Stimme klang genau so, wie er erwartet hatte.
    Hobart hatte ihn übers Internet ausfindig gemacht durch eine locker verbundene Gruppe, die sich mit exotischen Pilzen beschäftigte. Es war wirklich verblüffend, was für seltsame und durchorganisierte Subkulturen die Welt bevölkerten. Zu jedem nur erdenklichen Thema schien es einen Club, eine Organisation oder ein Magazin zu geben.
    Als Manion vorgeschlagen hatte, Orellanin zu benutzen, hatte sich Hobart Sorgen gemacht, dass es schwierig sein würde, diese Pilze zu beschaffen. Am Ende war es ganz einfach gewesen. Und da alles übers Internet gelaufen war und die gesamte Kommunikation bisher über Computer stattgefunden hatte, war ausgeschlossen, dass seine wahre Identität je ans Licht kam.
    Hobart hatte Orloski schlicht per E-Mail mitgeteilt, an welchen Pilzen er interessiert war und dass er ungefähr eine Tonne brauche. Das hatte zwar einige Fragen zur Folge gehabt, aber es war ihm gelungen, sie zur Zufriedenheit des Polen zu beantworten.
    Orloski kannte diese Pilzart natürlich und hatte ihm erklärt, dass sie lediglich noch gesammelt werden müssten. Er hatte sogar schon den Versand organisiert, um den amerikanischen Zoll zu umgehen. Diese kleine Dienstleistung hatte allerdings eine ganze Menge gekostet.
    Hobart schwang seine Füße vom Bett und ging rasch in gebeugter Haltung und mit hängenden Schultern zur Tür, um wie ein Gelehrter zu wirken. Er fand, dass Orloski ganz genauso aussah, wie er ihn sich vorgestellt hatte – groß, rundlich und mit einem dichten Vollbart, der ihm bis über die Brust hing.
    »Professor!«, rief der Pole. »Es ist so schön, endlich Ihr Gesicht zu sehen!« Er packte Hobarts Schultern und küsste ihn kräftig auf beide Wangen.
    Hobart war immer noch etwas benommen von dem Flug und wich einen Schritt zurück, als der Pole ihn freigab. »Ich freue mich auch, Sie endlich zu treffen, Mr. Orloski.«
    »Bitte, nennen Sie mich Lech. Mein Auto wartet. Sind Sie bereit?«
    Hobart schlüpfte in seine Schuhe, nahm den Mantel vom Boden auf und nickte.
    Der Wind blies überraschend stark, sodass Orloski sein ganzes Gewicht einsetzen musste, um die Eingangstür des Hotels zu öffnen. Er hielt sie auf, bis Hobart hindurch geschlüpft war, und lief dann voraus zu einem winzigen europäischen Wagen, der im Parkverbot vor dem Hotel stand. Hobart schaute zu, wie er sich in das kleine Fahrzeug zwängte. Als Orloski so weit war, dass er nur noch ein Bein draußen hatte, stieg auch Hobart ein und war ganz froh über seine kleine Statur. Trotzdem fühlte er sich ziemlich eingezwängt. Orloskis massiger Körper beanspruchte fast den gesamten Raum, und der Griff der Wagentür drückte

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