Mark Beamon 01 - Der Auftrag
besser zu meinem Wagen zurück. Ich habe dort eine Flasche, die uns helfen wird, diese verdammte Kälte auszuhalten.«
Hobart hatte bereits einen zweiten und Orloski sogar schon den fünften Drink gekippt, als Paul ihnen etwas zurief. Der große Stapel von Pilzen war verschwunden, und die Bauern gingen langsam über das Feld davon. Heim in ihr Dorf, vermutete Hobart.
»Alles fertig«, verkündete Paul. Die Pilze waren in sechs große Holzkisten verstaut, die auf der Ladefläche des Lasters festgezurrt waren.
»Wunderbar! Dr. Stapleton und ich fahren gleich zum Hafen, damit sie sofort verschickt werden können. Sehr verderbliches Zeug, müssen uns beeilen.«
Paul nickte und nahm die Schlüssel, die ihm sein Vater reichte. Nach einem kurzen Abschiedsgruß rannte er den Hügel hinunter und fuhr in dem kleinen Wagen davon, mit dem sie hergekommen waren.
Lech deutete auf die offene Tür der Fahrerseite. »Nach Ihnen.« Hobart schaute ihn verwirrt an. »Die Beifahrertür lässt sich leider nicht öffnen«, erklärte er.
Hobart musterte den Kleinlaster skeptisch. Er sah aus, als sei er aus lauter Ersatzteilen zusammengeschweißt worden. Rost hatte den Boden der Karosserie nahezu zerfressen, die jetzt auf fast magische Weise über dem Fahrgestell zu schweben schien. Alles in allem sah er aber noch sicherer aus als das Wägelchen, in dem sie hergekommen waren. Orloski war nach seinen fünf Wodka nicht gerade beweglicher geworden und hatte einige Schwierigkeiten, hinauf in die Kabine zu kommen.
Mit einem lauten Knirschen startete der Motor, und der Laster schwankte den schlammigen Feldweg hinunter auf die Straße. Orloski drückte das Gaspedal durch, bis der Tacho die Höchstgeschwindigkeit von fünfundsechzig Stundenkilometern anzeigte, was Hobart viel zu schnell vorkam.
»Es hat doch hoffentlich keine Probleme mit dem Versand gegeben?«, fragte er.
»Natürlich nicht. Ist alles geregelt.«
»Normalerweise hätte ich Sie nie um Ihre Hilfe gebeten«, erklärte Hobart. »Nur sind die amerikanischen Zollbehörden manchmal so unvernünftig. Ich fürchte, dass man die Pilze eine Ewigkeit lang festhält, und wenn sie anfangen zu verfaulen, ist ihre Wirkung dahin und mein Experiment ruiniert.«
Das erste Anzeichen, dass sie sich ihrem Ziel näherten, war der Geruch. In die frische kühle Landluft mischte sich allmählich giftiger Industriegestank. Am Horizont stand eine dicke Rauchwolke. Orloski begann, ihm ausführlich die Geschichte der kleinen Stadt zu erzählen, deren Hafen ihr Ziel war.
Hier herrschte weder die Betriebsamkeit von Warschau, noch spürte man irgendeine Aufbruchstimmung. Niemand schien daran interessiert, die baufälligen Häuser zu renovieren, und über allem lag ein durchdringender Gestank, der in jede Ritze kroch. Gelegentlich sah man ein kleines Kind, das in einem Haufen Trümmersteine spielte oder einen alten Reifen vor sich her rollte. Aber meist waren die Straßen verlassen. Orloski war mit seinem Vortrag irgendwo im 17. Jahrhundert stecken geblieben. An der Stadt, wie sie heute war, schien er kein besonderes Interesse zu haben. Hobart war dankbar für das Schweigen.
»Da sind wir«, verkündete Orloski und parkte neben einem Stapel hölzerner Kisten, auf denen große rote Buchstaben prangten. Am Ende des Piers lag ein ziemlich kleines, grauweißes Frachtschiff. Das Deck war voller Rost, der sich über die Seiten ausbreitete, als ob jemand braune Farbe darauf ausgekippt hätte.
»Bitte warten Sie hier, ich bin sofort wieder da.« Orloski schlüpfte aus der Kabine und eilte zu einer kleinen Gruppe von Männern in der Nähe des Schiffs. Ungefähr fünf Minuten später tauchte er aus ihrer Mitte wieder auf und kehrte mit einem von ihnen im Schlepptau zurück.
Sein Begleiter war sicher an die eins neunzig groß, und seine tätowierten Unterarme waren so dick wie Telefonmasten.
Hobart sprang aus der Kabine und war erleichtert, dass dieser Teil der Operation beinahe geschafft war.
»John, ich möchte Ihnen Mikhail vorstellen. Er ist der Mann, von dem ich Ihnen erzählt habe.«
Hobart streckte die Hand aus, doch Mikhail starrte nur stumm auf ihn herab. Er schien darauf zu warten, dass Hobart zu sprechen begann.
»Es ist schön, Sie zu treffen, Mikhail. Wie ich höre, können Sie uns bei der Verschiffung in die USA helfen.« Orloski übersetzte seine Worte. Mikhail hörte aufmerksam zu und antwortete auf Polnisch.
»Mikhail möchte gern wissen, wohin Sie Ihre Sendung geliefert haben
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