Mark Beamon 01 - Der Auftrag
möchten.«
»Norfolk, Virginia.«
Das erforderte keine Übersetzung. Der Mann nickte langsam und wandte sich wieder an Orloski.
»Er sagt, dass in diesem Gebiet die Marine ziemlich aktiv ist, was seine Aufgabe natürlich schwieriger macht. Deshalb verlangt er weitere fünftausend Dollar.« Orloski wirkte etwas verlegen.
Hobart wusste genau, dass man ihn belog. Flugzeugträger kümmerten sich nicht um Frachtschiffe und hielten sie schon gar nicht an, um nach geschmuggelten Waren zu suchen. Irgendwelche zusätzliche Kosten gingen allein auf das Konto seines Übersetzers, der sich eine ordentliche Scheibe abschneiden wollte.
Er hatte allerdings nicht vor, wegen so unbedeutender Summen unnötig Theater zu machen. Erstens musste er das Zeug unbedingt in die USA schaffen, doch vor allem wollte er, dass Orloski zufrieden war. Zweifellos würde das FBI ihn irgendwann befragen, und je zufriedener er war, desto vergesslicher würde er dann vermutlich sein.
»Das scheint mir angemessen, Lech, aber etwas muss ich noch wissen.«
»Was denn?«
»Ihr Freund ist doch zuverlässig, oder? Sie verstehen, wie wichtig meine Forschungen sind?«
Orloski schaute beleidigt drein. »Natürlich ist er das! Ich garantiere persönlich für die sichere Ankunft der Ware.«
Hobart hielt sich für einen guten Menschenkenner, für einen ausgezeichneten sogar, und wusste, Orloski würde so viel aus ihm raus schinden wie nur möglich, aber er würde zuverlässig liefern. So zuverlässig, dass er gar nicht mehr selbst in Polen erscheinen müsste, falls er noch einmal Nachschub brauchte.
Ursprünglich hatte Hobart daran gedacht, die Pilze ganz legal in die Vereinigten Staaten einzuführen. Am Ende hatte er allerdings beschlossen, dass die Kontrollen ein unnötiges Risiko waren, das er lieber nicht eingehen wollte. Er war nicht scharf darauf, übermäßige Aufmerksamkeit seitens des Zolls oder irgendeiner anderen Regierungsbehörde auf sich zu lenken, auch wenn sein Pass noch so gut war. Das Schmuggeln barg zwar ebenfalls ein Risiko, aber das lastete nicht auf seinen Schultern.
»Wann kann ich meine Kisten in Norfolk erwarten?«
Lech übersetzte, und Mikhail zog ein Klemmbrett hinter seinem Rücken hervor. Mit angestrengt gerunzelter Stirn ließ er schweigend einen Finger über das fettfleckige Papier gleiten.
»Fünfter Dezember«, übersetzte Orloski.
»Gut. Ich habe Travellerschecks über dreitausend Dollar bei mir. Die restlichen zweitausend gebe ich ihm bei Lieferung.« Lech sah etwas unsicher aus, übersetzte aber Hobarts Worte .
Mikhail schüttelte wütend den Kopf und stritt sich fast fünf Minuten lang mit Orloski, bis Hobart sich einmischte.
»Lech, sagen Sie ihm, dass er weitere dreitausend kriegt, wenn die Pilze pünktlich ankommen.«
Orloski lächelte und begann eine neue hitzige Debatte, wobei er immer wieder einen Blick in Hobarts Richtung warf. Schließlich rief Mikhail seinen Männern etwas zu, und Hobart glaubte einen Moment lang schon, sie würden auf ihn losgehen, doch offenbar hatte man sich geeinigt.
»Er ist mit Ihren Bedingungen einverstanden«, verkündete Orloski strahlend. »Es war nicht leicht, aber ich habe ihm klargemacht, dass Sie ein geachteter amerikanischer Akademiker sind. Sie glauben gar nicht, wie viel Respekt Mikhail für gebildete Menschen hat.«
Die Männer eilten an ihnen vorbei und begannen die Kisten abzuladen.
»Mikhail möchte gern wissen, wo er Sie erreichen kann.«
»Nirgends. Ich bin in den nächsten Monaten ständig unterwegs«, log Hobart. »Ich hatte gehofft, dass ich mit Ihnen in Verbindung bleiben könnte und Sie mich wissen lassen, wann mein Assistent die Lieferung abholen kann.«
»Das lässt sich sicher arrangieren«, erwiderte Orloski. »Wir besprechen das auf der Heimfahrt. Und Sie können mir beschreiben, wie es so ist, in North Carolina zu leben – es soll ja eine wundervolle Gegend sein.«
Ehe er einstieg, blickte Hobart ein letztes Mal zurück auf die Kisten. Sie so einfach hier zu lassen, ohne eine Quittung oder auch nur einen Händedruck, verursachte ihm förmlich Magengrimmen.
Hobart schnappte sich seine letzte Tasche vom Band und ging im Laufschritt auf die Glastüren des BaltimoreWashington International Airport zu, wobei ihn das schwere Gepäck ein wenig aus dem Gleichgewicht brachte. Das Flugzeug hatte beinahe eine Stunde Verspätung gehabt, weil es in New York eine Ewigkeit auf der Rollbahn gestanden hatte. In zehn Minuten erwartete ihn Bob Swenson.
Er raste
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