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Mark Beamon 01 - Der Auftrag

Mark Beamon 01 - Der Auftrag

Titel: Mark Beamon 01 - Der Auftrag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kyle Mills
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seine Richtung zu korrigieren. Das Navigationsgerät hatte in diesem gebirgigen Gelände einige Schwierigkeiten, die Satellitensignale zu empfangen, aber irgendwie klappte es schließlich doch.
    Nach rund zwei Stunden im Dschungel überprüfte er zum letzten Mal seine Position. Trotz der kühlen Temperaturen schwitzte er – bei den vielen sumpfigen Stellen, den scharfen Steinen und dichten Schlingpflanzen war jeder Schritt ein Abenteuer gewesen.
    Er schob das GPS-Gerät in seine Tasche, als er plötzlich eine menschliche Stimme hörte, die erschreckend fremd klang in dieser Umgebung, in der es nur Bäume, raschelndes Gesträuch und Myriaden Insekten zu geben schien. Langsam schlich Hobart weiter. Nach wenigen Metern sah er dank der empfindlichen Fotozellen seiner Brille Licht durch die Bäume schimmern. Er nahm die Brille ab, ließ sich auf den Bauch fallen und kroch vorsichtig darauf zu. Damit ihn das raschelnde Laubwerk nicht verriet, konnte er nur weiter, wenn eine leichte Brise durch den Dschungel strich. Nach hundert Metern sah er endlich sein Ziel. Corey hatte ihn nicht im Stich gelassen.
    Es war weniger beeindruckend, als er erwartet hatte. Die alte Blockhütte, deren Dach mit großen Blättern gedeckt war, hätte man ohne weiteres für die Behausung eines armen Bauern halten können. Dass er am richtigen Ort war, zeigten jedoch die vier abgerissenen Männer mit Gewehren, die an der Wand hockten und sich die Hände an einem kleinen Feuer wärmten.
    Neben dem Schuppen lagen sechs Metallfässer, etwa einen knappen Meter lang und sechzig Zentimeter im Durchmesser. Während er sie von seiner Position aus deutlich sehen konnte, waren sie aus der Luft vollkommen unsichtbar, da man sie mit Blättern und Schlingpflanzen bedeckt hatte. Genau diese Fässer suchte er. Die einzige Chemikalie, die man in größeren Mengen brauchte, um Koks herzustellen, war Kerosin.
    Er beobachtete die vier Männer, die eine Flasche kreisen ließen und laut lachten. Er war nahe genug, um die verrotteten Zähne des einen zu sehen, als er einen Schluck trank.
    Hobart schaute ihnen fast zwei Stunden lang zu und merkte rasch, dass die Wächter nichts taugten. Wahrscheinlich würden sie nicht mal eine Scheune mit ihren Gewehren treffen, auch nicht stocknüchtern – und das waren sie ganz sicher nicht mehr. Außerdem bezweifelte er, dass sie zusammen einen IQ von mehr als neunzig hatten. Ihr Gespräch schien sich allein um Frauenbrüste und die Maße ihrer Penisse zu drehen. Ihr Lachen kam wie aufs Stichwort stets schon kurz vor der Pointe, was darauf hindeutete, dass sich dieses Gespräch jede Nacht wiederholte.
    Sicher könnte er ohne größere Probleme einfach zu ihnen hinüber spazieren und alle vier mit einem Messer töten, während er aus voller Kehle »Ave Maria« sang. Aber vermutlich waren die Wächter eher Staffage. Die kolumbianische Polizei mit ihren korrupten Beamten war keine echte Bedrohung für die mächtigen Drogenkartelle, und im Moment schien zwischen den verschiedenen lokalen Gruppen einigermaßen Waffenstillstand zu herrschen.
    Etwas anderes war allerdings viel auffälliger als diese unzulänglichen Wächter. Seit seiner Ankunft waren mindestens zwanzig Leute aus der Hütte gekommen, um eine Zigarette zu rauchen oder sich kurz die Beine auf der Lichtung zu vertreten, und er bezweifelte sehr, dass sich in diesem kleinen Gebäude so viele Menschen aufhalten konnten. Die eigentliche Raffinerie musste also unterirdisch liegen. Wie viele Menschen mochten dort arbeiten? Fünfzig? Einhundert?
    Hobart hörte das Brummen des Toyota Land Cruisers erst, als seine Scheinwerfer das dichte Laubwerk streiften, in dem er sich versteckte. Er drückte sein Gesicht in die weiche Erde, sodass er mit seinem frisch gefärbten schwarzen Haar nicht zu entdecken war, und hörte, wie das Fahrzeug mit knirschenden Reifen stoppte. Der Motor wurde abgestellt und zwei Türen geöffnet. Langsam hob er wieder den Kopf.
    Er hatte nichts zu befürchten. Die Wächter umringten respektvoll einen untersetzten Latino, während ein tadellos gekleideter Japaner Mitte fünfzig um das Fahrzeug herumging.
    »Was glotzt ihr so dämlich!«, rief Luis Colombar und versetzte dem Mann, der ihm am nächsten stand, einen festen Schubs. Er war in einer besonders finsteren Stimmung. Seit er das Cali-Kartell zerschlagen hatte und der mächtigste Drogenbaron in Bogotá geworden war, hatte er sich daran gewöhnt, zu tun und zu lassen, was immer er wollte. Und mitten in der

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