Mark Beamon 01 - Der Auftrag
Böschung fallen, griff unauffällig unter seinen Poncho und entsicherte die 22er, die in seinem Gürtel steckte. Es war zwar nicht ideal, aber wenn es sein musste, könnte er beide Männer erschießen, ihnen die Waffen und das Geld abnehmen, und das Kerosin würde trotzdem bis morgen Abend in der Raffinerie landen.
Langsam begann er die Waffe hervorzuziehen, doch da mischte sich der Fahrer ein.
»Carlos, du verdammter Schwachkopf. Wenn du dieses Arschloch anzündest und er rennt rüber zum Laster, jagt er uns alle in die Ewigkeit.«
Carlos machte ein enttäuschtes Gesicht, schien aber einzusehen, dass sein Freund Recht hatte. Er steckte das Feuerzeug wieder in die Tasche.
»Jetzt komm endlich«, befahl der Fahrer, der offenbar sein Vorgesetzter war. »Wir sind sowieso schon spät dran.«
»Was soll ich mit dem Scheißkerl tun?«
»Man hört’s, wenn du hier einen Schuss abgibst, und dann kriegen wir Ärger.« Der Fahrer ging um den Laster herum und musterte die Ladung. Er entdeckte das Fass ohne Deckel und stopfte einen Lappen in die Öffnung.
Carlos zögerte enttäuscht, während der Fahrer wieder einstieg und die Tür zuschlug.
Endlich fasste er einen Entschluss und versetzte Hobart einen bösartigen Tritt ins Gesicht. Er hätte leicht ausweichen können, aber es hatte keinen Sinn, den Mann noch weiter zu reizen.
Durch tränende Augen beobachtete er, wie Carlos die Hose öffnete und auf seine Brust pinkelte. Flüchtig dachte er daran, die Waffe zu ziehen, überlegte es sich aber anders. Er blieb einfach ruhig liegen, bis Carlos fertig war und lachend zurück zum Laster schwankte.
Sobald das Fahrzeug außer Sicht war, sprang Hobart auf und trabte über die Straße. Er schaffte es die Böschung hinunter, bevor das Licht der Scheinwerfer völlig verschwunden war. Rasch streifte er seine Kleider ab, setzte die Nachtsichtbrille auf und eilte tiefer in den Dschungel, da er sich an einen Bach in der Nähe erinnerte. Er brauchte ungefähr zehn Minuten, um ihn zu erreichen. Die Kälte des eisigen Wassers nahm ihm zuerst den Atem, doch der Geruch nach Kerosin und Urin war mindestens genauso schlimm. Kräftig schrubbte er sich ab. Das Wasser brannte in der offenen Wunde an seinem Bein und ließ ihn das Pochen in seiner blutverschmierten Nase vergessen. Schließlich legte er seine Brille auf einen Felsen und wusch sich das Blut aus dem Gesicht. Vorsichtig betastete er seinen Nasenrücken. Gebrochen. Noch eine Kampfwunde in seiner Sammlung.
Der Weg zurück zum Range Rover war viel kürzer, als er gedacht hatte. Trotz der Brille war die Sicht schlecht, aber es reichte, um größeren Objekten wie Bäumen auszuweichen. Er entdeckte sogar einen der Schläuche, die er aus dem Laster geworfen hatte. Er glühte in einem unheimlich grünlichweißen Licht, und er machte einen weiten Bogen drum herum.
An seinem Wagen zog er sich rasch an und fuhr hinauf auf die Straße. Noch immer stank es nach Kerosin.
Er kurbelte das Fenster hinunter, damit frische Luft hereinkam, und versuchte vergeblich, den Gedanken an das Gift zu verdrängen. Es war zwar nicht mit der offenen Wunde an seinem Bein in Kontakt gekommen, aber vielleicht hatte es seine Haut durchdrungen? Ob auch die Dämpfe schon gefährlich waren? Oder war es gleich bis nach unten gesickert, als er es hineingeschüttet hatte?
Er wünschte, Peter Manion wäre noch am Leben und könnte ihm sagen, wie es um ihn stand. Zwei Wochen lang diese Ungewissheit aushalten zu müssen war grausam.
13. Kapitel
Baltimore, Maryland 30. Januar
Eine Woche war seit seiner Rückkehr aus Kolumbien vergangen, und Hobart fühlte sich tadellos, bis auf das dumpfe Pochen in seiner Nase. Natürlich besagte das noch gar nichts. Manion hatte ihm ja erklärt, dass die Wirkung des Gifts erst nach zwei Wochen einsetzte. Und dann war man so gut wie tot.
Viel beunruhigender war allerdings, dass er kein Wort mehr von Robert Swenson gehört hatte und sich ständig die schlimmsten Szenarien ausmalte, etwa, dass sein Partner gefangen genommen worden war und ihn in diesem Moment gerade verriet. Hobart hatte sogar schon überlegt, ob er aus dem Lagerhaus ausziehen sollte – aber wohin? Besser war es, einfach abzuwarten und die Augen offen zu halten. Für alle Fälle hatte er sich jedoch eine kugelsichere Weste zugelegt und trug stets zusätzliche Munition für seine 45er unter dem Jackett.
Er war davon ausgegangen, dass er genau wissen würde, wann das vergiftete Heroin ins Land kam, um entsprechend die
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