Mark Beamon 01 - Der Auftrag
Todes.
Colombar winkte ihn herein. »Hier ist Ihr Patient.« Er setzte sich auf einen Stapel Mulchsäcke, nachdem er sorgfältig den Staub davon abgewischt hatte.
»Wie heißt er?«
»Manuel«, erwiderte Colombar ungeduldig.
Santez ging zögernd näher und beugte sich zu dem Mann, der ihm schwach zulächelte.
Nachdem Santez ein paar dünne Gummihandschuhe aus seiner schwarzen Ledertasche gekramt hatte, untersuchte er ihn rasch. Er schaute ihm in die Augen und den Mund, fühlte den Puls, maß den Blutdruck und wickelte vorsichtig den Verband von seinem Fuß ab. Schließlich stand er auf und schaute auf die Brust seines Patienten. Sie bewegte sich rasch, doch sein Atem war kurz und flach.
»Nun?« Colombar sprang von seinem Mulchsack.
»Ich weiß nicht, Luis – er ist sehr krank. Wann hat er sich diese Krankheit zugezogen?«
»Man hat mir erzählt, dass er sich bis vor ungefähr zwei Tagen gut gefühlt hat und dass es ihm dann rasch schlechter ging.«
Der Arzt nickte nachdenklich. »Könnte er mit irgendeiner giftigen Substanz in Kontakt gekommen sein? Vielleicht irgendein Pestizid, das Sie hier im Garten verwenden?«
Colombar schüttelte den Kopf. »Was ich Ihnen jetzt sage, Doktor, ist streng vertraulich. Haben Sie verstanden?«
Santez nickte. Die unterschwellige Drohung in Colombars Worten war eindeutig.
»Ich glaube, dass Manuel möglicherweise absichtlich vergiftet worden ist … wie diese Amerikaner.«
»Sie meinen durch verseuchtes Kokain?«
»Ja.«
»Aber wie …«
Colombar schnitt ihm das Wort ab. »Das lassen Sie meine Sorge sein. Sie sollen mir nur sagen, ob ich Recht habe oder nicht.«
»Das kann ich nicht mit Sicherheit, Luis, obwohl die Symptome ähnlich scheinen. Wir müssen den Patienten nach Bogotá ins Krankenhaus bringen. Ich lasse Sie dann morgen wissen, was wir herausgefunden haben, wenn ich auch bezweifle, dass diese Tests eindeutig sein werden, falls es ein ähnliches Gift ist wie das in den USA. Wir müssten seine Organe untersuchen – soweit ich weiß, greift dieses spezielle Gift Leber und Nieren an –, und das können wir hier vermutlich erst nächste Woche.«
Colombar starrte den Arzt an, als sei er ein zurückgebliebenes Kind. »Verzeihen Sie, aber vielleicht habe ich mich nicht klar genug ausgedrückt.« Es war unverkennbar, dass seine Höflichkeit lediglich angelernt war, als lese er einen vorgeschriebenen Text ab. »Ich muss morgen wissen, ob Manuel vergiftet wurde oder nicht. Bringen Sie ihn bitte nach Bogotá und tun Sie, was immer nötig ist.«
Der Arzt schaute ihn verwirrt an. »Aber ich kann derartige Untersuchungen noch nicht durchführen, Luis.«
»Warum nicht?«
»Er … er benötigt die Organe doch noch.«
Colombar schnaubte nur, schob sich an Santez vorbei und zog unter seinem dicken Wollsweater eine 45er hervor. Er richtete die Pistole auf Manuels Brust, doch dann zögerte er. Es könnte gefährlich werden, wenn die Kugel von dem Betonboden abprallte.
Sein Blick fiel auf einen fast leeren Mulchsack neben dem Stapel, auf dem er gerade gesessen hatte. Er ging an dem verwirrten Arzt vorbei, packte den Sack und leerte den Rest aus, während er hinüber zu Manuel ging und eine erdige braune Spur hinter sich herzog.
Mit einer raschen Bewegung riss er Manuel hoch und streifte ihm den Sack über den Kopf. Kurz erwachte der sterbende Wächter wieder zum Leben. Seine bleichen Hände klammerten sich um den Sack, und er zappelte heftig. Colombar befürchtete schon, dass es ihm gelingen würde, ein Loch in die Plastikhülle zu reißen. Er warf sein Opfer herum, drückte ihm ein Knie in den Rücken und packte seinen Hals. Mit aller Kraft drückte er zu.
Santez war aus der Garage gewichen. Colombar drückte sicherheitshalber noch eine weitere Minute zu, nachdem Manuels Gegenwehr aufgehört hatte. »Doktor«, rief er und schaute sich um. »Aber Sie werden ja ganz nass! Kommen Sie doch unters Dach.«
Santez gehorchte.
Colombar ließ den Sack los, und Manuels lebloser Körper fiel zu Boden. Dumpf schlug sein Kopf auf den Beton. »Ich erwarte morgen Nachmittag einen vollständigen Bericht, Doktor.«
18. Kapitel
Washington, D.C. 14. Februar
Laura Vilechi stieg auf einen Stuhl und reckte sich, um an den Fernseher zu kommen, der an der Wand des SIOC befestigt war. Wie gewöhnlich war die Fernbedienung nirgends zu finden, was sie nicht weiter überraschte bei fünfzehn Männern, die hier zu jeder Tages- und Nachtzeit ein und aus gingen. Was faszinierte nur Männer so
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