Mark Beamon 01 - Der Auftrag
an Fernbedienungen?
Sie drückte den Lautstärkeknopf, und das Gemurmel auf CNN, das bislang eher ein Hintergrundgeräusch gewesen war, wurde verständlicher. Sie setzte sich wieder an den Konferenztisch und zischte zwei Agenten zu, die auf der anderen Seite des Raums laut miteinander redeten.
Die Kamera zeigte gerade endlose Reihen von kleinen Käfigen, die in kahle Betonwände eingelassen waren. In jedem saß ein Hund. Das ominöse Spritzensymbol in der rechten Ecke des Bildschirms zeigte, dass es sich um eine Sendung über »Die Drogenkrise« handelte. Die dramatische Themenmusik, die CNN für die größte Story des Jahrzehnts ausgewählt hatte, erfüllte den Raum. Laura wartete gereizt, was nun kommen würde. Die Medien hatten permanent in jeder Zeitschrift, jedem Radiosender und jeder Fernsehstation aus allen erdenklichen Blickwinkeln über diese verheerende Katastrophe berichtet, und die Reportagen waren mit der Zeit immer abstruser geworden. Sie fragte sich, ob der lässig gekleidete junge Reporter etwa versuchen würde, das Haustier eines Opfers zu interviewen.
»Ich bin hier im Tierheim in der Siebzehnten Straße in Chicago, Illinois«, begann er und schlenderte durch den schmalen Korridor an den Käfigen vorbei. Die Kamera brachte einige der niedlicheren Tiere groß ins Bild. Er blieb neben einem Käfig stehen, in dem ein kleiner Bordercollie saß.
»Bis gestern hätten Sie vielleicht eine junge Familie durch diese Gänge gehen sehen, die nach einem treuen Freund für ihr Kind sucht.«
Er wandte sich um und tippte an den Käfig. Der Collie sprang aufgeregt ans Gitter und freute sich über die Aufmerksamkeit. Mit ernstem Gesicht schaute der junge Reporter wieder in die Kamera. »Das ist Darby.« Der Hund winselte glücklich, als er seinen Namen hörte. »Darby soll in drei Tagen eingeschläfert werden. Bis gestern hatte er noch eine Chance. Ein kleines Mädchen, das mit seinen Eltern hierher gekommen wäre, hätte sich bestimmt gleich in ihn verliebt.« Darby bellte zustimmend.
Der Reporter ging weiter, und der hoffnungsvoll winselnde Collie verschwand. Stattdessen erschien eine schlanke, ernst aussehende Frau.
»Gestern«, fuhr der Reporter fort, »hat dieses Tierheim, wie alle anderen Tierheime im Großraum Chicago, seine Vermittlungen eingestellt.« Als er sich zu der Frau umwandte, blitzte ein Schriftzug auf, der sie als Direktorin der Tierheime im Gebiet von Chicago vorstellte.
»Mrs. Kelly, darf ich fragen, was Sie zu Ihrem Entschluss gebracht hat, keine Tiere mehr zu vermitteln?«
»J… ja.« Sie war eindeutig nicht an Kameras gewöhnt. »Im Verlauf der letzten Wochen sind rund dreißig Prozent mehr Leute zu uns gekommen, die sich einen Hund zulegen wollten – und meine Nachforschungen deuten darauf hin, dass die meisten Tierheime einen ähnlichen Anstieg erlebt haben. Wir wussten zuerst nicht, was die Ursache dafür war, aber dann hörten wir Gerüchte, dass die Leute an ihnen ihre Drogen testen.« Ihre Stimme bebte. »Zuerst haben wir das nicht geglaubt. Wir konnten uns nicht vorstellen, dass irgendjemand etwas so Grausames tun könnte. Aber als wir darüber nachdachten, wurde uns klar, dass es stimmte. Sehr vielen, die zu uns gekommen sind, schien es auffallend gleichgültig zu sein, welchen Hund sie bekamen. Sie wollten einfach irgendeinen.«
Sie schwieg einen Moment lang, und ein trauriger Ausdruck glitt über ihr Gesicht. »Seit gestern wissen wir es nun mit Sicherheit. Ein Tierarzt, mit dem wir zusammenarbeiten, hat einen Hund wegen massiven Versagens von Leber und Niere behandelt. Er hat bestätigt, dass der Hund vergiftet wurde und Spuren von Kokain im Blut hatte …«
Laura sprang wieder auf den Stuhl und schaltete hastig ab. Sie hatte sich nach ihrer Scheidung vor ein paar Jahren einen gelben Labrador gekauft, und sie wusste nicht, was sie tun würde, wenn ihn jemand vergiftete.
»Ziemlich grausig, was?«
Sie hatte nicht bemerkt, dass Beamon während des Fernsehberichts hinter ihr gestanden hatte.
»Sind wir eigentlich sicher, dass wir wissen, was wir tun? Schuften wir uns dafür halb tot, um solche Leute zu retten?«, fauchte sie empört. »Was für Abschaum ist das, der einem Hund vergiftetes Koks gibt?«
»Sie sind verzweifelt, Laura«, sagte er und setzte sich an den Konferenztisch. »Wir beide werden uns nie vorstellen können, wie es ist, nach etwas so süchtig zu sein.«
Laura nickte traurig. »Ich weiß, dass Sie Recht haben. Wenn man so was sieht, kommt man schon
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