Mark Beamon 01 - Der Auftrag
dauernd bekotzt. Weil er so furchtbar gestunken hat, haben wir ihn raus in den Wald geschafft.« Der Wächter grinste erneut. »Wenn der Wind richtig steht, riecht man ihn immer noch.« Seine Kumpane kicherten boshaft.
»Dieser Scheißkerl säuft zu viel Tequila«, fauchte Colombar wütend. »Los, holt ihn her – ich bezahle ihn nicht dafür, im Wald zu pennen.«
Der Mann schüttelte den Kopf und wich zurück, als Colombar ihm einen Stoß gegen die Brust versetzte. »Es ist nicht der Tequila, Señor Colombar – das schwöre ich. Er ist wirklich krank. Ich glaube, er stirbt.«
Diese verfluchten Bauern! Er bezahlte die Hälfte der Polizisten in Kolumbien, damit sie diesem Ort fern blieben. Und diese Idioten hatten nichts weiter zu tun, als herumzusitzen und sich voll laufen zu lassen.
Er winkte den vier Männern, die im Jeep vor ihm gewesen waren, und drei von ihnen trotteten in den Dschungel davon. Nur der vierte, der fast unter Colombars Räder geraten wäre, schloss sich nicht an. Er sah immer noch ein wenig zittrig aus.
Wenig später kehrten sie zurück und zerrten einen leblosen Mann an den Beinen mit sich. Mit einer Hand hielt er eine dicke Wolldecke umklammert, die hinter ihm her schleifte. Als sie auf die Lichtung kamen, verfing sich die Decke an einem Baum und wurde ihm aus der Hand gerissen. Erst jetzt zeigte er Anzeichen von Leben und stieß einen kläglichen Laut aus. Sie schleppten ihn bis vor die Hütte, ehe sie seine Füße losließen.
Colombar trat ihm mit der Spitze seines Cowboystiefels in die Rippen. Dann beugte er sich etwas vor und betrachtete das Gesicht des Mannes. Sein Mund war mit Dreck und Erbrochenem verschmiert, und ein faustgroßes Blatt klebte auf der Wange. Seine Haut hatte eine grünlich-weiße Farbe – ungewöhnlich für einen Latino, der seine Tage in der kräftigen kolumbianischen Sonne verbrachte. Die Wächter hatten Recht gehabt mit dem Gestank.
»Was, zur Hölle, ist mit ihm los?« Colombar versetzte ihm noch einen Tritt und wich einige Schritte zurück. »Und was ist mit seinem Fuß passiert?« Er deutete auf den rechten Fuß des Mannes, der mit einem schmutzigen, blutverschmierten Lumpen umwickelt war. Es roch schwach nach Kerosin.
»Ich weiß nicht, was er hat, Señor. Bis vor ein paar Tagen ging es ihm noch gut. Dann fing er an zu kotzen und konnte nicht mehr pinkeln. Als es schließlich klappte, hat er Blut gepisst.« Der Wächter blickte nervös zu Manuel. »Den Fuß hatte er sich vorletzte Woche aufgeschnitten. Wir haben die Wunde mit Kerosin gesäubert, damit’s keine Entzündung gibt – aber das hat wohl nichts genutzt.«
Colombar verzog ärgerlich die Lippen und knirschte vor Wut mit den Zähnen. Er wirbelte auf dem Absatz herum und zog gleichzeitig die 45er aus dem Halfter. Der junge Wächter wich erschrocken zurück und stolperte dabei über seinen kranken Kameraden. Noch im Fallen traf ihn der Knauf von Colombars Pistole im Gesicht und schlug ihm die Vorderzähne aus. Colombar packte ihn an den Haaren, riss ihn von Manuel weg, der wieder angefangen hatte zu kotzen, und zerrte ihn in die Mitte der Lichtung. Seine Leibwächter kamen langsam näher.
»Er hat sich an meinem Koks vergriffen!«, schrie er den Wächter der Raffinerie an, der zu reden versuchte, aber nur röchelte, da ihm das Blut aus dem Mund floss. Heftig schüttelte er den Kopf.
»Holt Juan!«, rief Colombar seinen Männern zu, die ihn jetzt umringten und sich über diese interessante Wendung an einem üblicherweise langweiligen Tag freuten. Zwei von ihnen rannten zur Hütte.
Colombar kniete sich auf den Bauch des Wächters, der immer noch Blut und einige abgebrochene Zähne ausspuckte.
»Lüg mich nicht an, du elender Wurm«, schrie er und drückte ihm den Lauf seiner Waffe an die Wange.
Der Wächter schüttelte wieder den Kopf und schaute ihn voller Entsetzen an.
Colombar stand auf und richtete seine Waffe auf die beiden anderen Wächter der Raffinerie. Sie waren vollkommen erstarrt, bis auf ihre Augen, die gehetzt hin und her blickten und nach einem Fluchtweg suchten. Es gab jedoch keinen.
»Manuel hat sich an meinem Koks vergriffen. Und ihr habt es zugelassen.«
»Nein, Señor! Das ist ausgeschlossen, ganz unmöglich! Das hätten wir doch gesehen!«
Langsam deutete er mit dem Lauf der Waffe von einem zum anderen, als überlege er, welcher zuerst zu erschießen sei.
»Lass los!«, schrie Juan Cortegna den Wächter an, der ihn grob aus der Hütte stieß. Er wollte sich an die Tür
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