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Mark Brandis - Salomon 76 (Weltraumpartisanen) (German Edition)

Mark Brandis - Salomon 76 (Weltraumpartisanen) (German Edition)

Titel: Mark Brandis - Salomon 76 (Weltraumpartisanen) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Brandis
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    Ursprünglich war das Gebäude eine sturm- und seefeste Unterkunft für den Voraustrupp der Erbauer von Metropolis gewesen. Danach hatte es noch eine Weile als Speicher gedient und schließlich jahrzehntelang leergestanden: eine betonierte Festung, die an die hektischen Pioniertage erinnerte.
    Zum Zuchthaus umgebaut wurde es erst unter dem blutigen Regime der Reinigenden Flamme , kurz vor Ausbruch des Bürgerkrieges, als der texanische General Smith auf dem Höhepunkt seiner Macht stand. Auf sein Geheiß hin diente es als Silo für mißliebige Intellektuelle, die dort von zugleich findigen wie skrupellosen Ärzten einer geistigen und charakterlichen Umerziehung unterworfen wurden: teils durch Drogen, teils durch mechanische Eingriffe in das Gehirn.
    Damals erhielt das Gebäude den Namen REHABILITATION, und auch als das Regime der Reinigenden Flamme längst hinweggefegt war, blieb der hohnvolle Name an dem Gebäude haften. Man wandelte es um in ein Museum: zur Erinnerung an die unzähligen Opfer einer unseligen Zeit.
    Nun diente es wieder als Zuchthaus – oder, richtiger gesagt, als Auffanglager für die Inhaftierten bis zu deren Aburteilung und als Umschlagplatz für die menschliche Fracht zu den Stätten ihrer Verbannung beziehungsweise Hinrichtung.
    Dazu, um es wieder in den Dienst des Gesetzes zu stellen, hatte nicht viel gehört. Die Anhänger des Generals Smith waren wahre Meister in Fragen der Menschenverwahrung gewesen; der feuchte, modrige, bunkerähnliche Bau galt als hundertprozentig ausbruchssicher.
    Die Wiederinbetriebnahme von REHABILITATION erfolgte, wie ich später erfuhr, auf direkte Weisung von SALOMON 76, nachdem eine Hochrechnung ergeben hatte, daß die normalen Gefängnisse der großen Verhaftungswelle nicht gewachsen sein würden. Die zuständigen Behörden hatten nichts Eiligeres zu tun, als der Weisung Folge zu leisten. Lediglich bei der Rekrutierung des erforderlichen Wachpersonals zeigten sie sich überfordert; reguläre Polizeieinheiten übernahmen den undankbaren Dienst.
    In dieses düstere, fensterlose Gebäude lieferte man uns ein.
    Dies war der Hintergrund der neuen Justiz, in der sich angeblich alle rechtlichen Erkenntnisse der Menschheit vereinigten.
    Das Zuchthaus REHABILITATION war überfüllt.
    SALOMON 76 und seine Tochtercomputer liefen auf Hochtouren. Stündlich rollten neue Transporter mit Verhafteten in den Hof. Sämtliche Zellen quollen über. Diesem Umstand ist es wohl in erster Linie zu verdanken, daß ich und meine Mannschaft nicht auseinandergerissen wurden. Man stopfte uns allesamt in einen Raum, der ursprünglich wohl für einen einzigen Menschen berechnet gewesen war, verriegelte hinter uns die Tür und überließ uns vorerst uns selbst.
    Ich hatte mich so weit wieder gefaßt, daß ich imstande war, eine kleine Ansprache zu halten.
    »Gentlemen, es scheint, daß ich an Ihrem Unheil nicht ganz unschuldig bin. Ich gebe zu – auch auf die Gefahr hin, daß alles, was ich hier sage, abgehört und registriert wird –, daß es in der Tat meine Absicht war, eine Art von Verschwörung gegen SALOMON 76 ins Leben zu rufen. Hierfür, für diese Absicht, übernehme ich die volle Verantwortung. Niemand von Ihnen war je von mir diesbezüglich ins Vertrauen gezogen worden: dies werde ich aussagen, und in diesem Sinne sollten auch Sie Ihre Aussagen abfassen. Ich bin davon überzeugt, daß SALOMON 76 Sie freisprechen wird.«
    Nach diesen Worten setzte ich mich in eine Ecke. Alles Erforderliche war gesagt. Nun wollte ich in Erwartung des Verfahrens und des Urteils mit meinen Gedanken allein sein.
    Auf das, was nun geschah, war ich nicht gefaßt – nicht darauf, daß Captain Romen, statt das ihm zugeworfene Rettungsseil mit beiden Händen zu ergreifen, kaltblütig antworten würde: »Sir – auf die Gefahr hin, daß man meine Worte mitschneidet: Ich kann mich mit dem, was Sie soeben ausführten, nicht einverstanden erklären. Sie behaupten, es hat eine solche Verschwörung nicht gegeben – ich hingegen stelle fest, daß es sie gibt. Meine Hand darauf, Sir!« Und Captain Romen streckte mir seine braune Zigeunerhand entgegen.
    Ich zögerte.
    »Captain, Sie reden sich um Ihren Kopf!«
    Captain Romen lachte. »Der ist sowieso verwirkt, Sir. Wenigstens möchte ich nun die Genugtuung haben, zu wissen, wofür er fällt. Ich stehe voll und ganz auf Ihrer Seite.«
    Nun hielt es mich nicht mehr. Ich griff zu. Ein fester Händedruck – und der Pakt war geschlossen.
    Lieutenant Stroganow

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