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Mark Bredemeyer

Mark Bredemeyer

Titel: Mark Bredemeyer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Runenzeit 1- Im Feuer der Chauken (German Edition)
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Situation gar nicht so unzufrieden, wie er es oft darstellte. Solange er die überlebenswichtigen Nahrungsgrundlagen von Ingimundi im Tausch gegen das Erz bekam, hatte er nichts zu befürchten. Aber als freier Chauke wollte er natürlich keinem gegenüber den Anschein erwecken, dass er sich die Art und Weise, wie er für seine Familie sorgte, vorschreiben ließ. Und derzeit war es sowieso nicht das Schlechteste, aus dem Haus zu kommen. Seit Skrohisarns Tod war Hravan verschlossen und fraß die Wut und den Zorn auf die Römer in sich hinein. So war die Stimmung in seinem eigenen Haus momentan derartig düster, dass er lieber in den sumpfigen Wiesen der Flussniederung nach den harten Erzklumpen im Boden stach – auch bei diesem miesen Regenwetter – als daheim zu sein.
    Er wusste nicht, wie er ihr helfen konnte, selbst wenn sie es überhaupt zuließe. Sie war eine weise Frau. Manchmal hatte er jedoch den Eindruck, Hravan würde ihn nur akzeptieren, weil sie schließlich irgendeinen Mann an ihrer Seite brauchte, um in der Gemeinschaft respektiert zu werden. Kinder hatten sie nie welche bekommen und er war sich nicht sicher, ob sie es nicht vielleicht mit einem Runenzauber verhindert hatte. Sie war bekanntermaßen die Kundigste in dieser Gegend und alle Leute wussten das.
    Sie hatten bereits einige kleinere Brocken bis zum Mittag gefunden, aber noch nicht genug, um damit wieder den Heimweg anzutreten. Godagis schaute in den grauen Himmel und sah weit im Westen noch mehr dunkle Wolken heranziehen. Seit sie die Hegirowisa verlassen hatten, hatte es fast unaufhörlich geschüttet und es schien kein Ende nehmen zu wollen. Die Wiesen waren sehr sumpfig und nur mit einem breiten Gestell aus geflochtenen Weidenruten an den Füßen begehbar, ähnlich einem Schneeschuh. Sie verteilten das Körpergewicht und man sank kaum in den Boden ein, auch bei feuchtem Untergrund. Bei weiterem Regen würden aber selbst diese Moorschuhe nichts mehr nützen, das wusste Godagis aus Erfahrung.
    »Godimeri, ich schlage vor, dass wir uns wieder zum Bohlenweg hin orientieren. Ich möchte nicht von einem Gewitter überrascht werden, wenn ich mitten in den Sumpfwiesen feststecke!«
    Godimeri nickte seinem Bruder Godagis zu und auch der Dritte, Waldangodi, bestätigte. Es war bereits Nachmittag und sie alle hatten die Regenfront am Horizont bemerkt. Also stapften sie hintereinander auf für das ungeübte Auge unsichtbaren festen Geländeabschnitten mitten durch die Feuchtwiesen. Hin und wieder hielt einer von ihnen an und stach mit einer langen, spitzen Holzstange in den Boden. Stießen sie auf etwas Festes, gruben sie mit einem hölzernen Spaten den Gegenstand aus. Meist war es nur ein einfacher großer Kieselstein, doch manchmal auch ein Klumpen des dunklen Eisenerzes.
    Einige Zeit später trafen die drei am Bohlenweg ein. Er endete ein kurzes Stück weiter direkt an den Dünen, die den Blick zum Fluss verbargen. Sie nahmen sich vor, noch eine Weile auf der anderen Seite des Weges den Boden abzusuchen und sich dann auf den Weg zu machen.
    Weit im Westen zogen sich neue Regenwolken zusammen. Adicus kannte dieses verfluchte Land mittlerweile gut genug, um zu wissen, dass sie heute Nacht nass werden würden. Trotzdem es Sommer war, fröstelte ihm leicht. Er kam aus dem Süden Italiens und war Wärme und Sonne gewöhnt – im Sommer wie im Winter. Dass hier noch nicht einmal im Sommer die Sonne ihren Weg durch die Wolken fand, sah er als das Werk der hiesigen üblen Götter an. Was der erhabene Princeps Augustus mit diesem Land wollte, war ihm und vielen anderen ein Rätsel. Es barg überhaupt keine wertvollen Schätze: kein Gold, kaum Silber, wenig wertvolles Vieh, kein Übermaß an Korn. Dafür Holz in Hülle und Fülle, denn die Wälder waren südlich von hier von unermesslicher Größe.
    »Da vorne, bei dem flachen Dünenrücken, da ist der Bohlenweg!« Giwaritha deutete ein Stück weiter den Weg hinunter.
    Sie ritten direkt am Ufer der Weser entlang. Hier war der Boden für die Pferde leichter begehbar als im dünnen Sand des Strandes oder in den Dünen.
    Adicus wandte sich an einen der Optiones. »Tuberius! Wir sollten in den Dünen unsere Zelte aufbauen. Die werden im Fall der Fälle einfacher zu verteidigen sein und man wird uns nicht schon aus großer Entfernung sehen können! Reitet mit dem Bataver vor und sondiert das Gelände!«
    Tuberius und Giwaritha ritten voran. Sie verschwanden in den Dünen, kamen aber kurze Zeit später bereits aus

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