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Mark Bredemeyer

Mark Bredemeyer

Titel: Mark Bredemeyer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Runenzeit 1- Im Feuer der Chauken (German Edition)
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wenig Erfrischung. Das feuchte und kühle Wetter der letzten Tage war erst einmal von diesem Sommereinbruch verdrängt worden.
    »Es sind nicht mehr viele Schritte! Also los!«
    Ingimer gab seinem Pferd die Hacken und es trottete brav weiter.
    Nach einiger Zeit vernahmen wir einen leichten Brandgeruch. Werthliko war der Erste, der etwas sagte.
    »Riecht ihr das auch? Ich finde, es riecht stark nach Feuer!«
    »Ja, ich habe das ebenfalls schon gedacht, wusste aber nicht, ob ich mich nicht täusche«, entgegnete ich.
    Ingimer nickte nur und sah besorgt aus. Mit jedem Schritt, den wir machten, wurde der Brandgeruch intensiver.
    »Das muss vom Dorf kommen! Etwas anderes gibt es hier nicht, das brennen könnte! Für einen Waldbrand ist das Unterholz noch viel zu feucht!«
    Ingimer schaute uns aus großen Augen an. Angst stand in ihnen, Angst, dass etwas passiert sein könnte – genau in diesen Tagen, in denen so gut wie alle Männer das Dorf verlassen hatten. »Ich reite vor! Bleibt ihr bei dem Vieh und kommt so schnell wie möglich nach! Ich muss nachsehen, was los ist!«
    Werthliko und ich nickten nur. Auch wir ahnten, dass etwas Schreckliches passiert sein musste.
    Frilike! Plötzlich hatte ich ihr Gesicht vor meinen Augen, wie sie mich sanft berührte und wir uns küssten.
    »Bitte, bitte, möge alles in bester Ordnung sein!«, sprach ich zu mir selbst und ich nahm gleichzeitig alarmiert den immer heftiger werdenden Geruch nach Brand und Qualm in meiner Nase auf.

Der Überfall
    Nachdem die Mannschaften erfahren hatten, dass man das Lager räumen und zu den weiter südlich gelegenen Truppenteilen in Tuliphurdum stoßen würde, beruhigte sich der Aufruhr vorerst wieder. Die gewohnte römische Disziplin kehrte schnell zurück und die Vorbereitungen zum Abmarsch wurden professionell getroffen. Jeder Soldat durfte zehn Pfund bucellatum [64] und drei Pfund Speck mitführen, außerdem den säuerlichen Essigwein, der als Durstlöscher in der Armee überaus beliebt war. Das würde zwar nur für drei Marschtage reichen, aber die Offiziere planten die weitere Versorgung der Truppen durch die Schiffe ein.
    Außerdem musste die Beweglichkeit erhalten bleiben, schließlich schleppten die Soldaten neben den Waffen auch noch jede Menge Ausrüstungsgegenstände mit: Äxte, Schaufeln, Hacken und anderes Pioniergerät, Zelte und so weiter. Normalerweise begleitete ein Tross aus Mauleseln, Ochsen und Planwagen jedes marschierende Heer, doch in diesem Fall mussten die Soldaten auf alles verzichten. Nur die Marschgeschwindigkeit zählte.
    Da man die Ochsen aufgrund ihrer geringen Geschwindigkeit nicht mitnehmen wollte, entschlossen sich Ahenobarbus und Vinicius, sie vorher den Göttern zu opfern und für einen sicheren Rückmarsch sowie mehr Glück in den nächsten Kämpfen zu beten.
    Die Mannschaften räumten in größter Eile ihre Baracken aus, bepackten die Maultiere und Pferde und machten sich marschbereit. Währenddessen waren unweit des praetoriums eine kleine Gruppe Offiziere und ein Priester dabei, mehr als vierzig nervösen Ochsen, die in einem Kreis von Soldaten festgehalten wurden, die Kehlen durchzuschneiden und unterdessen feierliche Worte zu murmeln. Das Blut floss in Strömen und ein in eine weiße Toga gekleideter Priester beschwor Jupiter, den höchsten der römischen Götter, sowie Mars, den Kriegsgott.
    Julia hockte nach wie vor unter ihrem Busch und konnte einen Teil der Szene beobachten. Geschockt über das viele Blut und den Anblick der zusammenbrechenden und zuckenden Tiere hielt sie sich die Hand vor den Mund, um nicht zu schreien.
    Nach etwa einer halben Stunde war der grauenvolle Vorgang abgeschlossen und der alles einhüllende Geruch von Kot, Urin und frischem Blut raubte Julia den Atem. Sie konnte jedoch unmöglich ihr Versteck verlassen; sie würde bei der momentanen Hektik an diesem merkwürdigen Ort mit Sicherheit nicht unentdeckt bleiben. Waren diese Leute etwa Satansanbeter? Eine teuflische Sekte, die Tieropfer vornahm und im Geheimen hier gehaust hatte? War sie gar als menschliches Opfer vorgesehen gewesen? Sie schloss die Augen und hoffte einfach nur, dass bald alle weg sein würden. In was für einen Wahnsinn war sie bloß hineingeraten?!
    Die Wachen, die mittlerweile nicht mehr offen in den Türmen und Laufgängen postiert waren, sondern sich hinter der schützenden Mauer duckten, meldeten am Abend den Abzug der germanischen Schar aus den Dünen. Der Abmarsch wurde somit für den folgenden Morgen

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