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Mark Bredemeyer

Mark Bredemeyer

Titel: Mark Bredemeyer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Runenzeit 1- Im Feuer der Chauken (German Edition)
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führte in einem engen Schacht über zwei Ebenen bis in den oberen Teil des Wachturms. Dort oben stand die Frau bereits mit erhobener Forke, die sie drohend schwang. Sie rief ihnen wieder etwas in ihrer Sprache zu und Hoti antwortete in seiner. Doch das führte zu nichts. Langsam wurde er wütend. Was jetzt? Sie konnten Bliksmani ja wohl kaum melden, dass sie nicht in der Lage gewesen waren, eine einzelne Frau zu ergreifen. Er hob nun drohend den Speer und rief ihr erneut etwas zu.
    »Lass die Forke fallen, Weib! Dir wird nichts geschehen! Unser Anführer will dich sprechen, er wird in wenigen Augenblicken hier sein! Sei doch vernünftig!«
    Aber die Frau ließ sich nicht beirren. Sie hatte ein hübsches Gesicht, keine Frage. Allerdings war der Anblick der kurzen Haare ungewöhnlich, sie wirkte nun irgendwie männlich. Auch war sie in römische Kleider gehüllt, eine Art langer Rock mit einem Überwurf auf den Schultern. Wahrscheinlich war sie eine Sklavin gewesen.
    »Was nun?«, drängelte Witharward hinter ihm. »Sie versteht dich nicht, das merkst du doch! Mach Platz, ich werfe meinen Speer! Und wenn sie ausweichen will, stürmst du nach oben!«
    Aber die Frau schien nicht dumm zu sein. Sie machte einen kleinen Schritt zur Seite und stand nun in einem so ungünstigen Wurfwinkel für ihn, dass er den Plan wieder verwerfen musste. Sie hatten zu zweit tatsächlich erst einmal keine Chance, an sie heranzukommen. Sie hob nun drohend die Forke und schien jeden Moment zustoßen zu wollen.
    Hoti wandte sich an Witharward: »Das hat keinen Sinn! Ich will mir nicht durch eine Mistforke den Arm verletzen lassen. Im letzten Sommer ist mein Vetter an einer solchen Verletzung gestorben! Er war nur geritzt worden, doch es hatte sich in wenigen Tagen dermaßen entzündet, dass sein ganzer Arm schwarz wurde und er kurz danach tot war! Ich geh wieder runter!«
    Witharward und Hoti kehrten also um und traten in die Sonne hinaus zu Slithmodig. Dieser sah im ersten Moment ungehalten aus, doch gerade jetzt kamen die restlichen Reiter – etwa einhundert Mann – durch das Tor geritten. Unter ihnen war auch Thiustri, der mit Erstaunen Julia auf dem Turm erkannte.
    Diese hatte ihn allerdings noch nicht erblickt, denn sie konzentrierte sich auf den Treppenaufgang.
    Der Langobarde lenkte sein Pferd zu seinem Anführer und beugte sich zu ihm hinüber. In kurzen Worten schilderte er ihm seine Erkenntnisse. Bliksmani nickte langsam und gab Thiustri und den anderen Kriegern dann ein Zeichen, weiterzureiten und das Lager zu inspizieren. Er selbst lenkte sein Pferd zum Wachturm und stieg ab.
    »Was ist mit der Frau? Wieso ist sie noch da oben?«, fragte er Slithmodig.
    »Hoti und Witharward haben versucht, sie herunterzuholen, doch sie hat eine Mistgabel und will nicht freiwillig mitkommen. Mit ihr sprechen können wir auch nicht, denn sie spricht nicht unsere Sprache.«
    »Hat sie Latein gesprochen?«, fragte Bliksmani nun Hoti.
    »Nein, wie die Römersprache hat es sich nicht angehört. Ich weiß nicht, was es war. Vielleicht Skythisch oder Pannonisch?« Er sah Witharward an. Doch der hob nur die Schultern.
    Bliksmani schaute nun hoch und rief in der Sprache der Stämme: »Komm herunter, Frau! Dir geschieht auch nichts.«
    Die Frau blickte über die Brüstung. »Ihr kriegt mich nicht noch einmal, ihr Drecksäcke! Bringt jemanden her, der mich versteht, dann komm ich runter! Ansonsten verrecke ich hier lieber!«
    Bliksmani fiel die Kinnlade herunter. Die Frau hatte in feinstem Hochdeutsch geantwortet! Diese Sprache hatte er seit einigen Jahren schon nicht mehr gehört! Sie kam aus der Zukunft, genau wie er!
    »Wa… was haben Sie gesagt?«, stotterte er nun etwas unbeholfen, ebenfalls auf Deutsch. Er, Bliksmani, der Kriegerzauberer der Angrivarier, stand hier vor seinen Leuten und schaute zu dieser Frau nach oben wie ein Kaninchen, das gleich vom Fuchs geholt wird.
    Die Frau blickte nun ebenfalls etwas ungläubig über die Brüstung auf ihn herunter. »Sie haben mich verstanden? Ehrlich? Verstehen Sie, was ich sage?«
    Bliksmani stand stocksteif da. Noch jemand! Also war er gar nicht auserkoren? Oder war sie es auch? Er war verwirrt. Hieß das vielleicht, er könne auch zurück? Er musste sofort an Munition denken. Und Gewehre. Und an einen gewaltigen Krieg, den er führen wollte. Einen »immensum bellum«, wie die Römer sagten. »Ja, ich verstehe Sie«, antwortete er langsam.
    Es war ein wenig mühsam, nach einigen Jahren wieder seine

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