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Mark Bredemeyer

Mark Bredemeyer

Titel: Mark Bredemeyer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Runenzeit 1- Im Feuer der Chauken (German Edition)
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verstand ich seine Worte nicht. Was mochte das sein?
    Üblicherweise gingen wir nach unseren täglichen Schwertübungen auch direkt an die Arbeit in der Schmiede, aber Skrohisarn wollte offenbar mit mir sprechen. Endlich! Würde sich jetzt die Gelegenheit ergeben, mehr zu erfahren?
    »Nun …«, fing er gedehnt an. »Da du nicht nur im Schwertkampf, sondern auch im Erlernen meiner Sprache große Fortschritte machst, möchte ich gerne mir dir reden!«
    Ich nickte langsam. Mein Puls raste und ich überlegte, wie ich am besten vorgehen sollte.
    Aber erst einmal ergriff Skrohisarn das Wort: »Ich habe bei deiner Ankunft hier die Runen befragt und gute Antwort zu dir erhalten, auch dass ich dir vertrauen kann.«
    Wen hatte er befragt? Die Runen ? Wieder verstand ich ihn nicht. Wer waren diese Runen ? Irgendwelche Leute? Wieso befragte er sie über mich? Doch ich hielt mich zurück.
    »Trotzdem will ich noch einige Dinge wissen. Warum haben dich die Krieger der Langobarden vor über drei Mondläufen hier auf dem Thurisfingar gesucht? Was wollten sie von dir und was hat dich in diese Gegend gebracht?«
    Krieger der Langobarden? Ein eisiger Schauer lief mir über den Rücken! Wieso Krieger ? Wer oder was waren Langobarden ? Das Wort »Thurisfingar« kannte ich bereits: So nannte er den dicht bewaldeten, kilometerlangen Hügel hinterm Haus. Ich räusperte mich umständlich. Was mich in diese Gegend gebracht hatte? Eigentlich wollte ich doch ihn ausfragen … Was sollte ich jetzt sagen? Von dem mysteriösen Kaminfeuer erzählen, das mich eingeatmet und auf einer fremden Waldlichtung wieder ausgespuckt hatte? Wohl kaum! Eine einfache, glaubwürdige und unverfängliche Antwort musste her – am besten eine, die nicht nachprüfbar war! Er sollte nicht den Eindruck bekommen, dass ich ihn hinters Licht führen wollte. Außerdem musste ich endlich herausfinden, wo ich hier war! Doch ohne seine Hilfe würde mir dies kaum gelingen.
    »In der Nacht, bevor ich bei dir ankam, hat es bei mir zu Hause gebrannt. Etwas traf mich am Kopf. Als ich wieder aufwachte, befand ich mich auf einer dunklen Waldlichtung, da oben, im Thurisfingar!« Ich deutete mit einem Daumen hinter mich, in Richtung des Waldes.
    Skrohisarn sah mich stirnrunzelnd an.
    »Diese Männer, Langobarden, wie du sagst, haben mich durch einen dummen Fehler von mir entdeckt und gefangen genommen. Den Rest kennst du ja. Bis heute weiß ich nicht, wo ich hier bin, Skrohisarn! Ich hatte gehofft, dass du es mir sagen könntest.«
    »Du sagst, es hat bei dir zu Hause gebrannt. Wo ist dein Zuhause?«
    »Ich komme aus Deutschland, aus der Nähe von Bremen. Kennst du das? Deutschland? Germany? Allemagne?«
    Skrohisarn sah mich fragend an und mein Herz sackte mir in die Knie. Dieser Mann nahm mich nicht auf den Arm, das las ich in seinen Augen. Er hatte tatsächlich noch nie etwas von Deutschland gehört!
    »Wo sind wir hier, Skrohisarn?«, fragte ich langsam. Mit einer weitläufigen Armbewegung wies ich auf das vor uns liegende Land, den Nithana Brok, die in der Ferne liegenden Wälder. »Wie heißt dieses Land?«
    »Wir Chauken nennen unser Land ›Haugmerki‹ , also die Chaukenmark. Für unsere Nachbarn ist es das Dreistromland, denn es liegt zwischen dem Dunklen Fluss im Westen, dem Wiesenfluss in der Mitte und dem Weißen Fluss im Osten [11] .«
    Ich übersetzte mir das Wort »Chauken« mit »die Hohen«, konnte aber nichts mit diesem Begriff anfangen. Ich hatte noch nie etwas von einem Land namens »Haugmerki« gehört. Klang irgendwie finnisch …
    »Warum nennt ihr euch ›die Hohen‹?«
    Ich wollte ihn fragen, ob eine religiöse Bedeutung dahintersteckte, verkniff mir die Frage dann aber.
    »Der Name kommt daher, dass dieses weite und nasse Land immer wieder viele Monde lang überschwemmt wird. Deswegen bauen wir unsere Häuser und Siedlungen zumeist auf Wurten, also Erhebungen aus aufgeschichteten Grassoden. Unser Stamm teilt sich in die Großen und die Kleinen Chauken: Die Großen Chauken sind jene, die zwischen Wiesenfluss und Weißem Fluss auf den höchsten Wurten von Fischerei leben. Die Kleinen Chauken nennt man uns hier, zwischen Dunklem Fluss und Wiesenfluss, die wir auf den kleineren, flacheren Wurten wohnen können. Wir Chauken sind also Hügelbewohner!«
    Ich hatte nie zuvor von einem solchen Volk gehört.
    »Aber wie heißt dieses Land?«, ließ ich nicht locker. »Ich meine, wo liegt es? Was ist die Hauptstadt?«
    Jetzt sah mich Skrohisarn gänzlich irritiert an.

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