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Mark Tate - 011 - Ein Mager läßt die Puppen tanzen

Mark Tate - 011 - Ein Mager läßt die Puppen tanzen

Titel: Mark Tate - 011 - Ein Mager läßt die Puppen tanzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: W. A. Hary
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Gesicht war hübsch, und es war noch nicht viel von ihrer Jugend verblaßt. Sie war dezent geschminkt. John war besonders stolz darauf, daß es Dora gelungen war, trotz der beiden Kinder ihre schlanke Figur zu bewahren. Nur ihr Busen war noch größer geworden als früher.
    »Ich muß dir etwas sagen, Dora, aber unterbrich mich bitte nicht dabei. Obwohl ich seit einigen Jahren hier mit dir lebe, weiß ich praktisch gar nichts über den Ort. Niemand fand sich bisher bereit, mir irgendwelche Erklärungen zu geben – auch du nicht. Wenn ich fragte, bist du meinen Fragen ausgewichen. Bisher hat mich das nicht gekümmert. Du weißt, daß ich weder besonders religiös noch abergläubisch bin, was hierzulande oftmals auf dasselbe herauskommt. Was ich aber heute erlebt habe, zeigt mir, daß es dennoch Dinge gibt, die ich bisher nicht für möglich gehalten hätte.«
    Dora Holleway erschrak.
    »Wie – wie meinst du das?«
    »Auch auf die Gefahr hin, jetzt von dir für verrückt erklärt zu werden, will ich dir alles detailliert schildern, wie ich es erlebt habe. Dann kannst du dir dein Urteil selber darüber bilden. Schau mich an. Ich bin nicht verrückt, und mein Geist ist intakt – noch immer. Du weißt, daß ich ein Realist bin, der die Dinge so nimmt, wie sie sind, und keinen unnötigen Gedanken an das Wieso und das Wie verschwendet.«
    Und dann erzählte er.
    Seine Frau unterbrach ihn tatsächlich kein einziges Mal, obwohl mit jedem Wort ihre Erregung wuchs. Als John endlich geendet hatte, zitterte sie wie Espenlaub. John fühlte, daß ihre Handflächen feucht geworden waren.
    Sie riß ihre Hände los und barg ihr Gesicht darin.
    »Mein Gott, dann stimmt es also doch«, keuchte sie. »Der Fluch verwirklicht sich.« Sie riß die Hände wieder herunter. »Aber warum denn ausgerechnet jetzt? Was haben die heutigen Einwohner dieses Ortes mit den damaligen Vorgängen zu tun?«
    John Holleway wurde hellhörig.
    »Damaligen Vorgängen?« wiederholte er gedehnt.
    Seine Frau erzählte ihm von dem Lord, und John Holleway erfuhr zum ersten Mal in seinem Leben von der Geschichte, die sich um den Bloody River rankte.
    Danach war er sehr nachdenklich geworden.
     
    *
     
    Die Umgebung war skurril und paßte überhaupt nicht in die moderne Zeit. Der Raum, über den sich ein düsteres Gewölbe spannte, erschien wie ein Relikt aus längst vergangenen Zeiten. So ungefähr mußten die Hexenküchen der Alchemisten ausgesehen haben. Es fehlte nichts. Auch nicht der Alchemist selber.
    Er war ein uralt erscheinender Mann mit vertrockneter Haut, die pergamenten wirkte und eine ungesund gelbliche Färbung besaß. Das Gesicht erschien wie eine Schauermaske. Dominierend darin waren die Augen, die von innen heraus zu glühen schienen.
    Der Mann hatte schlohweißes schütteres Haar, durch das die Kopfhaut schimmerte, die den Schädel so straff umspannte, daß er wie der Schädel eines Toten wirkte, der seines Fleisches beraubt war. Weiß war auch der lange, wallende Bart.
    Der Alte war in einen speckigen Umhang gekleidet. Sonst schien er nichts darunter zu tragen. Der Umhang war über und über mit Runen und Zeichen aus der geheimnisvollen Kabbala bedeckt. In der rechten Hand, die einer Krallenhand glich, hatte der Mann einen Druidenstab aus bläulich schimmerndem Granit.
    Das Äußere des Alten war furchteinflößend. Aber das war nicht der einzige Grund, warum ihn niemand aus dem Dorf je zu Gesicht bekommen hatte – von ein paar unvermeidlichen Ausnahmen abgesehen. Mit Absicht lebte der Alte so zurückgezogen. Er hatte sein Leben nicht nur der Kunst der Alchemisten, die von vielen heutigen Wissenschaftlern fälschlicherweise als Scharlatanerie verurteilt wurde, gewidmet, sondern auch der Kunst der Schwarzen Magie, und er hatte es in beiden Disziplinen zu großer Fertigkeit gebracht.
    Jahrzehntelang hatte er seine Forschungen getrieben, und jetzt glaubte er, endlich den Stein des Weisen gefunden zu haben. Seine Erfolge gaben ihm recht.
    Mit fanatisch glitzernden Augen blickte er in eine Ecke des alchemistischen Hexenlabors. Auf schräg an die Felsenmauer gelehnten Bahren lagen Strohpuppen. Sie waren ganz einfach gefertigt. Der Alte hatte sich nicht viel Mühe zu geben brauchen. Es kam weniger auf die äußerliche Form an.
    »Niemand ist je zuvor auf diesen Gedanken gekommen, und mir ist es sogar geglückt, den Gedanken in die Wirklichkeit umzusetzen!« rief er fanatisch. Dann brach er in ein schauriges Gelächter aus.
    »Diese Narren, ich werde

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