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Mark Tate - 011 - Ein Mager läßt die Puppen tanzen

Mark Tate - 011 - Ein Mager läßt die Puppen tanzen

Titel: Mark Tate - 011 - Ein Mager läßt die Puppen tanzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: W. A. Hary
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gegen einen Fluch aufzulehnen.«
    »Nichts ist sinnlos«, widersprach John, »so lange man noch Herr seiner Sinne ist und am Leben. Ich muß herausfinden, wo der Unbekannte zu finden ist, der die Fäden in der Hand hält. Ich muß den Spieß umdrehen. Bisher hat er mich gejagt. Jetzt will ich ihn jagen. Er hat mich erst zu vernichten versucht, als er keine andere Möglichkeit mehr sah. Seine Macht ist groß, das hat er mir zur Genüge demonstriert, aber nicht so groß, daß er keinen Respekt vor mir haben könnte. Andernfalls hätte er mich gleich getötet. Daß ich noch am Leben bin, spricht nur für mich.«
    »Du – du versündigst dich!« rief Dora Holleway.
    Aber John, ihr Mann, drückte sie mit sanfter Gewalt auf einen Sessel und ging wieder zum Fenster.
    »Es mag sein, daß auf diesem Dorf da unten irgend ein Fluch liegt, aber jemand ist da, der diesem Fluch zum Durchbruch verhelfen will. Ich bin ihm dabei nur im Wege, und das werde ich bestimmt auch bleiben, geschehe, was wolle.«
    »Und an mich und die Kinder denkst du gar nicht?«
    »Doch, an euch denke ich dabei besonders, denn wenn ich zu fliehen versuche, um meiner Verantwortung zu entgehen, seid ihr verloren.«
    Entschlossen wandte er sich vom Fenster ab.
    »So, jetzt müssen wir unsere Vorbereitungen treffen, ehe es dafür zu spät ist. Der Unbekannte läßt uns eine Verschnaufpause. Diese müssen wir nutzen.«
     
    *
     
    Kasimir Cassdorf, der Magier und Alchemist, ging auf seine Strohpuppen zu und musterte sie einzeln.
    »Noch seid ihr tot«, murmelte er mit seiner heiseren Stimme. »Bald aber schon werdet ihr zum Leben erwachen. Alles ist vorbereitet. Ich muß meine Armee vergrößern, bevor ich mich wieder diesem John Holleway widmen kann. Ich habe ihn unterschätzt. Er ist noch stärker, als ich gedacht habe. Es bleibt für mich nur zu hoffen, daß er nicht herausbekommt, warum er mir so zu schaffen macht. Seine Ungewißheit ist meine Stärke.«
    Er wandte sich abrupt ab und ging zum Tisch zurück, der mit allerlei altmodisch geformten Reagenzgläsern bedeckt war. Es gab in der Hexenküche des Alchemisten auch modernes Gerät. Eines davon war der Bunsenbrenner. Cassdorf hatte eine Anordnung aus handgeblasenem, kaum durchsichtigem Glas darüber angebracht. Jetzt stellte er das winzige Flämmchen des Brenners stärker.
    Ein seltsamer, beizender Geruch kam auf. Etwas brodelte in der Versuchsanordnung. Am obersten Punkt befand sich ein Glaskorken. Der Alte löste ihn, nahm einen kleinen Behälter zur Hand und schüttete seinen gesamten Inhalt gleichmäßig in die Anordnung hinein. Daraufhin ertönte ein fast bösartig klingendes Zischen. Das Brodeln verstärkte sich.
    Kasimir Cassdorf kicherte leise. Dann pfropfte er den Glaskorken wieder auf und trat einen Schritt zurück. Wohlgefällig betrachtete er die Anordnung.
    »Bald wird es soweit sein«, murmelte er vor sich hin.
    Er hatte sich in den Jahren der Einsamkeit angewöhnt, Selbstgespräche zu führen. Hier konnte er sich das erlauben, denn hier war er mit sich und der Schwarzen Kunst allein.
    Cassdorf entwickelte plötzlich rege Aktivität. Er widmete sich einem Behälter voller Staub. Der Staub erinnerte an gemahlene Kreide und schien auch ähnlich benutzt werden zu können. Der Magier nahm eine reichliche Handvoll davon und ging zu seinen aufgebahrten Strohpuppen. Dabei vergaß er nicht, den Druidenstab mitzunehmen.
    Er stellte sich vor die Puppen und begann einen eigenartig und fremdartig klingenden Singsang. Die Sprache war unbekannt.
    Nachdem er die erste Strophe gesungen hatte, hob er seine Stimme. Der Gesang wurde schrill und brach plötzlich ab.
    Dann machte sich der alte Magier ans Werk. Er schüttete um jede Puppe einen Kreis mit dem weißen Pulver. Dabei vollführte er mit dem Druidenstab seltsame Bewegungen. Ein ganz unaufhörlicher Strom gutturaler Laute, die einer längst vergangenen Sprache entliehen schienen, quoll über seine Lippen.
    Als der Magier seine Tätigkeit beendet hatte, stellte er sich wieder vor die Puppen und begann erneut mit dem Singsang. Danach ging er sämtliche Kreise ab und zog sie mit dem Druidenstab nach.
    Jetzt erst wandte er sich wieder der Versuchsanordnung zu. In den Glasröhrchen war ein rötliches Glimmen entstanden. Kasimir Cassdorf registrierte es befriedigt. Er wartete noch eine Weile. Dann löste er den Glaspfropfen und stellte den Bunsenbrenner etwas höher. Theatralische Beschwörungen murmelnd trat er zurück. Nichts veränderte sich an der

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