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Mark Tate - 011 - Ein Mager läßt die Puppen tanzen

Mark Tate - 011 - Ein Mager läßt die Puppen tanzen

Titel: Mark Tate - 011 - Ein Mager läßt die Puppen tanzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: W. A. Hary
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noch nie gehört, daß Dämonen, die Abgesandten des teuflischen Jenseits, der Hölle, Geistesgestörte meiden? Ja, sie können Geistesgestörten gar nichts anhaben. Ähnliches aber gilt auch für Betrunkene, denn der Rauschzustand verwirrt den Geist und krempelt den Menschen um. Als ich damals mit Warner Conway die Exkursion unternahm, die für den Detektiv so furchtbar endete, hatte ich eine Menge ›Munition‹ dabei, um mich zu schützen. Und als ich im Kellergewölbe die Begegnung mit Kasimir Cassdorf hatte, war ich sternhagel besoffen. Der Detektiv hat mich ausgelacht, als ich ihm von meiner Weisheit erzählte. Das hat sein Ende bedeutet. Ich will nicht sagen, daß der Teuflische mich nicht hat wahrnehmen können, aber zumindest hat die Ausstrahlung Conways meine, vom Alkoholgenuß stark verzerrte übertüncht. Es soll auch nicht bedeuten, daß man von dem Teuflischen nicht vernichtet werden kann, wenn man Alkohol genossen hat. Dafür ist der Dämon zu stark. Es ist wie bei der Pest. Alkohol ist nicht das Allheilmittel, erhöht aber wesentlich die Chancen.«
    Raymond Walsh verstand. Er hatte auch schon davon gehört, daß Geister die Nähe von Verrückten und auch Schwachsinnigen mieden und daß dies in beschränkten Maße auch auf Betrunkene zutraf, hatte das aber stets für ein Ammenmärchen gehalten. Jetzt war das anders. Er hatte schon so viel akzeptiert, ohne einen konkreten Beweis zu sehen, da kam es auf ein wenig mehr nicht an.
    »Und jetzt die Hauptfrage«, sagte er leise. »Warum hast du mir dies alles berichtet.«
     
    *
     
    Ohne zu überlegen, sprintete John Holleway los. Der Schrei seiner Frau riß ab. John erreichte die Treppe, hetzte hinauf.
    Endlich im ersten Stockwerk. Da war die Treppenleiter, die auf den Speicher führte. John sah die Füße seiner Frau.
    Er zögerte keine Sekunde. Sofort sprang er auf die Treppenleiter, raste nach oben.
    Mit beiden Händen griff er nach seiner Frau und hielt sie fest.
    Dann erst folgte er dem Blick ihrer starren, schreckgeweiteten Augen.
    Auch er erschrak. Auf dem Speicher lag eine Strohpuppe. Sie war nicht groß, hatte nur die Größe eines Kindes. Sie lag da. Mit ein paar Nadelstichen und farbigem Faden war ein primitives Gesicht gemacht. Sie rührte sich nicht.
    John drängte sich an Dora vorbei, die nicht ihren Blick von dem Ding lassen konnte, und betrat den Speicher. Sprungbereit ließ er seinen Blick in die Runde gehen. Seine Hände waren leicht geöffnet, bereit, sofort zuzupacken. In diesem Moment bot er einen Anblick, der einen Gegner das Früchten lehren konnte.
    Aber es gab keinen Gegner!
    Und jetzt fiel es John wie Schuppen von den Augen: die Strohpuppe. Er ging hin und nahm sie auf. Es war ein uraltes Ding, mit dem vielleicht schon seine Schwiegermutter gespielt hatte. Irgendwie war sie hier auf dem Speicher gelandet, beim alten Trödelkram. Hier hatte sie nun gelegen, niemand weiß, wie lange – nur, um an einem solch furchtbaren Tag wie heute Dora Holleway und ihren Mann schier zu Tode zu erschrecken.
    Auch Dora hatte jetzt erkannt, daß das Ding völlig harmlos war. Sie kam vollends herauf und fiel John in die Arme. Haltlos schluchzte sie.
    »Oh, John, es tut mir ja so leid, daß ich mich habe gehenlassen, aber meine Nerven … Ich habe gedacht, daß sie stärker sind, habe mir eingebildet, ich würde mich nicht mehr fürchten, hätte alles akzeptiert und wäre dir eine große Stütze. Und dann …«
    »Bitte, Darling, hör doch auf«, sagte er zärtlich und streichelte ihr Haar. »Auch ich habe mich erschrocken. Unsere Nerven sind überbelastet. Da reagiert man anders als normal. Dessentwegen brauchst du dir keinen Vorwurf zu machen. Komm, wir suchen gemeinsam nach dem, was wir brauchen. Wir müssen uns dabei beeilen. Das Haus darf nicht so lange ohne Aufsicht bleiben.«
    Sie nickte tapfer, und dann machten sie sich an die Arbeit. Minuten später hatten sie das Wichtigste. Mit dem Speicher fingen sie an. John Holleway markierte sämtliche Öffnungen, die vorhanden waren, mit Weihwasser. Es gab genügend. Er hatte nicht nur die eine Flasche gefunden, die er unten auf den Wohnzimmertisch gestellt hatte. Die verstorbenen Schwiegereltern waren besessen fromm gewesen. Aus der Zeit noch, da sie in diesem Haus gewohnt hatten, stammte das ganze Zeug.
    John hängte sämtliche Kreuze wieder auf, die er vor langer Zeit nach und nach abgehängt hatte, und verspritzte überall Weihwasser. Dabei murmelte er Gebete, von seiner Frau angeleitet, die als

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