Markus, glaubst du an den lieben Gott? (German Edition)
ist ein guter Ansatz, um das Neinsagen zu üben. Doch Jugendliche nutzen das Internet oft, um ihren Frust loszuwerden, und so erfahren nur ihre Chat-Freunde, was sie alles als Ungerechtigkeit empfinden. Der Hinweis auf Chancengleichheit in Schule und Beruf fällt oft auf fruchtbaren Boden, da bereits in kleineren Gruppen Unterschiede und Benachteiligungen sichtbar werden. Wir üben den fairen Umgang miteinander. Dazu muss ich den Beteiligten oft Mut machen, ein „echtes“ Gespräch zu führen, eines von Angesicht zu Angesicht. Und dann muss ich manchmal nur noch zuschauen. Die Kommunikation untereinander und mit der Erwachsenenwelt wächst mit jedem einzelnen Argument, das selbstbewusst vorgetragen wird. Wir können über alles diskutieren, ohne gleich eine Revolution anzuzetteln. Interessant ist nur: Je genauer die Kinder und Jugendlichen ihre Rechte kennen, desto mehr fragen sie auch nach ihren Pflichten.
Das Deutsche Kinderhilfswerk organisiert jedes Jahr einen Kongress der Kinderrechte. Rund 80 Kinder und Jugendliche zwischen 10 und 17 Jahren nehmen an dem Kongress teil.
Ich schreibe auf dem Weg zum 2. Kongress der Kinderrechte 2012, bei dem ich einige Workshops betreue: „Mensch, Junge, was für ein Tag! Ich begebe mich gleich in den Strudel eines Kongresses. Muss dort improvisieren, darf jonglieren – mit dem, was gegeben ist. Gruppen von jungen Menschen werden nachdenken und sich am Ende des Tages artikulieren. Ein Motto haben sie schon vorab gefunden: ‚Wir sind nicht nur Deko!‘ – was für ein fröhlicher Ansatz! Es geht um die Verbesserung der Entwicklungsmöglichkeiten von Kindern und Jugendlichen in den Städten. Da sind die Politiker bestimmt schon ganz gespannt drauf. Ich werde den Kids raten, die Macher von Politik und Wirtschaft genau da abzuholen, wo es ihnen auch sonst wehtut. Wie wäre es mit einem Streik unseres Nachwuchses? Unter dem Motto: „Wir sind erst dann wieder die lieben Kinder, wenn ihr unsere Zukunft besser sichert und unsere Lebensqualität erhöht. Wir sind jetzt mal Lobby und machen es wie die Flugbegleiter oder Fluglotsen. Denn ohne uns geht nichts. Wir haben konkret ausgearbeitete Programme. Wenn man nicht auf uns hört, bleiben wir einfach mit einem Schild in der Hand sitzen oder stehen. Wir sind nicht nur Deko! In der Schule, beim Sport, beim Nachhausegehen und beim Mittagessen: Redet mit uns! Wir sind die ‚IG Kinder‘. Nur lieb wollen wir nicht sein – das ist nicht gut für euch Erwachsene.“
Irgendwann soll mal ein Kind gesagt haben: „Eine neue Wirklichkeit wird immer dann geschaffen, wenn ich sie einfach beginne.“ In solchen Momenten, glaube ich, vollzieht sich ein gewaltiger Evolutionssprung, den uns Gott geschenkt hat. Und den er uns immer wieder schenkt, von Generation zu Generation.
Thomas Krüger, Präsident des DKHW, sagt: „Erwachsene reden heutzutage häufig davon, dass Deutschland kinderfreundlicher werden muss. Doch an diesen Diskussionen werden Kinder und Jugendliche kaum beteiligt. Der jährliche Kongress der Kinderrechte dient dazu, Kinder und Jugendliche zu Wort kommen zu lassen und zu hören, wie es um ihre Beteiligung bestellt ist. Kinder- und Beteiligungsrechte spielen nach wie vor im Alltag eine viel zu geringe Rolle. Die Vorbehalte, Kinder und Jugendliche als gleichberechtigte und vor allem kompetente Partner in eigener Sache anzusehen, sind immer noch viel zu stark. Was macht eine kindergerechte Kommune aus, und was ist notwendig, um Kinder und Jugendliche zu beteiligen? Verhandeln auf Augenhöhe. Mitbestimmung erfordert, dem Gegenüber alle dafür notwendigen Mittel zur Verfügung zu stellen. Unser Ziel ist es, zu zeigen, wie es um das Beteiligungsrecht der UN-Kinderrechtskonvention in Deutschland bestellt ist und welche Verbesserungen notwendig sind. Zur Vorstellung der Kongressergebnisse werden nicht nur Politikerinnen und Politiker eingeladen, sondern es ist auch geplant, dass eine Gruppe von Kindern und Jugendlichen die Ergebnisse der Kinderkommission des Deutschen Bundestages vorstellt. Kinder und Jugendliche aus Berlin, Castrop-Rauxel, Halle (Saale), Hannover, Karlsruhe, Köln, Marburg, Offenbach, Rostock und Schramberg sowie aus dem Landkreis Vorpommern-Greifswald nehmen am Kinderkongress teil. Diese engagieren sich in Kinder- und Jugendparlamenten, Kinder- und Jugendräten, Jugendclubs und Schülervertretungen, aber auch in Jugendhilfe-Einrichtungen. Bei der Auswahl wurden nicht ausschließlich Gruppen ausgesucht, bei denen
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