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Marlene Suson 2

Marlene Suson 2

Titel: Marlene Suson 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Mitternachts-Lord
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er erwartet hatte. Von dem ihm verbliebenen Rest konnte er nicht einmal seiner Frau ein Essen in dem Wirtshaus spendieren oder sich ein Pferd für den Ritt nach Wingate Hall mieten. Er würde zu Fuß gehen müssen, und es würde ein sehr langer Marsch sein.
    Nie zuvor war Stephen gezwungen gewesen, mit einer öffentli- chen Postkutsche zu reisen oder in Wirtshäusern am Straßenrand einzukehren. Hoffentlich würde das auch nie wieder nötig sein. Früher war er ausschließlich in einer seiner schnellen, eleganten Chaisen gereist und hatte unterwegs stets auf den noblen Land- sitzen seiner Freunde haltgemacht. Wieder etwas, das er nicht zu schätzen wußte, bis er es verloren hatte.
    Meg schaute über das malerische, friedliche Tal. Von hier aus konnte man ein halbes Dutzend kleiner Backsteinhäuser in der Landschaft verstreut liegen sehen. „Was für ein hübsches Tal! Wie weit sind wir noch von deiner Farm entfernt?“
    „Du stehst schon auf Wingate-Grund. Das ganze Tal gehört zu Wingate Hall.“
    Ihrem Gesichtsausdruck nach schien sie nicht recht zu glauben, daß so ein großer Besitz ihm gehören könnte.
    Geräuschvoll setzte die Kutsche sich in Bewegung und ließ Stephen und Meg am Straßenrand vor dem Wirtshaus zurück.
    „Geh doch ein bißchen spazieren, und schau dir die Gegend an“, schlug Stephen vor. „Dann kannst du deine neue Heimat ein wenig erforschen, während ich ins Wirtshaus gehe und mich mal umhöre.“
    „Es wird guttun, mir die Beine ein bißchen zu vertreten“, stimmte Meg zu. „Bleib aber bitte nicht so lange.“
    „Keine Sorge“, versicherte er.
    Meg drehte sich um und ging die Straße hinunter auf die Häu- ser zu. Während der Fahrt nach Yorkshire hatte Stephen deutlich gespürt, daß Megans Glaube an ihn immer schwächer wurde.
    Er konnte ihr nicht einmal einen Vorwurf daraus machen. Drü- ben in Virginia hatte er ihr so viel versprochen, und was hatte er ihr bis jetzt geboten? Er wußte, daß sie Angst hatte, und er rechnete es ihr hoch an, daß sie noch kein Wort des Vorwurfs hatte verlauten lassen.

Aber der trostlose Blick in ihren Augen ...
    Niedergeschlagen sah Stephen ihr noch einen Augenblick nach. Dann drehte er sich um und betrat das Wirtshaus. Drinnen war es ziemlich dunkel, denn die schmalen, hoch in der Wand liegen- den Fenster ließen nur wenig Licht herein. Mehr Beleuchtung lieferte das lodernde Feuer in dem großen Kamin. Die Luft in dem stickigen Raum roch nach Tabak und Hopfen.
    An einem der rohen Bohlentische saßen vier Männer lachend und schwatzend beim Bier. Stephen gesellte sich zu ihnen, wobei er sorgfältig darauf achtete, daß er das Feuer im Rücken hatte, damit sie sein Gesicht nicht so deutlich sahen. Stephen hatte kein Geld für einen Humpen Bier, doch die Männer waren so in ihre Unterhaltung vertieft, daß sie seine leeren Hände gar nicht bemerkten.
    Stephen erkannte keinen von ihnen, aber ihrer derben Klei- dung und den wettergegerbten Gesichtern nach waren es sicher Bauern oder Landarbeiter.
    Er war tief beschämt, als ihm zum Bewußtsein kam, daß diese Leute mit großer Wahrscheinlichkeit zu seinen Pächtern gehör- ten und er dennoch keinen von ihnen kannte. Sein Vater hätte sie alle mit Namen gekannt, und nicht nur sie, sondern auch je- des ihrer Familienmitglieder. Sogar über ihre Sorgen und Nöte hätte er Bescheid gewußt.
    Zwei von ihnen mußten so um die Dreißig sein. Es waren große, schwere Männer mit harten Augen und Gesichtern. Die Ähnlich- keit zwischen ihnen war so auffällig, daß Stephen sie für Brüder hielt. Die beiden anderen waren kleiner und ein wenig älter.
    „Seid ihr Pächter von Wingate Hall?“ fragte Stephen.
    „Mhm.“ Einer der Brüder nickte.
    Stephen bemühte sich um eine möglichst umgangssprachliche Ausdrucksweise. Das und seine abgetragene Kleidung würde dafür sorgen, daß sie ihn für ihresgleichen hielten. „Wie kommt man hier denn so zurecht als Pächter?“
    „Prima, jetzt, wo der Duke of Westleigh das Sagen hat“, meinte der andere Bruder.
    Stephen glaubte, nicht richtig gehört zu haben.
    „Sam hat recht“, bestätigte der andere. „Ein verdammtes Glück, daß wir den Duke haben.“
    Stephen war wie vor den Kopf geschlagen. Wie war es nur möglich, daß Westleigh Wingate Hall gekauft hatte?

Nichts leichter als das! durchfuhr es Stephen wie ein Mes- serstich. Das Gut war kein Fideikommiß. Wenn er selbst für tot erklärt worden war und George es geerbt hatte, konnte er es ver- kaufen,

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